Die Negativ-Nachrichten rund ums Atommüll-Lager Asse reißen nicht ab

Erhöhte Krebsrate

Im Umfeld des Atommüll-Lagers ist eine erhöhte Zahl von Leukämie-Fällen festgestellt worden. Das bestätigte das niedersächsische Umweltministerium. Vorher war bekannt geworden, dass der Untersuchungsausschuss zu dem ehemaligen Bergwerk das Bundeskanzleramt verklagen wird.

 (DR)

Die Leukämieerkrankungen bei Männern in der Samtgemeinde Asse, auf deren Gebiet das Atommülllager Asse liegt, sind nach einem Medienbericht doppelt so hoch wie zu erwarten ist. Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen ist demnach sogar verdreifacht. Eine Ursache dafür ist bisher nicht festgestellt worden, wie am Donnerstag (26.11.2010) das NDR Fernsehen in der Sendung "Hallo Niedersachsen" berichtet. Der Sender stützt sich auf Auswertungen der Untersuchungen der Registerstelle des Epidemiologischen Krebsregisters (EKN), die ihm exklusiv vorliegen und vom Sozialministerium bestätigt worden seien.



Nach Auskunft des Sozialministeriums ist die Erkrankungshäufigkeit von Leukämie für Männer statistisch signifikant erhöht. Im Zeitraum von 2002 bis 2009 wurden statt erwarteter fünf Fälle zwölf Fälle festgestellt. Die vorliegenden Daten zu den Krebsfällen in der Samtgemeinde Asse werden derzeit weiter ausgewertet. Der detaillierte Bericht des EKN wird Anfang Dezember fertiggestellt sein.



Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen ist im untersuchten Zeitraum sogar verdreifacht. Die Erkrankungshäufigkeit für Leukämien bei Frauen ist ebenfalls erhöht, allerdings nicht signifikant. Die Krebsfälle insgesamt liegen bei Männern und Frauen im Erwartungsbereich.



Laut Sozialministerium ist bisher nicht bekannt, welchen Einfluss Lebensalter oder Berufstätigkeit auf die Erkrankungen haben, da bisher ausschließlich anonymisiertes Datenmaterial vorliegt. Anfang kommenden Jahres wird das Bundesamt für Strahlenschutz ein vorsorgliches Bevölkerungsmonitoring in der Samtgemeinde anbieten, von dem man sich weitere Aufschlüsse erhofft.



Rüttgers Asse-Ausschuss will Kanzleramt auf Aktenherausgabe verklagen

Derweil will der Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags zu dem Atommülllager das Bundeskanzleramt auf Herausgabe von Akten verklagen. Der Ausschuss gab einstimmig den Gesetzgebungs- und Beratungsdienst des Landesparlamentes den Auftrag, eine Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht gegen das Amt vorzubereiten. "Wir haben Anspruch auf Einsicht in die Asse-Akten des Kanzleramtes und wollen unsere Rechte auf jeden Fall gerichtlich klären lassen", sagte die Ausschussvorsitzende Elisabeth Heister-Neumann (CDU).



Nach Angaben der CDU-Politikerin hat das Bundeskanzleramt dem Untersuchungsausschuss bislang lediglich drei Aktenbände übersandt und die Übermittlung weiterer Schriftstücke als rechtswidrig abgelehnt. In einer nichtöffentlichen Ausschusssitzung hätten sich alle fünf in dem Gremium vertretenen Fraktionen für eine Klage ausgesprochen. Die Klageschrift des Gesetzgebungs- und Beratungsdienstes solle bis Januar vorliegen, sagte Heister-Neumann.



Die Grünen-Landtagsfraktion legte dem Ausschuss ein Gutachten des Braunschweiger Staatsrechtlers Edmund Brandt vor, nach dem auch Bundesbehörden Untersuchungsausschüssen von Landtagen Amtshilfe leisten müssen. Das Gutachten kommt zu dem Schluss, dass "das Bundeskanzleramt dem von Verfassung wegen bestehenden Herausgabeanspruch zu Unrecht nicht nachgekommen" ist.



Der Untersuchungsausschuss soll die Pannen und Versäumnisse in dem Atommülllager aufklären. In dem Bergwerk bei Wolfenbüttel lagern nach offiziellen Angaben rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktiven Abfällen. Die Schachtanlage droht voll Wasser zu laufen und einzustürzen