Die katholische Uni Eichstätt kürt Reinhard Hütter zum Chef

Fränkischer Konvertit made in USA

An der Spitze der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum steht künftig ein Ex-Lutheraner. Der Hochschulrat der Uni Eichstätt-Ingolstadt (KU) wählte am Mittwoch den vor fünf Jahren konvertierten Theologen Reinhard Hütter zum neuen Präsidenten. Auch kirchlich steht - anders als beim Wahlgang vor gut einem Jahr - seiner baldigen Ernennung nichts entgegen. Etwaige Bedenken wurden dieses Mal rechtzeitig vor der Wahl abgeprüft. Damit kann die Zukunft an der KU endlich beginnen.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Hütter erhielt mit 13 von 16 Stimmen im zweiten Wahlgang, bei dem noch alle drei Kandidaten im Rennen waren, eine komfortable Mehrheit.  In deutschen Theologenkreisen ist der Spezialist für Thomas von Aquin kaum bekannt. Der gebürtige Oberfranke habilitierte sich Mitte der 1990er Jahre in Erlangen, aber da arbeitete er schon lange in den USA, erst in Chicago, dann an der renommierten Duke University in Durham. Seine Forschungsschwerpunkte sind die theologische und philosophische Anthropologie. Dazu hat er - auf Englisch - mehrere Lehrbücher verfasst.

Die Eliteschmiede im Bundesstaat North Carolina zählt zu den Top-Forschungsstätten in den USA. Gerade die Kenntnis eines wettbewerbsorientierten Hochschulwesens aus der Perspektive einer privaten Stiftungs-Uni macht Hütter interessant für Eichstätt. Als einer, der von außen kommt, ist der 50-Jährige zudem unbelastet von manchen lokalen Verflechtungen, die der Uni in der Vergangenheit nicht immer gut taten.

Konvertiten sagt man besonderen Glaubenseifer nach. Doch wer Hütter allein deshalb als engstirnig einschätzt, dürfte danebenliegen. Die Divinity School der Duke University steht in methodistischer Tradition. Hütter blieb ihr auch nach seiner Hinwendung zur katholischen Kirche treu. Die Titel seiner Publikationen weisen ihn überdies als ökumenischen Denker aus.

Beim hochschulinternen Hearing vor zwei Wochen in Eichstätt musste Hütter die Beweggründe seiner Konversion erläutern. Als Theologe habe er sich stets der Suche nach Wahrheit verpflichtet gefühlt, sagte er. In der katholischen Kirche habe er schließlich ein «Mehr» an Wahrheit gefunden. Das Etikett «katholisch» sieht Hütter als eine große Chance für die KU an. In den Vereinigten Staaten sei stolz, wer an einer katholischen Uni studieren dürfe.

Die Eichstätter Studenten indes reagierten reserviert auf den Wahlausgang. Der Theologe sei nicht ihr Wunschkandidat gewesen, räumte eine Studentenvertreterin ein, schob aber nach: «Herr Hütter kann uns positiv überraschen. Geben wir ihm eine Chance.» Der Gewählte selbst bezeichnete die Entscheidung als «große Ehre». In einer schriftlichen Erklärung nannte er die Existenz einer staatlich geförderten katholischen Universität in Bayern einen «Ausdruck von bildungspolitischer Weitsicht und wahrer Liberalität».

Der neue Eichstätter Unipräsident steht vor der schwierigen Aufgabe einer doppelten Profilierung. In der Lehre spitze, muss die Hochschule in der Forschung ihren Anschluss an die vorderen Plätze erst noch finden.

Wie Hütter tickt, lässt sich ansatzweise seiner Uni-Homepage entnehmen. Wer dort die Rubrik «Links» anklickt, erhält statt weiterer Netzadressen die Empfehlung, lieber ein gutes Buch zu lesen. «Verschwende Deine wertvolle Zeit nicht im Internet», heißt es dort. «Es bringt Dir weder bei, wie man bedeutsame Texte liest oder wichtige Fragen durchdenkt. Es ist vor allem eine zerstreuende Ablenkung vom wirklichen Leben.» Hütters Amtsantritt ist für den 1. August vorgesehen.