Dienstabzeichen für jüdische und muslimische Armee-Seelsorge

Mit Kreuz, Halbmond und Gesetzestafeln

Neutralität ist Trumpf im Nachbarland Schweiz - wenn auch eine bewaffnete. Nun führt die Schweizer Armee eigene Dienstabzeichen für die Seelsorger religiöser Minderheiten ein. Und das Kreuz?

Autor/in:
Barbara Ludwig und Alexander Brüggemann
Schweizer Armee-Seelsorger mit einem Kreuz am Kragen seiner Uniform / © Regula Pfeifer/kath.ch (KNA)
Schweizer Armee-Seelsorger mit einem Kreuz am Kragen seiner Uniform / © Regula Pfeifer/kath.ch ( KNA )

Bislang trugen Schweizer Armee-Seelsorger ein Kreuz am Kragen ihrer Uniform - das sogenannte Dienstzweigabzeichen der Armee-Seelsorge. Das lag nahe - solange alle Seelsorgenden Christen waren. In diesem Jahr haben sich erstmals auch Seelsorger mit jüdischem oder muslimischem Hintergrund in einem Lehrgang vorbereitet.

Im Einsatz waren sie bislang erst sporadisch, wie Noel Pedreira, Vize-Chef der Armee-Seelsorge, auf Anfrage des Portals kath.ch mitteilte. Richtig starten sollen sie 2023. Dann führt die Schweizer Armee für die zwei zusätzliche Dienstabzeichen ein; die Christinnen und Christen behalten ihr Kreuz am Kragenspiegel.

Erinnerung an die zehn Gebote

Für jüdische Seelsorger wurden Gesetzestafeln mit hebräischen Schriftzeichen als Dienstabzeichen ausgewählt, wie Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes, kath.ch mitteilte. Man habe die Möglichkeit gehabt, selbst Vorschläge einzubringen.

Diese Gesetzestafeln erinnern an die zehn Gebote, die Gott laut dem jüdischen Glauben am Berg Sinai auf zwei Steintafeln geschrieben und an Moses übergeben hat. Die ersten zehn Buchstaben des hebräischen Alphabets symbolisieren die Zehn Gebote auf den Tafeln.

Bei der Wahl der Gesetzestafeln habe man sich an anderen Armeen orientiert, so Kreutner. Auf mögliche Kombinationen mit symbolischen Elementen wie Davidstern, Schwert oder Lorbeerkranz habe man dagegen verzichtet. In Deutschland zum Beispiel setzt sich das Logo des Militärrabbinats aus dem Davidstern und den Gesetzestafeln zusammen.

Akzeptanz anderer Religionsgemeinschaft

Generalsekretär Kreutner sagte kath.ch, ein eigenes Abzeichen für jüdische Seelsorger sei nötig, denn: "Es wäre verwirrend, wenn jüdische Armeeseelsorger mit dem Abzeichen einer anderen Religionsgemeinschaft unterwegs wären." Die Einführung religionsspezifischer Abzeichen habe auch den Vorteil, dass "man niemandem etwas wegnimmt und alle sich akzeptiert fühlen", findet der Generalsekretär.

Symbolbild Religionen / © godongphoto (shutterstock)

Muslimische Seelsorger tragen in der Schweiz künftig den Halbmond am Kragen. Auch ihre Religionsvertreter zeigen sich mit dieser Lösung zufrieden. Mit dem neuen Abzeichen sei das Gegenüber über den religiösen Hintergrund informiert, so Pascal Gemperli, Sprecher der Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz. Das spiegele "die Diversität in der Armee" wider. In Deutschland gibt es bislang noch keine muslimischen Seelsorger für die Bundeswehr.

Wehrpflicht statt Berufsarmee

Die Schweizer Armee wurde 1817 gegründet und soll seither die "bewaffnete Neutralität" der Schweiz sichern. Eine Besonderheit der Schweizer Streitkräfte ist das sogenannte Milizsystem. Statt einer reinen Berufsarmee wie in den meisten Nachbarländern gibt es hier insgesamt nur etwa fünf Prozent Berufs- und Zeitsoldaten; der größte Teil der Armee besteht aus zumeist jungen Wehrpflichtigen, die 18 bis 23 Wochen Grundausbildung und insgesamt acht Monate Militärdienst leisten. Diese allgemeine Wehrpflicht wurde zuletzt bei einer Volksabstimmung 2013 von einer Mehrheit der Bevölkerung befürwortet.

Wie genau die Dienstabzeichen für Juden und Muslime in der Armee aussehen werden? Konkrete Entwürfe gibt es noch nicht, sagt Armee-Seelsorger Pedreira. "Die Designer arbeiten noch daran."

Quelle:
KNA
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