Diskussion um Türkisch statt Englisch an NRW-Schulen hält an

"Absolut anti-intergrativ"

Der Vorschlag, an Grundschulen in NRW künftig Türkisch statt Englisch zu unterrichten, sorgt weiter für Kritik. Es brauche eher mehr Deutschunterricht, sagte die migrationspolitische Sprecherin der FDP, Linda Teuteberg. Damit steht sie nicht allein.

Schulunterricht / © Armin Weigel (dpa)
Schulunterricht / © Armin Weigel ( dpa )

Türkisch statt Englisch? Der Vorsitzende des NRW-Integrationsrates, Tayfun Keltek, hatte vorgeschlagen, den Englisch-Unterricht an Grundschulen komplett abzuschaffen zugunsten von Türkisch, Polnisch oder Russisch. Es brauche eher mehr Deutschunterricht, erwidert nun die migrationspolitische Sprecherin der FDP, Linda Teuteberg, in der "Bild"-Zeitung am Samstag.

Die Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal erklärte, Englisch sei "neben unserer Muttersprache Deutsch die mit weitem Abstand wichtigste Sprache, die wir den Kindern in unseren Schulen vermitteln müssen, um ihnen das passende Rüstzeug für ihr weiteres Leben mitzugeben." Josef Kraus vom Deutschen Lehrerverband sagte, eine Änderung wäre "absolut antiintegrativ".

Keltek: Auch deutsche Kinder profitieren davon

Keltek erklärte zuletzt, es gehe nicht um das Türkische, sondern um die Lebensrealitäten der Kinder. "Welchen Sinn ergibt es, siebenjährigen Kindern Englisch beibringen zu wollen, wenn sie diese Sprache nur aus dem Fernsehen kennen?" Er forderte, die Potenziale der Gesellschaft nicht brachliegen zu lassen. Auch deutsche Kinder profitierten davon, die Herkunftssprachen ihrer Mitschüler zu erlernen.

Am Freitag hatte die nordrhein-westfälische Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) den Vorschlag abgelehnt. "Englisch ist und bleibt die zentrale Fremdsprache, die eine weltweite Kommunikation ermöglicht", sagte sie in Düsseldorf; und weiter: "Der Vorschlag des Vorsitzenden des Landesintegrationsrats schießt über das Ziel hinaus." Aufgrund seiner internationalen Bedeutung bleibe Englisch an allen Grund- und weiterführenden Schulen verpflichtend. Zudem gebe es bereits ein breites Angebot an herkunftssprachlichem Unterricht, darunter in Türkisch oder Polnisch.

Ein Drittel aller Kinder in NRW haben Migrationshintergrund

Keltek hatte dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag) erklärt, etwa ein Drittel aller Kinder in NRW habe einen Migrationshintergrund und spreche etwa Türkisch, Russisch oder Polnisch. Für die deutschen Kinder wäre es einfacher, sie würden diese Sprachen erlernen. Und die Kinder mit Migrationshintergrund hätten mehr Zeit, sich auf das Deutsche zu konzentrieren. Für Kinder, die ohnehin zweisprachig aufwachsen, wäre es besser, diese Kenntnisse zu vertiefen, so Keltek; "dann fällt ihnen später auch das Englische leichter". (KNA)


Quelle:
KNA