Die katholische Kirche im Jahr 2014

Ein Wechselbad der Gefühle

Ein Wechselbad der Gefühle hat die katholische Kirche in Deutschland 2014 durchlebt. Während der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die Sympathiewerte in den Keller drückte, blieb der positive Franziskus-Effekt stabil.

Autor/in:
Christoph Arens
Katholische Kirche im Jahr 2014  (dpa)
Katholische Kirche im Jahr 2014 / ( dpa )

Und beide - der Papst und der Limburger Bischof - sorgten dafür, dass neue Bewegung in die Reformdebatte kam - etwa bei den Kirchenfinanzen. Auch personell gab es große Veränderungen.

Am 26. März verzichtete Tebartz-van Elst auf sein Amt. Der zuvor von einer Prüfkommission vorgelegte Abschlussbericht kam zu dem Ergebnis, der Bischof habe beim Bauprojekt auf dem Limburger Domberg systematisch zu niedrige Kosten angegeben, Kontrollen verhindert und Vorschriften umgangen. Im September verließ der Bischof Limburg in Richtung Regensburg.

Kirchenaustritte angestiegen

Dass ein lokaler Skandal massive Auswirkungen auf die gesamte Kirche haben kann, bekamen die Bischöfe bald bescheinigt: Nach der im Juli veröffentlichten Statistik kehrten 2013 rund 178.800 Katholiken ihrer Kirche den Rücken - 60.000 mehr als 2012 und fast so viele wie im Jahr des Missbrauchsskandals 2010. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sprach von einem starken Vertrauensverlust.

Zugleich verwies Marx auf den deutlich gesunkenen Gottesdienstbesuch: Die Bischöfe diskutieren mittlerweile darüber, inwieweit die Strategie der Zusammenlegung der Gemeinden zu immer größeren Einheiten zu einer wachsenden Entfremdung führt.

Mehr Transparenz

Transparenz - das ist seit dem Limburg-Desaster das Zauberwort für die Kirchenfinanzen: Mittlerweile legen viele Bistümer umfangreiche Berichte auch über ihr Vermögen und ihren Immobilienbesitz vor.

Viele Diözesen stellen zudem ihre Bilanzierungsmethoden um: vom traditionellen kameralistischen Rechnungswesen, das keinen Gesamt-Überblick über die Vermögenslage bietet, auf Standards des Handelsgesetzbuchs.

Meinungsumfrage bei Laien

Für Ärger sorgte 2014 ein neues Einzugsverfahren bei der Kirchensteuer auf Kapitalerträge. Banken führen diese Beträge künftig automatisch an die Finanzämter ab; dazu fragen sie die Religionszugehörigkeit der Kunden ab. Es handele sich um keine neue Steuer, betonen die Kirchen. Doch viele Bundesbürger reagierten verärgert und kündigten ihre Mitgliedschaft.

Frischen Wind brachte die von Papst Franziskus im November 2013 angeregte weltweite Umfrage in Sachen Ehe und Familie. Erstmals wurden auch die einfachen Katholiken um ihre Meinung gefragt: Mehr als 1.000 Seiten Eingaben musste das Sekretariat der Bischofskonferenz in Bonn sichten.

Klares Votum

Das eindeutige Ergebnis: Die kirchliche Lehre zur Sexualität spiele im Alltag so gut wie keine Rolle, räumten die Bischöfe im Februar freimütig ein.

Das gilt etwa beim Thema Empfängnisverhütung. Auch lebten nahezu alle Paare vor der kirchlichen Trauung bereits zusammen, stellten die Bischöfe in ihrer nach Rom übermittelten Auswertung fest. Den Ausschluss wiederverheirateter Geschiedener von den Sakramenten könnten die meisten Katholiken "nicht nachvollziehen".

Debatte um kirchliches Arbeitsrecht

Konsequenzen dürfte die weltweite Synoden-Debatte um wiederverheiratet Geschiedene zuerst für das kirchliche Arbeitsrecht in Deutschland haben: Eine große Mehrheit der Bischöfe hierzulande will Kirchenangestellten, die in einer zivilrechtlich geschlossenen Zweitehe leben, nur noch in besonderen Fällen kündigen.

Große Veränderungen gab es auf personeller Ebene: Angefangen beim Vorsitz der Bischofskonferenz, der im März vom Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch auf Marx überging. Ungewöhnlich schnell wurde die Nachfolge des Kölner Kardinals Joachim Meisner geregelt, dessen Rücktritt der Papst im Februar annahm.

Woelki und Burger

Schon im Juli gab der Vatikan bekannt, dass der Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, an den Rhein zurückkehrt. Neue Oberhirten gab es auch in Freiburg, wo Stephan Burger Robert Zollitsch ablöste, und in Passau, wo der Salesianerpater Stefan Oster Bischof wurde.

Nach zwei Jahren Vakanz erhielt auch Erfurt einen neuen Bischof, nämlich den Mainzer Weihbischof Ulrich Neymeyr. Ein neuer Oberhirte wurde auch in Hamburg gesucht, nachdem im März der Papst den altersbedingten Rücktritt von Erzbischof Werner Thissen angenommen hatte.

 


Quelle:
KNA