Die katholische Fachstelle medmissio wird 100 Jahre alt

Mission Gesundheit am Ende der Welt

Malaria, Aids, Ebola: Das Missionsärztliche Institut ist der katholische Experte für Gesundheit und damit auch für Krankheiten. Und es ist unter neuem Namen ein wichtiger Partner in der Entwicklungszusammenarbeit.

Autor/in:
Christian Wölfel
Teilnehmer eines Kurses über Malaria und andere Blutparasiten arbeiten mit Blutproben im Labor von medmissio / © Katharina Gebauer (KNA)
Teilnehmer eines Kurses über Malaria und andere Blutparasiten arbeiten mit Blutproben im Labor von medmissio / © Katharina Gebauer ( KNA )

"Niemand weiß, wer der Nächste ist." Hanna Decker ist 59 Jahre alt, als sie 1977 diese Zeilen an ihre Schwester schreibt. Und: "Solange wir hier medizinisch arbeiten und Leuten helfen können, finde ich es richtig, auch in dieser politischen Ungewissheit weiterzumachen." Decker ist Ärztin und im Auftrag des Missionsärztlichen Instituts in Simbabwe im Einsatz. Wenige Wochen später wird sie von angetrunkenen Rebellen erschossen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Auch heute noch reisen von Würzburg aus Mediziner in entlegene Weltgegenden. Am 3. Dezember feiert medmissio, wie das Institut neuerdings heißt, seinen 100. Geburtstag.

Doch es ist anders geworden, sagt medmissio-Vorsitzender August Stich: "Die Zeit, in der Menschen von hier nach Afrika oder Asien gezogen und vielleicht für den Rest ihres Lebens in der Mission gearbeitet haben, ist weitgehend vorbei." Heute gehe es um die Unterstützung von Gesundheitssystemen im globalen Süden, erklärt der Tropenmediziner. Also Hilfe zur Selbsthilfe. Geschäftsführer Michael Kuhnert zählt dazu etwa Laborschulungen oder eine technische Aufrüstung.

August Stich, Professor für Tropenmedizin und Vorsitzender von medmissio / © Katharina Gebauer (KNA)
August Stich, Professor für Tropenmedizin und Vorsitzender von medmissio / © Katharina Gebauer ( KNA )

Auch die Beratung von Kliniken werde wichtiger, sagt Kuhnert. Im Auftrag von Orden oder Hilfswerken würden Strategien für die Zukunft kirchlicher Häuser entwickelt. Der Bedarf sei groß. Schließlich würden 25 Prozent aller Krankenhäuser weltweit von der Kirche betrieben, so der Geschäftsführer.

Abgestimmte Kurse

Viele von ihnen gäbe es wahrscheinlich nicht, hätte nicht der Salvatorianerpater Christoph Becker den Aufbau des Instituts in Würzburg vorangetrieben. Kurz nach der Gründung am 3. Dezember 1922 finden die ersten Krankenpflegekurse für Missionsschwestern und Schulungswochen für Missionare statt. Sie sind es, die Gesundheitsstationen und Kliniken in Afrika, Lateinamerika oder Asien mit aufbauen.

Auch heute noch gibt es solche Kurse, abgestimmt auf die jeweiligen Zielländer. Zu den kirchlichen Auftraggebern sind andere Organisationen aus der Entwicklungszusammenarbeit dazugekommen, wie Kuhnert erklärt. Ein weiteres wichtiges Standbein sei zudem die Vermittlung von Basiswissen über die sogenannte Medbox im Internet. Dort finden sich Themensammlungen zu bestimmten Krankheiten, auch Behandlungsleitlinien. Der Vorteil: Bricht im Norden Syriens Polio aus, lässt sich schnell helfen, ohne auf Reisen gehen zu müssen.

Dabei greift das katholische Institut auf die Praxiserfahrung seines Personals zurück. Maßgeblich dafür ist die Tropenmedizin, eine Abteilung in der 1952 gegründeten Missionsärztlichen Klinik. Sie ist mittlerweile mit dem Juliusspital zum Klinikum Würzburg Mitte fusioniert. "Was will man beforschen, wenn man nicht die Kompetenz hat, Patienten auch zu betreuen", betont Mediziner Stich.

Das Institut versteht sich auch als politischer Anwalt für eine bessere medizinische Versorgung der Menschen auf der Südhalbkugel. Dass zuletzt in der Entwicklungshilfe die Ausgaben für Gesundheitsversorgung deutlich aufgestockt worden seien, hält Kuhnert der Lobbyarbeit von medmissio zugute.

Pläne für die Zukunft

Dabei soll es nicht bleiben. Medmissio will zwei weitere Fachstellen gründen, eine für mentale Gesundheit und eine zum Thema Klimawandel und Gesundheit. "Auf einem kranken Planeten können wir nicht gesund bleiben", sagt der Geschäftsführer. Mediziner Stich verweist auf neue Risiken durch den Klimawandel: Tropische Viruserkrankungen könnten sich dadurch leichter ausbreiten. Die Folgen seien für alle Menschen eine "immense Bedrohung".

Das alles muss aber finanziert werden, eine wachsende Herausforderung für das Institut. Denn es muss nahezu ohne Kirchensteuern auskommen. Je ein Drittel der Einnahmen stammen aus Spenden, aus der Vermietung von Immobilien und aus Aufträgen für Projektpartner. Jedes Jahr steht ein Minus am Ende der Bilanz, wie Kuhnert erklärt. Ein paar Jahre könne man das noch aus Rücklagen ausgleichen. Aber dann?

Von der Kirche höre man zwar immer wieder, dass sie froh um die Fachstelle sei, sagt medmissio-Vorsitzender Stich. Aber nur das Bistum Würzburg gebe einen Zuschuss. Und auch der werde immer weiter zurückgefahren. Dabei sei das Institut durchzogen von christlichen Idealen, sagt der Arzt. "Die Motivation von uns und von mir hat eine christliche Grundlage. Ich will die Welt verbessern, und ich will Menschen helfen."

Quelle:
KNA