Parolin führt Gespräche über Kirche und Europa

Die "Nummer Zwei" des Vatikan im Elsass

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat im Elsass politische und kirchliche Besuche absolviert und einen Bischof geweiht. Außerdem äußerte er sich in einem Interview zum Finanzskandal im Vatikan und dem bevorstehenden Prozess.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (Archiv) / © Walter Wetzler (Erzbistum Berlin)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (Archiv) / © Walter Wetzler ( Erzbistum Berlin )

Am Montagvormittag machte er laut französischen Medienberichten Höflichkeitsbesuche beim Generalsekretär des Europarates, dem Präsident der Parlamentarischen Versammlung, dem Menschenrechtskommissar und dem Präsidenten des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofes.

Ende Juni hatte Papst Franziskus dem elsässischen Vordenker der EU Robert Schuman (1886-1969) den sogenannten heroischen Tugendgrad zuerkannt, eine wichtige Vorstufe auf dem Weg zur Seligsprechung.

Am Sonntag hatte die Nummer zwei des Vatikan im Auftrag des Papstes eine Messe am "heiligen Berg des Elsass" gefeiert, dem Odilienberg. Dort findet derzeit das Festjahr zum 1.300. Todestag der heiligen Odilia/Ottilia statt, der Schutzpatronin der Region.

Äußerungen zum Finanzskandal

Bei einem Pressetermin äußerte sich Parolin laut der Zeitung "La Croix" am Montag auch zu den jüngsten Entwicklungen im vatikanischen Finanzskandal um Immobilieninvestitionen des Heiligen Stuhls in London. Der Kardinalstaatssekretär sagte demnach zu, im Fall einer Vorladung in dem angekündigten Prozess auszusagen. Er werde zu seinen Verantwortlichkeiten Rede und Antwort stehen, falls er gefragt werde.

Parolin gehört allerdings nicht zu den Angeklagten im anstehenden Prozess. Im Raum steht aber die Frage, ob und was er als Chef des Vatikanischen Staatssekretariates über die dubiosen finanziellen Vereinbarungen wusste, die den Vatikan viele Millionen Euro kosteten.

Hoffnung auf kurzen Prozess

Die vatikanische Nummer zwei begrüßte die Ankündigung des Prozesses, auch wenn die Befunde sehr bedauerlich seien. Die Entscheidung zur Anklage habe mehr als eineinhalb Jahre gedauert. Konkreter äußerte er sich nicht zu den jüngsten Vorgängen.

Er habe noch keine Zeit gehabt, die am Samstag veröffentlichten Dokumente zu lesen. Er wolle niemanden verurteilen. Erst beim Urteil lägen "alle Elemente auf dem Tisch". Er hoffe auf die Wahrheit und auch auf "einen kurzen Prozess, denn der Fall hat viele Menschen leiden lassen".

Parolin wird weiter zitiert: "Wir sehen uns als Opfer. Wir müssen die Ehre des Heiligen Stuhls verteidigen. Wir müssen auch die Möglichkeit bekommen, einen Teil des Geldes zurückzubekommen."

Reist der Papst im Herbst nach Marseille?

Über eine mögliche Papstreise im Herbst nach Marseille ist nach Worten des Kardinalstaatssekretärs noch nicht entschieden; Franziskus befürworte aber einen Tagesbesuch. Unter anderem weihte Parolin bei seinem Aufenthalt den neuen Straßburger Weihbischof Gilles Reithinger.

Zudem sprach er vor Vertretern von Politik, Religionen und Zivilgesellschaft über die Besonderheiten des Staat-Kirche-Verhältnis in Frankreich und in der Region Elsass-Mosel und traf sich mit Seelsorgern der Straßburger Europa-Pastoral.


Quelle:
KNA
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