Die Hilfsorganisationen und Menschen weltweit freuen sich: Weihnachten ist die Hauptspendenzeit der Deutschen

"Spenden statt Schenken"

Zur Zeit laufen bei Gerd Heidchen die Drähte heiß. Der Leiter des Infoservice bei der Kindernothilfe antwortet dem Anrufer am anderen Ende der Leitung auf dessen Fragen: "Ja, 31 Euro kostet eine Patenschaft monatlich" und "Nein, wenn sie die Patenschaft verschenken, ist das noch nicht verbindlich". Gerade im Dezember haben die Spendenorganisationen viel zu tun. Denn Weihnachtszeit ist auch Spendenzeit.

 (DR)

Mehr als drei Mal so viel wie der Monatsdurchschnitt
Mehr als zwei Milliarden Euro spenden die Bundesbürger jährlich. Ein Drittel ihrer Spenden sammeln die Organisationen im November und Dezember, so eine Analyse des Deutschen Spendenrats. Der Dachverband der Spendenorganisationen gibt an, dass die Deutschen 2005 im Weihnachtsmonat 480 Millionen Euro spendeten - mehr als drei Mal so viel wie der Monatsdurchschnitt.

Die Spendenfreudigkeit der Deutschen scheint rund um das Fest der Nächstenliebe besonders groß zu sein. Deshalb werben viele der Organisationen mit speziellen Weihnachtsaktionen.

Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) bietet Aufkleber und Einlegeblätter für Firmen-Weihnachtskarten: "Zu Weihnachten beschenken wir anstatt unserer Kunden UNICEF mit einer Spende." 920 Firmen beteiligen sich an der Aktion "Spenden statt Schenken", berichtet Rudi Tarneden. 650.000 Euro, so der UNICEF-Sprecher, haben Firmen in diesem Jahr schon zur Weihnachtsaktion gespendet. Doch auch Privatspender bittet UNICEF mit Weihnachtskarten um Geld.

Die Deutschen spenden projektbezogen
Das Deutsche Rote Kreuz hat ebenfalls eine Weihnachtskampagne.
Normalerweise sammelt der Bundesverband spenden für Projekte und Katastrophenhilfe im Ausland. "Die Deutschen neigen dazu, Projektbezogen zu spenden", sagt DRK-Sprecher Lübbo Roewer. Stichwort: soundso. Zu Weihnachten heißt es beim DRK "Herzen öffnen". Die gesammelten Gelder, im vergangenen Jahr rund acht Millionen Euro, werden für Hilfsprojekte in Deutschland eingesetzt.

Bernd Beder vom Deutschen Spendenrat erklärt die erhöhte Spendenbereitschaft zu Weihnachten mit genau diesen Werbeaktionen.
"Die meisten Spendenwerbeaktionen gibt es eben an Weihnachten", erklärt er. Außerdem bekämen noch viele das Weihnachtsgeld.

Auch steuerliche Absetzmöglichkeiten sind für viele ein Anreiz. "Wenn die Abzugsfähigkeit der Spenden wegfiele, wäre das schon tödlich", so der Mainzer Steuerberater Tobias Stenner. Denn im Idealfall bekomme der Spender 50 Prozent des Betrags von Vater Staat wieder. 50 Prozent kämen aber auf jeden Fall aus der eigenen Tasche. "Viele wollen schon wissen, wie sich eine Spende auf die Steuererklärung auswirkt." Doch nur um der Steuer wegen spende wohl niemand, behauptet Stenner. Und absetzbar seien Spenden das ganze Jahr über.

"Weihnachten ist eben Weihnachten"
Bernd Beder hat noch einen viel einfacheren Grund: "Weihnachten ist eben Weihnachten." Rudi Tarneden spricht von einem kulturell gelernten Teil in uns: die Geschichte des barmherzigen Samariters, St. Martin, der seinen Mantel teilt. "Gerade in der Weihnachtszeit stellen wir uns ganz grundsätzliche Fragen."

Gerd Heidchen erklärt so auch, warum die Kindernothilfe keine weihnachtliche Spendenaktion hat. "Es muss keinen weihnachtlichen Geruch oder Geschmack haben." Auch so kämen die Menschen darauf, dass es ein ganz besonderes Geschenk sei, eine Patenschaft und damit Leben zu schenken, so Heidchen.

Die Statistik bei der Kindernothilfe schnellt aber erst nach Weihnachten in die Höhe. "Da rufen dann die Leute an und sagen: Ja, ich mache das!", so Heidchen. Im Moment rufen die Leute an und informieren sich über die Kinderpatenschaften als Weihnachtsgeschenk. Das Telefon klingelt schon wieder.