In Rom gibt es klare Ideen zur Zukunft der Eichstätter Uni - Präsidentenwahl am Mittwoch

Bildung und Internationalität

Es wird ernst für die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Wenn am 6. Mai im zweiten Anlauf der neue Hochschulpräsident gekürt wird, will sich niemand eine erneute Blöße geben. Deshalb wurde diesmal schon vor der Wahl für alle drei Kandidaten die kirchliche Unbedenklichkeitserklärung (Nihil obstat) eingeholt: den Potsdamer Slawist Norbert Franz, den Bonner Politologe Ludger Kühnhardt und den in Nordamerika lehrenden Theologe Reinhard Hütter.

Autor/in:
Christian Wölfel und Christoph Renzikowski
 (DR)

Wer immer das Rennen macht, weiß seit Freitag, dass der Münchner Erzbischof Reinhard Marx als künftiger Vorsitzender des Stiftungsrats sein wichtigster kirchlicher Ansprechpartner sein wird. Damit unterstreichen die bayerischen Bischöfe auch nach außen: Die KU ist für sie Chefsache und keine Eichstätter Bistumsangelegenheit. Auf diesen Wechsel an der Trägerspitze hat der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke lange hingearbeitet. Denn damit steigen auch die Chancen, für das Anliegen in der Deutschen Bischofskonferenz Gehör zu finden.

«Die Aufmerksamkeit von vielen Seiten ist da, jetzt ist die Universität am Zug», sagt Thomas Frauenlob in Rom. Der Mitarbeiter der Kongregation für das katholische Bildungswesen kennt sich aus mit den Vorgängen rund um die KU, das wird im Gespräch in der Via della Conciliazione schnell klar. Zuvor schon hat sein Chef, Kardinal Zenon Grocholewski, noch einmal deutlich gemacht, was sich Papst Benedikt XVI. wünscht: eine katholische Hochschule, die zu den besten in Deutschland gehört.

Die enge Verbundenheit von Joseph Ratzinger mit der KU hat einen biografischen Hintergrund. Als Erzbischof von München und Freising sorgte er dafür, dass die einstige kirchliche Gesamthochschule 1980 zur Universität befördert wurde. Die Uni machte ihn dafür fünf Jahre später zum Ehrendoktor.

Zu den ersten Aufgaben des Präsidenten wird gehören, sich für die Verwaltung einen neuen Kanzler an die Seite zu holen. Und dann muss die einzige katholische Universität im deutschen Sprachraum gute Gründe vorbringen, warum sich die deutsche Kirche eine solche Einrichtung leisten sollte. Auf solche Ideen wartet man auch im Vatikan.

Fragt man die Bildungsexperten dort nach Vorbildern, verweisen sie auf die USA. Dort genössen die meisten der etwa 230 katholischen Hochschulen einen ausgezeichneten Ruf. Wie das geht, das müsse sich die neue Führung der KU genau anschauen, meint Frauenlob. Welcher Präsidentschaftskandidat dafür am besten geeignet sei, der Potsdamer Slawist Norbert Franz (57), der Bonner Politologe Ludger Kühnhardt oder der in Nordamerika lehrende Theologe Reinhard Hütter (beide 50), will er nicht sagen. Auch Marx lässt sich keine Präferenz entlocken. Die Kirchenleute wissen nur zu gut, dass dies als unzulässige Einmischung betrachtet würde.

Hört man den beiden zu, werden aber klare Erwartungen an die inhaltliche Profilschärfung erkennbar, die sich unter vier Schlagworten zusammenfassen lassen: Bildung, Familie, katholische Soziallehre und Internationalisierung. Die katholische Kirche ist einer der größten privaten Schulträger in Deutschland. «Wo bekommen wir qualifiziertes Lehrer- und Erzieherpersonal her?», fragt Frauenlob. Mit dem Traunsteiner Knabenseminar leitete er jahrelang selbst eine katholische Bildungseinrichtung. Nicht irgendwelche Lehrer brauche es da, sondern solche mit katholischer Werteprägung, sagt er.

Rund 1.500 katholische Unis gibt es weltweit. Da böten sich für die KU noch viele Chancen zu einer besseren Vernetzung. Und natürlich müsse eine katholische Hochschule auch ihren kirchlichen Charakter zur Geltung bringen, nicht einengend, sondern horizonterweiternd, etwa durch eigene Angebote für alle Studenten zu grundsätzlichen Menschheitsfragen.

«Offensiv, nicht defensiv» solle sich die KU präsentieren, wünscht sich Frauenlob - gerade nach den Querelen um die letzte Präsidentenwahl. Der Priester räumt ein, dass dabei «nicht alles glücklich gelaufen ist». Doch mit neuer Trägersatzung, neuer Führungsriege und klaren Zielen könne die KU in den nächsten zehn Jahren einiges erreichen. Wenn das Konzept stimme, werde sich auch das nötige Geld locker machen lassen, ist der Kuriale überzeugt.