Die Uhrumstellung im Kölner Dom ist noch echte Handarbeit

Nichts mit Funksignal

Jedes Jahr werden die Uhren am letzten Märzwochenende von der Winterzeit auf die Sommerzeit umgestellt. Bei modernen Funkuhren läuft das meist automatisch. Eine Uhr, bei der das noch per Handarbeit geschieht, ist die Uhr im Kölner Dom.

Christian Schnurbus (l.) und Dombaumeister Peter Füssenich  / © Melanie Trimborn (DR)
Christian Schnurbus (l.) und Dombaumeister Peter Füssenich / © Melanie Trimborn ( DR )

Es ist die Nacht von Samstag auf Sonntag. Während sich die Smartphone-Uhren gerade automatisch umstellen, stehen Dombaumeister Peter Füssenich und Uhrmachermeister und Restaurator Christian Schnurbus im ersten Obergeschoss des Südturms und schrauben an der 140 Jahre alten Domuhr. Denn auch diese muss umgestellt werden.  

In einem antiken Holz- und Glaskasten drehen sich tellergroße Zahnräder. Drum herum stehen Skulpturen und alte ungenutzte Beichtstühle in ähnlichem Holz. Füssenich und Schnurbus verschwinden hinter der schrankhohen Uhr und mit nur wenigen Handgriffen dreht der Hüter des Weltkulturerbes an einem Rädchen und stellt so die historische Uhr eine Stunde vor. "Das ist eigentlich unspektakulär", sagt Füssenich bescheiden. Doch dann beginnt die eigentliche Arbeit. Sie kurbeln abwechselnd an der Uhr. Stahlseile ziehen die Pendel 20 Meter in die Höhe. "Das muss spätestens alle 30 Stunden aufgezogen werden", erklärt Füssenich.

140 Jahre alte Uhr

Das Uhrwerk läuft traditionell mechanisch. Die Zahnräder greifen ineinander, lassen die im äußeren südlichen Seitenschiff angebrachte Langhausuhr im richtigen Tackt ticken und steuern gleichzeitig die beiden Stundenglocken aus dem Domgeläut. Viele Kirchen haben mittlerweile auf analoge Uhren umgestellt. Doch im Dom bleibt die arbeitsintensive Uhr.

"Wir möchten eigentlich keine elektrifizierten Uhren haben, denn die Uhr gehört dazu, wie der Dicke Pitter", erklärt der Dombaumeister. Das Uhrwerk wurde 1876 bei Johann Mannhardt in München in Auftrag gegeben und 1880 im Dom in Betrieb genommen. Im Zweiten Weltkrieg war das Zifferblatt der Langhausuhr zerstört worden, konnte aber Ende der 80er Jahre wieder erneuert und an seiner ursprünglichen Stelle angebracht werden. Der 32-Jährige Uhrmacher Christian Schnurbus hat die Uhr in den vergangenen Wochen renoviert und geölt. Er ist begeistert von der Uhr.

"Das Besondere ist, dass sie sehr gut konstruiert ist und für ihr Alter sehr genau geht." Denn 140 Jahre alte Uhren liefen nicht immer so genau, wie man das heute kennt. "Diese Uhr kann durchaus mit der Funkuhr mithalten", sagt er. Auch der Dombaumeister Peter Füssenich steht für die Uhr gerne zweimal im Jahr nachts auf, um sie persönlich umzustellen. "Es wäre fast traurig, wenn die Zeitumstellung jetzt nicht mehr käme. Das wird vielerorts gefordert. Ich würde etwas vermissen", sagt Peter Füssenich.


Quelle:
DR