Katholische Vereinsvorsitzende will DFB-Präsidentin werden

"Die Fußballwelt ist sehr viel bunter"

Ute Groth ist Vorsitzende der DJK Tusa 06 Düsseldorf. Im Interview erklärt sie, warum sie sich wiederholt für das Amt als Präsidentin des Deutschen Fußballverbands bewirbt und der DFB mit seinem Image dringend Veränderungen braucht.

Logo des Deutschen Fußball-Bundes vor der DFB-Zentrale / © Frank Rumpenhorst (dpa)
Logo des Deutschen Fußball-Bundes vor der DFB-Zentrale / © Frank Rumpenhorst ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie sind Vorsitzende der DJK Tusa 06 Düsseldorf, einem katholischen Sportverband mit rund 1.600 Mitgliedern in acht sportlichen Abteilungen. Sie hatten sich bereits bevor Fritz Keller vor zwei Jahren  zum DFB-Präsidenten gewählt wurde, um das Amt beworben. Wann geht denn Ihre nächste Bewerbung an den DFB raus oder ist sie das schon?

Ute Groth (Vorsitzende des DJK Tusa 06 Düsseldorf): Nein, noch ist sie nicht raus. Ich hab noch ein bisschen Zeit. Man muss da gewisse Fristen einhalten.

DOMRADIO.DE: Die Rufe nach einer Frau an der DFB-Spitze sind zuletzt immer lauter geworden. Auch der scheidende DFB-Präsident Fritz Keller hat sich so geäußert. Ist das auch der Grund für Ihre erneute Bewerbung? Oder hätten Sie das ohnehin getan?

Groth: Also, dass ich eine Frau bin und dass eine Frau an die Spitze muss, ist niemals mein Beweggrund gewesen. Auch vor zwei Jahren nicht. Ich hatte einfach den Eindruck, dass da mal andere Leute im DFB aktiv werden sollten. Also nicht nur die Personen, die schon seit zehn Jahren das Geschick des DFB sehr unglücklich leiten.

Deswegen habe ich mich vor zwei Jahren beworben. Dieses Mal würde ich das dann auch wieder aus diesem Grund tun. Nicht weil ich eine Frau bin.

DOMRADIO.DE: Sie haben den DFB auch schon etwas deftiger kritisiert. Was ist die größte Kritik am Verband gerade?

Groth: Dass der DFB die Vielfalt unserer Fußballwelt nicht abbildet. Ich kritisiere, dass immer unter den schwarz gekleideten weißen Männern gesucht wird. Die Fußballwelt ist da wirklich sehr viel bunter.

DOMRADIO.DE: Sie leisten wichtige Arbeit, wie der Amateursport generell. Da geht es nicht nur um Sport, da geht es um gesellschaftliche Aspekte. Kommt das zu kurz?

Groth: Das kommt in den aktuellen Debatten beim DFB deutlich zu kurz. Da geht es nur um Beraterverträge, um Geld, um Aufarbeitung von irgendwelchen Skandalen. Wir haben im Amateursport nicht nur mit Fußball zu tun, sondern auch mit dieser sozial wichtigen Arbeit.

Der DFB hat sich zum Thema Pandemie erst vor drei Wochen gemeldet. Wobei wir schon lange daran arbeiten, dass Kinder und Jugendliche auf den Sportplätzen wieder Bewegung finden. Da haben sie uns einfach total im Stich gelassen.

DOMRADIO.DE: Wir reden vom größten nationalen Sportverband der Welt. Wie kann es sein, dass ein solch wichtiger Verband immer wieder so ein schlechtes Bild abgibt? Die Vorgänger von Herrn Keller waren auch nicht unbedingt Vorzeige-Präsidenten.

Groth: Ich denke, dass die satzungsgemäßen Aufgaben einfach komplett vernachlässigt worden sind. Es ist eine Fokussierung auf den Profisport, auf die DFL und alles was damit zusammenhängt, geschehen. Im Fokus steht die Nationalmannschaft und wer der nächste Trainer wird. Das ist alles natürlich unglaublich wichtig und es ist auch die Aufgabe des DFB, sich darum zu kümmern.

Aber alles, was darüber hinausgeht, ist eigentlich vernachlässigt worden. Und da helfen auch nicht bunte Filmchen zum Thema Rassismus oder irgendwelche Absichtserklärungen, dass Frauen für Positionen gefördert werden sollen und an Lehrgängen teilnehmen können. Da muss man tatsächlich auch mal wirklich was tun. Und das ist nicht passiert.

DOMRADIO.DE: Sie wollen was tun. Schaffen Sie das alleine oder müssten Sie nicht eigentlich noch Mitstreiter haben, die genauso denken wie Sie? 

Groth: Es gibt eine ganze Menge Leute, denen das jetzt wirklich zu viel ist, was da passiert. Das Problem liegt in der Natur des Amateursports. Wir sind alles Ehrenamtler und alle die, die jetzt sagen, das gefällt uns so nicht mehr, müssen natürlich auch irgendwo Zeit und Energie finden, sich mit diesem Thema eingehend zu beschäftigen. Das ist unglaublich schwierig. Wir sind alle berufstätig, machen das nebenbei.

Es gibt aber eine Gruppe, die sich in den letzten zwei Jahren ein bisschen verfestigt hat, die aktiv ist. Aber ob das ausreicht, müssen wir gucken. Wir sind dabei, die Leute zu informieren und ein bisschen "aufzuwiegeln", damit sich der Protest ein bisschen breiter darstellt.

DOMRADIO.DE: Was ist das für eine Gruppe, von der Sie da reden?

Groth: Das sind die Hartplatzhelden zum Beispiel. Das kann man im Internet mal recherchieren. Oder auch die Gruppe um Herrn Kupka, dem ehemaligen Vorsitzenden der Spielvereinigung Unterhaching. Die haben schon vor zehn Jahren angefangen, bestimmte Sachen beim DFB zu hinterfragen und aufzudecken. Das sind die Leute, die jetzt auch wieder im Hintergrund versuchen, weitere Netzwerke zu knüpfen. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

 

Ute Groth (DJK)
Ute Groth / ( DJK )

 

Deutsche Fans singen die Nationalhymne / © Rene Tillmann (dpa)
Deutsche Fans singen die Nationalhymne / © Rene Tillmann ( dpa )

 

Schalke und Dortmund Fans einträchtig nebeneinander / © Caroline Seidel (dpa)
Schalke und Dortmund Fans einträchtig nebeneinander / © Caroline Seidel ( dpa )

 

Fans des 1. FC Köln im Stadion / © Federico Gambarini (dpa)
Fans des 1. FC Köln im Stadion / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
DR