Dikasterium für Laien, Familie und Leben im Porträt

"Ein Baby des Zweiten Vatikanischen Konzils"

Im Sommer stellt DOMRADIO.DE gemeinsam mit Radio Vatikan die Institutionen des Heiligen Stuhls vor. Das Dikasterium für Laien, Familie und Leben scheint thematisch breit aufgestellt zu sein. Ist es das denn auch?

Autor/in:
Stefan von Kempis
 Familie auf dem Petersplatz
 / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Familie auf dem Petersplatz / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Wie ist dieses Dikasterium historisch entstanden? 

"Also, böse gesagt: In der Renaissance und in der Barockzeit gab es im Vatikan noch keine Behörde für das Thema Familie; damals waren die Päpste noch vollauf damit beschäftigt, ihre eigene Familie zu fördern, Stichwort Nepotismus. 

Aber Spaß beiseite: Das Dikasterium für Laien, Jugend und Familie ist ein Baby des Zweiten Vatikanischen Konzils. Damals ordnete Papst Paul VI. einiges im Vatikan neu, und er gründete unter anderem einen päpstlichen Rat für die Laien und Komitee für die Familie; aus diesem Komitee entwickelte sich später ebenfalls ein päpstlicher Rat. Diese beiden Behörden hat der unlängst verstorbene Papst Franziskus dann in seiner Kurienreform zu einer einzigen zusammengelegt – und sie ist ein Dikasterium, wie die anderen großen Behörden an der römischen Kurie."  

Was ist das Besondere an diesem Dikasterium?

"Zunächst einmal, dass seine Zuständigkeiten "das tägliche Leben sehr vieler Menschen betreffen", wie Franziskus einmal gesagt hat. Das macht es zu einem "populären" Dikasterium. Speziell ist aber auch seine Jugendabteilung: Sie ist seit 1985 – damals gehörte sie noch zum Laienrat – federführend verantwortlich für die Organisation des Weltjugendtags, in Zusammenarbeit mit den lokalen Komitees. Übrigens: Seit 1994, einem kirchlichen Jahr der Familie, ist der Päpstliche Rat für die Familie – heute Teil des Dikasteriums, über das wir sprechen – für die Organisation der Welttreffen der Familien verantwortlich."   

Was gehört außer den großen Überschriften Laien, Jugend, Familie sonst noch zu den Zuständigkeiten dieses Dikasteriums? 

"Laut Kurienreform von Franziskus auch noch die Seelsorge an älteren Menschen sowie die Förderung und der Schutz des Lebens. Auch die Förderung der Identität und Sendung von Frauen – in der Kirche und in der Gesellschaft – obliegt dem Dikasterium. 

Wichtig ist außerdem die Förderung der Sendung der Laien – als Einzelne sowie auch als Mitglieder von Vereinigungen, Bewegungen und Gemeinschaften. Das heißt: Neue kirchliche Gemeinschaften und Gruppen fallen nicht in die Zuständigkeit der vatikanischen Ordensbehörde, sondern des Laien-Dikasteriums. Das Dikasterium hat darüber hinaus die Aufgabe, die Vorschläge der Bischofskonferenzen zur Einrichtung neuer Ämter und kirchlicher Dienste, die Laien anvertraut werden sollen, zu bewerten und zu billigen, je nach den Bedürfnissen der Teilkirchen. Und: Das Dikasterium befasst sich auch mit Fragen der Zusammenarbeit zwischen Laien und geweihten Amtsträgern; das ist ja ein heikler Bereich, über den in Deutschland wie auf globaler Ebene die synodalen Prozesse nachgedacht haben." 

Das sind ja teilweise Zuständigkeiten, die direkt die Anliegen der diversen Reformprozesse in der katholischen Kirche betreffen… 

"Ja – man kann da auch noch weitere Beispiele aufzählen. So hat das Dikasterium auch noch die Aufgabe, Modelle für die pastorale Begleitung von zivil wiederverheirateten Geschiedenen zu sammeln und vorzuschlagen, ebenso wie für diejenigen, die in einigen Kulturen (speziell in Afrika) in polygamen Situationen leben. Auch Biomedizin und Lebensschutz fallen in die Zuständigkeit unserer Behörde. Darum arbeitet sie natürlich eng mit der Päpstlichen Akademie für das Leben und dem Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. für die Wissenschaften von Ehe und Familie zusammen."

Quelle:
VN