Diskussion in katholischen Studentenverbindungen geht weiter

"Polemisches Schreiben aus jugendlicher Feder"

Eine Reforminitiative gibt auf, Alte Herren pfeifen Teile der Aktivitas zurück. In katholischen Studentenverbindungen nimmt die Diskussion über das zukünftige Profil an Schärfe zu. Eine Stellungnahme hatte für Diskussionen gesorgt.

Autor/in:
Joachim Heinz
Mitglieder verschiedener katholischer Studentenverbindungen / © Volker Schrank (KNA)
Mitglieder verschiedener katholischer Studentenverbindungen / © Volker Schrank ( KNA )

Ein Kernpunkt der Debatte ist die Frage, ob sich die Verbindungen für nicht-katholische Studenten öffnen sollen. Und wie mit jenen Mitgliedern zu verfahren ist, die aus der Kirche austreten.

Konkret damit umzugehen haben die Verantwortlichen vor Ort. Aber längst haben diese und andere Streitpunkte auch den Cartellverband erreicht, den Zusammenschluss von rund 125 katholischen Verbindungen. Unlängst wurde eine Stellungnahme von Berliner Verbindungen bekannt, die in den kommenden Monaten als "Vorort" die Führung des sogenannten Studentenbundes im Cartellverband übernommen haben.

Ablehnung vom Reformen im "Memorandum Romanae"

Tenor des 30-seitigen "Memorandum Romanae": Keine Aufnahme von Ungetauften. Bei einem Kirchenaustritt von Cartellbrüdern, "sollte es den einzelnen Verbindungen überlassen sein, wie sie mit diesen Fällen umgehen". Politisch einbringen könne sich der Dachverband laut Denkschrift hauptsächlich im Bildungs- und Hochschulwesen sowie in der katholischen Kirche. Scharf kritisiert werden als Entgleisungen empfundene Entwicklungen der postmodernen Welt.

Pontifikalamt für Cartellversammlung der katholischen Studentenverbindungen / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Pontifikalamt für Cartellversammlung der katholischen Studentenverbindungen / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Ablehnend stehen die Autoren des Manifests auch der innerkirchlichen Reformdebatte gegenüber und warnen vor möglichen Konsequenzen: "Wir werden erste Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare erleben, vielleicht vermehrt die Bezeichnung 'Gott*' oder 'Gott+' lesen müssen und die Ideologie der Synodalen wird am Ambo, vielleicht sogar von Frauen, als die neue kirchliche Wirklichkeit proklamiert werden. Und das alles gegen den Willen Roms, gegen Dogma, Lehramt und Kirchenrecht."

Eine liberalere Linie als der Berliner Vorort vertrat dem Vernehmen nach unter anderem die "Initiative 2025", die über Änderungen in Satzung und Cartellordnung die katholischen Studentenverbindungen zukunftsfester machen wollte. Diese Initiative hat sich inzwischen allerdings aufgelöst.

"Sorge um das Ansehen des Cartellverbandes"

Dann wären da noch die Alten Herren. Im Cartellverband sind sie im Altherrenbund zusammengeschlossen. Dessen Vorsitzender leitet zugleich das oberste Organ des Cartellverbandes, den CV-Rat, dessen weitere Mitglieder der amtierende Vorort-Präsident sowie je ein zusätzlicher Vertreter des Studentenbundes und des Altherrenbundes sind.

Aktuell ist Claus-Michael Lommer aus Koblenz der CV-Ratsvorsitzende. Gemeinsam mit dem Seelsorger des Cartellverbands, dem Paderborner Moraltheologen Peter Schallenberg, pfiff Lommer die Berliner Fraktion jetzt zurück. Zwar sei es zu begrüßen, "dass sich der Berliner Vorort mit dem Katholizitätsprinzip, dem Alleinstellungsmerkmal des Cartellverbandes und seiner 125 Verbindungen, befasst".

Pontifikalamt für Cartellversammlung der katholischen Studentenverbindungen / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Pontifikalamt für Cartellversammlung der katholischen Studentenverbindungen / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Aber das "Memorandum Romanae" habe bei Cartell- und Bundesbrüdern "zu Irritation, Unverständnis und Sorge um das Ansehen des Cartellverbandes in der öffentlichen Wahrnehmung geführt". Und weiter: "Die derzeitige Fassung lässt den Verband und seine Verbindungen für die Außenwelt als erzkonservativen, der heutigen Zeit und ihren Herausforderungen abgewandten Verein erscheinen".

Es handle sich mitnichten um ein "knackiges Positionspapier des Vorortes zu dem Grundprinzip Religio und zu Glaube und Kirche", sondern um "ein ausuferndes, pathetisch formuliertes, belehrendes und teilweise auch polemisches Schreiben aus jugendlicher Feder". Es gelte nun, das Papier zu überarbeiten. Denn: "Diskutieren sollten wir die reinen Inhalte ohne das ausufernde Beiwerk teilweiser persönlicher Kommentierungen und Bewertungen schon."

Quelle:
KNA