Die katholische Kirche kämpft um ihren Feiertag Allerheiligen

Halloween oder "All Hallows eve"

Bluttriefende Vampir-Gesichter, Sensenmann-Kostüme und schaurige Skelette im Tangoschritt: Dem Horrorfest Halloween sind keine Fantasiegrenzen gesetzt. Am Vorabend zu Allerheiligen am 1. November sind karnevalistisch angehauchte Partys angesagt - sehr zum Verdruss der Kirchen.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

Die evangelische Kirche sieht ihren Reformationstag bedroht, die katholische das Gedenken an ihre Heiligen und Verstorbenen. Bei allem gibt es aber auch in den Kirchen Bestrebungen, das so unpassend wirkende Halloween-Treiben mit Allerheiligen zu verbinden. Weil Halloween viel mehr mit dem Fest zusammenhängt, als mancher glaubt.



Lange galt Halloween als ein Brauch, der einem keltisch-heidnischen Totenkult entstammt - und damit in schroffer Konkurrenz zum Christentum steht. Experten wie der Bonner Volkskundler Alois Döring halten diese Sicht aber für einen Mythos. Vielmehr lasse Halloween "Spuren des christlichen Allerheiligenfestes" erkennen. Schon der Name Halloween verweise auf den christlichen Ursprung, auf "All Hallows eve" oder "All Hallows evening", was zu Deutsch Allerheiligenabend bedeutet. Allerdings, so Döring, habe sich Halloween im Laufe der Zeit immer weiter von seinem Ursprung entfernt.



Nach dem aktuellen Forschungsstand entstand der Halloween-Brauch auf den britischen Inseln und kam mit der irischen Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert an die US-amerikanische Ostküste. Und von dort gelangte der Brauch über in Deutschland stationierte GIs und die Filmindustrie nach Europa zurück. Dort breitete sich der Halloween-Kult ab den 1990er Jahren aus. Nicht zuletzt die Geschäftswelt hat das lustige Treiben entdeckt und weiß ihren Umsatz mit Geistermaskeraden und Horror-Devotionalien wie Vampirzähnen anzukurbeln.



Dasselbe Grundthema

Auch wenn die Kirche mit dem schrillen Spuk an Halloween wenig anfangen kann, auch wenn sie die Vorstellung von der Wiederkehr Verstorbener als böse Geister ablehnt - Halloween und Allerheiligen zirkeln um dasselbe Grundthema: Die Frage nach dem Tod, sowie das Verhältnis zwischen Tod und Leben. Das Allerheiligenfest, das ursprünglich zum Osterfestkreis zählt und erst von Papst Gregor IV.

um das Jahr 835 auf den 1. November verschoben wurde, rückt den christlichen Auferstehungsglauben in den Mittelpunkt und eröffnet damit eine gänzlich andere und weniger schreckbeladene Perspektive auf das Jenseits als Halloween.



Auf diesem geschichtlichen Hintergrund haben sich kirchliche Initiativen entwickelt, die dem Halloween-Treiben Alternativ-Angebote entgegensetzen, dabei aber den Spaß nicht beiseiteschieben. So lädt die Jugendseelsorge des Erzbistums Köln zum wiederholten Mal zum "All Hallows Evening" in die diözesane Jugendbildungsstätte Haus Altenberg ein. Auch dort gibt es eine Party. Darüber hinaus aber auch eine Filmnacht samt Filmgesprächen, eine "Sinn-Geisterbahn" sowie Workshops etwa zum Thema "T-Shirt-Kunst mit Sinn und Verstand", "Sinnvolles Photoshooting" oder "Recyclingideen für wertvolle Dinge". Der Einladungsflyer zeigt eine Arche, die vor der großen "Unsinnsflut" retten soll - symbolisiert durch ein im Wasser treibendes Skelett. Der ganze Abend geht über in ein Nachtgebet im Altenberger Dom und endet mit einem Allerheiligenjugendgottesdienst am Morgen.



Ein ähnliches Konzept hat die City-Pastoral in Bonn über mehrere Jahre verfolgt. "Totengeister und Ewigkeit", "Angst und Schrecken - Hoffnung" oder "Nach(t)fragen" waren die Abende überschrieben und unterstrichen den Willen der Veranstalter, mit der Halloween-Kultur in einen Dialog zu treten und wieder an den Ursprung der Feste heranzukommen. Das Programm mit viel Musik, Meditation, Tanz, Dichterlesungen und Kerzenlicht im Kreuzgang des Bonner Münsters ermöglichte viele Sinneserfahrungen - jenseits von Geisterspuk und dämonischen Klamauk.