Schon durch die Rede von US-Vizepräsident J.D. Vance Mitte Februar 2025 bei der Münchner Sicherheitskonferenz wurde deutlich, dass sich durch die Trump-Administration weltpolitisch einiges ändern wird. Nach dem Eklat um den Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus am vergangenen Freitag ist die Sorge noch deutlich größer geworden.
In der neuen Folge von "Frings fragt", dem gemeinsamen Podcast von DOMRADIO.DE und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, spricht ZdK-Generalsekretär Marc Frings mit einem ausgewiesenen Kenner der Internationalen Politik: Christoph Heusgen war von 2022 bis 2025 Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Seit 2005 beriet er die damalige Bundeskanzlerin Merkel zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen und war u. a. von 2017 bis 2021 Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen in New York.
Kritik am Vatikan
Heusgen analysiert im Gespräch mit Marc Frings die Spannungen zwischen den USA und Europa sowie die zunehmende Infragestellung der regelbasierten Weltordnung durch Länder wie Russland und China.

Das vatikanische Verhalten beim Krieg gegen die Ukraine hält der langjährige Diplomat nicht für optimal. Der Vatikan habe zu wenig berücksichtigt, dass in Russland Staat und Kirche eins seien. Der Moskauer Patriarch Kyrill gehöre mit zu den Scharfmachern. Der russische Präsident Putin bediene sich der Kirche: "Ich habe den Eindruck, dass im Vatikan Illusionen herrschen über die Ausrichtung der orthodoxen Kirche. Die Orthodoxie hat nicht diese Trennung wie bei uns von Staat und Kirche. Da macht man sich vielleicht im Vatikan etwas vor."

Doch auch Europa habe Putin und dessen Denken noch nicht verstanden. Der russische Präsident verstehe nur die Sprache der Stärke, er zeige bislang überhaupt keine Anzeichen für eine friedliche Lösung jenseits des Schlachtfeldes. Die Europäer müssten nun ihre "Hausaufgaben" bei der Sicherheits- und Verteidigungspolitik machen.
Werben für Demokratie und Völkerrecht
Heusgen betont im Verlauf des gut halbstündigen Podcasts die Notwendigkeit, dass Deutschland seine Verantwortung wahr- und eine Führungsrolle übernimmt, um die liberale Weltordnung zu verteidigen. Er plädiert dafür, die Kräfte in der Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik zu bündeln, um wirksam auf globale Herausforderungen reagieren zu können.
Es müsse eine Allianz der Demokratien geben, die Stärke des Rechts müsse betont werden. Probleme würden in Europa als Erbe des Zweiten Weltkriegs nicht mehr auf dem Schlachtfeld geklärt, sondern über Gerichte, durch das Völkerrecht. Dafür und für die Demokratie müsse international, aber auch regional, vor Ort, geworben werden. Frieden sei durch Dialog möglich!
In den beiden ersten Folgen von "Frings fragt" sprach Marc Frings mit der Psychologin Marina Weisband und dem Politik-Journalisten Albrecht von Lucke. In der dritten Folge war Soziolog:in Sabine Hark zu Gast, in der vierten Folge dann der Leiter des Bundesarchivs Prof. Dr. Michael Hollmann. Schließlich sprach Marc Frings mit dem Literaturwissenschaftler Heinrich Detering und kurz vor der Bundestagswahl mit dem ZEIT-Journalisten Heinrich Wefing. Nach der Wahl interviewte Marc Frings den Ethiker und Theologen Andreas Lob-Hüdepohl.