Doch Ermittlungen in Afrika zum Missbrauchsfall Dillinger

Zeugen könnten negative Folgen befürchten

Im Missbrauchskomplex um den Priester Edmund Dillinger aus dem Bistum Trier will das Auswärtige Amt nun offenbar doch mithelfen, mögliche weitere Taten in Afrika aufzudecken. Das Außenministerium wolle sich jetzt doch einschalten.

Wohnhaus des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger / © Oliver Dietze (dpa)
Wohnhaus des verstorbenen Priesters Edmund Dillinger / © Oliver Dietze ( dpa )

Zuvor gab es mehrere vergeblichen Anfragen der Sonderermittler, berichtete der Saarländische Rundfunk (SR) am Dienstagabend. Dillinger (1935-2022), der die Hilfsorganisation CV-Afrika-Hilfe gegründet hatte, war auch in vielen afrikanischen Ländern tätig. "Mögliche Erkenntnisse aus noch laufenden Erkundigungen in afrikanischen Ländern sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben werden", hatten die im Auftrag der Aufarbeitungskommission tätigen Juristen Jürgen Brauer und Ingo Hromada bei der Vorstellung ihres Abschlussberichts am vergangenen Dienstag erklärt. Es sei aber enttäuschend, "dass verschiedene Stellen, so zum Beispiel das Auswärtige Amt, Bitten um Auskunft oder Unterstützung völlig ignoriert" hätten.

Jetzt aber, so der SR, habe das Ministerium erklärt, man unterstütze ausdrücklich das Ziel der rechtlichen Aufarbeitung von Sexualdelikten deutscher Staatsbürger an Minderjährigen auch im Ausland. Zwar könne kein Rechtshilfeersuchen gestellt werden, da es kein Strafverfahren gegen den verstorbenen Geistlichen gebe. Aber man wolle Möglichkeiten prüfen, die Kommission anderweitig zu unterstützen.

Zeugen könnten negative Folgen befürchten

Die Suche der Aufarbeitungskommission in Ländern wie Tunesien, Togo und Kamerun konzentriert sich laut SR auf mögliche Opfer und Zeugen. Die Ermittler wollten dabei mit Hilfe des Auswärtigen Amts unter anderem wissen, welche nicht-staatlichen Organisationen in Afrika Unterstützung für Missbrauchsopfer leisten. Staatliche Stellen wolle man aber nicht einbeziehen. Da Homosexualität in einigen Teilen Afrikas unter Strafe steht, befürchteten die Ermittler mögliche negative Folgen für Zeugen.

Nach Erkenntnissen der Sonderermittler hat Dillinger zwischen 1961 und 2018 in Deutschland mindestens 19 Personen sexuell missbraucht. Außerdem seien "sehr viele Personen", deren Zahl nicht annähernd zu beziffern sei, Opfer von sexuell motiviertem Verhalten Dillingers geworden, "indem sie in sexualisierten Posen fotografiert wurden, Berührungen in allen Körperregionen ausgesetzt waren oder Annäherungsversuche abwehren mussten". Die 96-seitige Studie kommt zu dem Schluss, "dass Dillinger über Jahrzehnte das Gegenteil dessen vorlebte", was er predigte. 

Kommission zur Missbrauchsaufarbeitung im Bistum Trier

Die "Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Verantwortungsbereich des Bistums Trier" (UAK) hat sieben Mitglieder. Dem Gremium gehören Missbrauchsbetroffene wie auch Fachleute aus verschiedenen Berufen an. Die Kommission wurde durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Juni 2021 berufen. Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der frühere rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers (SPD).

Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht (KNA)
Blick über den Innenhof auf den Trierer Dom Sankt Petrus (l.) und den Domkreuzgang / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA