Die St. Jakobus-Gesellschaft zu Hape Kerkelings Buch-Erfolg

Bestseller mit Auswirkungen

Es ist die Buch-Sensation 2006: Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg. Meine Reise auf dem Jakobsweg" war mit 1,1 Millionen Exemplaren das meist verkaufte Buch des vergangenen Jahres. Die mal schrägen, mal nachdenklich-philosophischen Erinnerungen des Komikers an die knapp 800 Kilometer lange Pilgerreise ins spanische Santiago de Compostela rangieren bereits 34 Wochen auf der "Spiegel"-Bestsellerliste. Den Erfolg des Buches sieht die St. Jakobus-Gesellschaft mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

 (DR)

Kerkeling berichtet mit Realismus und ohne Idealisierungen
Den Erfolg des Buches sieht Bahnen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Kerkeling berichtet mit Realismus und ohne Idealisierungen über das Abenteuer Jakobsweg, meint er einerseits. "Ich wünsche vielen so genannten wahren Christen, dass sie eine solche Sensibilität für Begegnungen mit sich selbst und anderen finden können." Andererseits verbirgt Bahnen seine Sorge nicht, dass die seit Jahren wachsende Anziehungskraft des "Camino" den Charakter der traditionsreichen Pilgerfahrt ändern könnte. "Wenn sich die Leute nur auf den Weg machten, weil es Mode und 'in' ist, wäre das sehr problematisch", warnt er.

Schon seit der ersten Jahrtausendwende lockt der Jakobsweg Pilger vom Baltikum über Polen, Deutschland, die Schweiz und schließlich Frankreich zum angeblichen Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Der spanische Ort entwickelte sich zum wichtigsten Pilgerziel der Christenheit neben Rom und Jerusalem. Seit der Europarat 1987 zur Wiederbelebung der Jakobswege aufrief, setzte eine Renaissance dieser europäischen Kulturbewegung ein, wie die Pilgerzahlen belegen. Annähernd 94.000 Pilger aus aller Welt wurden 2005 in Santiago de Compostela gezählt, die mindestens 100 Kilometer zu Fuß oder 200 Kilometer per Fahrrad zurückgelegt hatten, darunter über 7.000 Deutsche.

Fest steht, dass für das Pilgern auf dem Jakobsweg nicht immer nur religiöse Motive eine Rolle spielen. Schon im Mittelalter kamen politische oder wirtschaftliche Interessen hinzu. Städte, Dörfer und Herbergen am "Camino" spürten - wie heutzutage - das Auf und Ab der Pilgerbewegung im eigenen Geldbeutel.

Verdirbt der neue Pilgerstrom den Charakter der Santiago-Pilgerfahrt?
Wie auch Hape Kerkeling berichtet, nehmen viele Pilgerherbergen gutes Geld und verlassen sich nicht mehr auf die Spendenbereitschaft ihrer Gäste. So mancher möchte statt der kargen Herberge ein Hotel mit Dusche. Und in den Unterkünften wird nach Möglichkeiten gesucht, die Akkus von Kamera und Handy aufzuladen oder per E-Mail seine Eindrücke nach Hause zu senden.

Bahnen weiß, dass sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt. "Jeder muss selbst entscheiden, wie er seinen Pilgerweg gestalten will", sagt er und verhehlt doch nicht, dass sich viele christliche Förderer des Jakobus-Weges Sorgen über die Kommerzialisierung und den Event-Charakter mancher Pilgerreisen machen. Viel Stoff zum Nachdenken für die über 3.000 Mitglieder der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft, die im Oktober ihr 20-jähriges Bestehen feiert.