Die Kirchen in Deutschland rufen zu kritischer Solidarität mit Israel auf

Von Rechten und Pflichten

Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben erneut eine "friedliche und gerechte Lösung" des israelisch-palästinensischen Konflikts gefordert. Sie riefen zu kritischer Solidarität mit Israel auf und traten für ein Existenzrecht des Staates mit sicheren Grenzen ein.

 (DR)

Der Aachener katholische Bischof Heinrich Mussinghoff und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, plädierten am Dienstag in Berlin für eine Zwei-Staaten-Lösung. Mussinghoff, der Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz ist, hob hervor, für die katholische Kirche stehe "das Existenzrecht Israels als eines jüdischen Staates außer Frage". Dazu gehöre auch "das Recht auf sichere und international anerkannte Grenzen und ein Ende der Bedrohung durch Terroranschläge." Gleichzeitig habe auch das palästinensische Volk das Recht auf einen unabhängigen und wirtschaftlich lebensfähigen Staat.



Die katholische Kirche trete überdies für den freien Zugang zu den Heiligen Stätten in Israel und in den palästinensischen Gebieten und die Garantie der Religionsfreiheit in der ganzen Region ein, betonte Mussinghoff. Dazu gehöre die freie Religionsausübung für Juden, Christen und Muslime, aber auch, "dass im politischen und gesellschaftlichen Leben niemand aufgrund seiner Religionszugehörigkeit diskriminiert wird", so der Bischof. Zentrales Ziel kirchlichen Handelns sei auch der Schutz und das Wohlergehen der christlichen Minderheit in der ganzen Nahost-Region.



"Als Christen in Solidarität mit dem Staat Israel"

Schneider hob hervor, dass unter den heutigen Bedingungen "die staatliche Verfasstheit Israels" die einzige "realistische Möglichkeit" für das jüdische Volk sei, seine Verbindung zum Land Israel "selbstbestimmt verwirklichen zu können". "Solange dies der Fall ist, stehen wir als Christen in Solidarität mit dem Staat Israel, für dessen Existenz wir einzutreten haben", sagte der rheinische Präses.



Die Freundschaft zu Israel, so der Ratsvorsitzende, schließe allerdings notwendige Kritik ein, wie zum Beispiel den Hinweis auf "gesellschaftliche Fehlentwicklungen und alltägliche Diskriminierungen". Konkret kritisierte er die Siedlungspolitik und die Erteilung beziehungsweise Verweigerung von Baugenehmigungen.  Mussinghoff und Schneider äußerten sich bei einer Tagung des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Thema "Ein schwieriges Verhältnis? Die christlichen Kirchen und der Staat Israel".