Die Kölner CDU kürt Peter Kurth offiziell zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl

Hoffnungsträger in schwieriger Mission

Die Kölner CDU will heute Abend den früheren Berliner Finanzsenator Peter Kurth zu ihrem Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl küren. Der war erst am Mitte Mai als Bewerber vorgestellt worden. Vorangegangen war eine wochenlange Kandidaten-Suche.

Autor/in:
Markus Peters
 (DR)

Der Hoffnungsträger fehlte. Am Abend der Europawahl war der designierte Kölner CDU-Oberbürgermeisterkandidat Peter Kurth nicht im Kölner Rathaus zu sehen. Seit langem vereinbarte berufliche Termine hielten ihn an seiner früheren Wirkungsstätte in Berlin fest, hieß es am Sonntag. So konnte er das eher durchwachsene Abschneiden seiner Partei nur telefonisch kommentieren. Das kam nicht bei allen Kölner Christdemokraten gut an, dennoch dürften sie den geborenen Siegburger bei einer Mitgliederversammlung am Mittwochabend mit überragender Mehrheit zum neuen Oberbürgermeisterkandidaten wählen.

Der frühere Berliner Finanzsenator war erst am 12. Mai als Bewerber vorgestellt worden. Vorangegangen war eine wochenlange Suche nach einem geeigneten Kandidaten. Er wolle für Köln "die besseren politischen Konzepte liefern", sagte der 49-Jährige. Keine leichte Mission nach den vergangenen Monaten, in denen sich die Kölner CDU gewohnt zerstritten und ohne überzeugende Führung präsentierte.

Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) hatte bereits am 29. März seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur bei der diesjährigen Kommunalwahl erklärt. Mit diesem Schritt habe er den folgenschweren Gebäudeeinsturz in der Kölner Südstadt aus dem Wahlkampf heraushalten wollen. Der 61-Jährige war wegen seines Krisenmanagements nach dem Unglück, bei dem zwei Menschen starben, in die Kritik geraten. Schramma war fast neun Jahre Oberbürgermeister seiner Heimatstadt. Nach seinem Rückzug kritisierte er scharf die Landes-CDU, von der er sich im Stich gelassen fühlte.

Gegener: Jürgen Roters und Ralph Sterck
Nun also soll es Kurth richten, den seine Partei vor allem als Management-erfahrenen Wirtschaftsexperten positioniert. Er tritt gegen den früheren Kölner Polizeichef und Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD) an, den gemeinsamen Kandidaten von SPD und Grünen. Der Ausgang der Europawahl in Köln machte Roters nach eigenen Angaben wenig Freude. Zu den schwachen 22,5 Prozent seiner SPD kommen 23,2 Prozent der Grünen, was bei der Kommunalwahl am 30. August wohl für den Chefsessel im Kölner Rathaus reichen würde.

Noch unangenehmer für Kurth ist allerdings die Oberbürgermeister-Kandidatur des Kölner FDP-Fraktionsvorsitzenden Ralph Sterck, die ihm wertvolle Stimmen aus dem bürgerlichen Lager wegnehmen würde. Bei der Europawahl kam Stercks Partei in Köln auf beachtliche 14,1 Prozent der Stimmen, weshalb die Liberalen derzeit vor Selbstbewusstsein strotzen.

Jetzt scheint es unwahrscheinlicher denn je, dass Sterck seine Kandidatur zugunsten von Kurth aufgibt - auch wenn die CDU Wunschpartner der Kölner FDP ist und die Liberalen aus Kreisen der schwarz-gelben Koalition offenbar eindringlich um einen Rückzieher gebeten wurden.

Demnach müssen die Kölner Christdemokraten allein auf Kurth setzen, den Parteichef Jürgen Hollstein als Idealbesetzung pries. Der passionierte Marathonläufer, der seit 1977 der CDU angehört, wird zum liberalen Flügel der Partei gerechnet. Aus der Berliner Landespolitik zog er sich zurück, nachdem er dort 2003 mit seiner Kandidatur um den Parteivorsitz unterlegen war.

Kurth steht zu seinen katholischen Wurzeln
In der Kölner CDU wird geschätzt, dass Kurth zu seinen katholischen Wurzeln steht; sein Onkel und sein Bruder sind beide bekannte Pfarrer. Gleichzeitig bekennt sich Kurth offen zu seiner Homosexualität, was angesichts der großen schwulen Community in Köln nicht zu unterschätzen ist.

Allerdings gilt Kurth als Karnevalsmuffel und hat bislang wenig Begeisterung für den 1. FC Köln erkennen lassen. Im Vergleich zum betont volkstümlichen Amtsinhaber Schramma wirkt er mitunter distanziert.

Auch tauchten bereits früh Gerüchte auf, dass Kurth für seinen wenig erfolgversprechenden Opfergang in Köln mit einem Posten in der Landesregierung, womöglich als Nachfolger von Finanzminister Helmut Linssen (CDU), belohnt werden soll. Kandidat und Partei bestreiten das vehement. Allerdings sagte Kurth auch, dass eine Rückkehr zu seinem vorherigen Posten als Vorstand des Berliner Entsorgungsunternehmens Alba ausgeschlossen ist. Auch deutete er an, dass er seine politische Zukunft nicht auf einer Hinterbank im Kölner Stadtrat sieht.