Pastoralreferent Kleine über St. Martins-Konzepte in Wuppertal

"Die Kinder sollen den Martin sehen können"

Was wird in der Corona-Zeit aus dem Sankt Martinsfest? Nun sorgte eine Meldung für Aufsehen: "Wuppertal verbietet Martinsumzüge". Werner Kleine, Pastoralreferent in Wuppertal, über kreative Konzepte für die Umzüge und die Ungewissheit.

Was wird in der Corona-Zeit aus dem Fest des Heiligen Martin? / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Was wird in der Corona-Zeit aus dem Fest des Heiligen Martin? / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

DOMRADIO.DE: Am Montag hieß es: Sankt Martin reitet trotz Corona-Pandemie durch Elberfeld. Sie haben ein Konzept für einen sicheren Umzug in Elberfeld erarbeitet. Ist das jetzt alles hinfällig?

Dr. Werner Kleine (Pastoralreferent in der katholischen Citykirche in Wuppertal): Die Inzidenzzahl in Wuppertal liegt im Moment bei über 35, ich glaube tagesaktuell bei 41. Da hat die Stadt Wuppertal eine Allgemeinverfügung erlassen, dass unter diesen Bedingungen keine Martinsumzüge stattfinden können.

Wenn man ganz genau liest, dann steht auch in dieser Allgemeinverfügung drin, dass die so lange gilt, bis der Inzidenzwert an fünf aufeinanderfolgenden Tagen wieder unter 35 ist. Bis unser Martinszug ziehen würde, am 10. November, sind ja noch gut 33 Tage, also bestimmt fast fünf Wochen. Da finde ich es zu früh, das jetzt abzusagen. Wir planen also weiter, wissend, dass wir da kurzfristig umplanen können müssen.

DOMRADIO.DE: Ihre Idee lautet ja: Einen Laternenumzug im klassischen Sinne kann oder soll es nicht geben, stattdessen eine Laternenwache für Sankt Martin. Wie stellen Sie sich das vor? Wie können Kinder und Eltern da mitmachen?

Kleine: Wir haben im letzten Jahr hier einen Martinsumzug mit über 6.000 Teilnehmern gehabt, die dann hinter dem Pferd hergezogen sind. Das geht natürlich nicht. Wie soll man da die Abstände wahren? Das funktioniert nicht.

Deswegen haben wir zusammen mit dem Krisenstab hier in Wuppertal eine Idee entwickelt, dass die Eltern mit ihren Kindern am Straßenrand stehen. Der Martin und die Kapelle ziehen dann quasi über die Straße entlang, und die Kinder und die anderen Teilnehmenden können sich dann den Martin ansehen, wenn der vorbeizieht. Hinter dem Martin werden dann Weckmänner verteilt.

Das ist die Idee. Dafür müssen wir Zugangsberechtigungen für den Zugweg ausgeben. Das ist alles super organisiert, läuft hervorragend, sodass wir da auch coronasicher stehen können, ohne dass wir das Infektionsrisiko in die Höhe treiben.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie gesagt: Weckmänner verteilen. Da läuten natürlich die Alarmglocken. Die muss man ja irgendwie anfassen. Wie haben Sie sich das überlegt?

Kleine: Ja, das muss auf Abstand gehen. Die werden alle ohnehin vorher hygienisch verpackt. Das hatten wir in den letzten Jahren auch. Die werden immer von den Bäckern der Interessengemeinschaft Friedrich-Ebert-Straße, über die wir ziehen, gestiftet. In diesem Jahr haben wir uns gedacht, ich werde ein paar Kescher anschaffen. Das sind diese kleinen Netze, die die Angler kennen. Die sind an so einem langen Stab, und da kommt der Weckmann rein. Dann können wir die auf zwei bis zwei Meter fünfzig an die Kinder reichen. Die können sich die Weckmänner herausnehmen. Das geht schon sehr sicher.

DOMRADIO.DE: Super Idee. Mit Blick auf die Tradition von Sankt Martin: Wie wichtig ist es, dass das Fest gefeiert wird, auch in diesem schwierigen Corona-Herbst?

Kleine: Wir sind jetzt schon ein halbes Jahr unter dieser Corona-Pandemie und leben damit. Nach der anfänglichen Schockphase gab es jetzt auch im Frühsommer und im Sommer so eine Widerstandsphase. Da hatten wir dann auch die Corona-Demos in Berlin und Stuttgart.

Jetzt kommt man in so eine Konsolidierung hinein. Es kommt aber auch die dunkle Jahreszeit. Wenn jetzt alles ausfällt, dann ist meine Befürchtung, dass die Menschen den Mut verlieren werden. Das heißt, wir sind da auch als Kirche, nicht nur, aber auch als Kirche gefordert, immer wieder Leuchttürme zu setzen, die Traditionen, die gerade wir Christen und Christinnen dann haben, weiter hochzuhalten. Das gilt insbesondere auch für die Martinsumzüge, die ja hier im Rheinland eine große Tradition haben. Auch wenn sie nicht so stattfinden können wie bisher, brauchen wir da eine vernünftige Alternative. Wir haben da für Wuppertal eine gefunden, und ich stehe da im Wort.

Selbst wenn diese Alternative aufgrund der hohen Inzidenzzahlen so nicht gehen könnte, werde ich mir etwas überlegen, damit die Kinder den Martin sehen können. Und so ein Beispiel wäre: Ich stell den mit Pferd an den Straßenrand, und die können mit dem Auto vorbeifahren. Das wäre jetzt quasi so der unterste Level. Weniger geht dann fast schon nicht mehr. Aber die Kinder sollen den Martin sehen können und sollen mit ihren Laternen den Martin grüßen.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Dr. Werner Kleine / © Katholische Citykirche Wuppertal
Quelle:
DR