Die Kluft zwischen der Eichstätter Uni und der Kirche wächst - Stellungnahme veröffentlicht

"Schwer brüskiert"

In der Führungskrise an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wird die Kluft zwischen Hochschule und Kirche tiefer. Der Senat der Uni äußerte sich nun bestürzt über die Ablehnung des gewählten Präsidentschaftskandidaten Ulrich Hemel. Zuvor war der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in die Offensive gegangen.

 (DR)

In einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme schreibt der Senat: "Wir halten es für einen Vorgang ohne Präzedenz, dass ein streng nach den vorgeschriebenen Verfahren gewählter Präsident nicht ernannt wird, ohne dass das Wahlorgan auch nur über die maßgeblichen Gründe für diese Verweigerung unterrichtet wird."

Hochschulrat wie Senat seien "schwer brüskiert" worden. Die zuständigen Hochschulorgane hätten das Wahlverfahren mit großer Sorgfalt betrieben. Der Bischof sei als Vorsitzender des Stiftungsrats mit Abschluss der Bewerbungsfrist "über sämtliche Bewerber und in der Folge dann jeweils über die weiteren Auswahlschritte unterrichtet" worden. Hanke hatte mehrfach moniert, dass der kirchliche Träger der Hochschule zu spät in das Wahlverfahren einbezogen worden sei. Dies liege auch an der dafür maßgeblichen Grundordnung, die deswegen geändert werden müsse.

Freiheit von Forschung und Lehre und Selbstverwaltungsrecht
Der Senat appellierte an die Verantwortlichen der Trägerseite, "die Autonomie der Universität uneingeschränkt zu wahren". Ein erster wichtiger Schritt wäre, die Neuwahl des Präsidenten "auf Basis der geltenden Grundordnung" durchzuführen. Auch sollte der bis dahin zu ernennende kommissarische Vorsitzende aus der Universität stammen.  Hanke will in Kürze für die Übergangszeit, die bis Anfang 2009 reichen soll, eine Doppelspitze benennen.

Herausgehoben wird in der Stellungnahme der Zusammenhang zwischen der Freiheit von Forschung und Lehre und dem Selbstverwaltungsrecht der Universität. Eingriffe in diese Autonomie schadeten dem Ruf der Hochschule und nützten der Kirche nicht. Eine katholische Universität könne nur in Wissenschaft und Gesellschaft Gehör finden, wenn ihre Forschung qualitätvoll und die geistige Auseinandersetzung lebendig sei. Nach Mitteilung der Universität schlossen sich die Dekane mit einer Ausnahme dem Votum des Senats an. Adressaten der Stellungnahme sind Hanke sowie der Münchner Erzbischof Reinhard Marx.

Die KU ist die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum. Über eine Stiftung wird sie von den sieben bayerischen Bistümern getragen, die auch rund 25 Prozent der Ausgaben finanzieren.