Die Entscheidung fällt wohl erst im August

Clinton bleibt im Rennen

Barack Obama hatte offenbar genug von Pennsylvania. Noch am Abend der Vorwahl um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei reiste er nach Indiana, wo die nächste Wahl stattfindet. Hillary Clinton hingegen blieb nach ihrem deutlichen Sieg. Sie bleibt weiter im Rennen.

Autor/in:
Heiko Thompson
 (DR)

55 Prozent der demokratischen Wähler hatten am Dienstag für Clinton gestimmt, nur 45 Prozent für Obama. Dennoch sprach Obama bei seiner Rede vor den Wählern von Indiana am Wahlabend noch immer wie der sichere Kandidat seiner Partei. Und das aus gutem Grund. Noch immer liegt Obama bei den Delegiertenstimmen zum Wahlparteitag mit 1694 zu 1556 (Stand 7.00 Uhr MEZ) klar vor Clinton. So hielt sich Obama nicht mit den Differenzen zwischen ihm und Clinton auf, die in den vergangenen Wochen die Debatten beherrscht hatten. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, was ihn vom republikanischen Präsidentschaftsbewerber John McCain unterscheiden würde.

Clinton hingegen wurde nicht müde, sich bei den Wählern von Pennsylvania zu bedanken: "Sechs Wochen lang sind Senator Obama und ich durch Pennsylvania gereist und haben Euch unsere Angebote unterbreitet. Ihr habt zugehört und ihr habt Euch entschieden", jubelte sie den Anhängern in Philadelphia zu.

"Ich habe Eure Hilfe gebraucht, um meine Reise fortzusetzen"
Die überschäumende Freude von Clinton war verständlich. Sie brauchte den Sieg in Pennsylvania dringend, um im Rennen zu bleiben. Hätte Obama gewonnen, wäre der Druck auf Clinton gewachsen, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen. Mit dem Sieg von Pennsylvania kann sie weiterkämpfen. "Ich habe Eure Hilfe gebraucht, um meine Reise fortzusetzen", rief Clinton ihren Wählern in Philadelphia zu.

Mit einem Sieg in Pennsylvania hatte Obama selbst nicht gerechnet. "Das wird ein harter Brocken für mich", hatte er am Tag vor der Wahl zugegeben. Der Grund: Die Bevölkerungsstruktur des Ostküstenstaates sprach für seine Rivalin. Die Wähler in Pennsylvania sind überwiegend weiß und gehören den unteren Einkommensschichten an. In Staaten mit einer solchen Demografie, wie etwa Ohio und New Jersey, war im bisherigen Wahlkampf Clinton deutlich erfolgreicher. Obama hat mehr Zugkraft unter jungen, gebildeten Wählern sowie bei Schwarzen. Beide Gruppen sind in Pennsylvania jedoch nicht stark vertreten.

Das Rennen geht bis August weiter
Nach Clintons Sieg deutet nun immer mehr darauf hin, dass das Rennen bis zum Nominierungsparteitag im August in Denver weiter geht. Trotz ihres Sieges holte Clinton bei den Delegiertenstimmen, um die es in den Vorwahlen geht, nur unwesentlich auf. Vor der Wahl in Pennsylvania hatte Obama einen Vorsprung von 146 Delegierten, jetzt er noch einen Vorsprung 138. Für eine Nominierung braucht ein Kandidat 2025 Delegierte. Erreicht kein Kandidat vor Denver diese Zahl, wird die Kandidatur während des Parteitages verhandelt. Es stehen noch Vorwahlen in sieben Staaten sowie im US-Territorium Puerto Rico aus, nirgends werden jedoch mehr so viele Delegierte bestimmt wie in Pennsylvania.

Clinton scheint auf das Parteitagsszenario zu setzen. "Sie will bis nach Denver", bestätigte der Wahlkampfanalytiker Bill Schneider vom Nachrichtensender CNN am Dienstagabend. Ein derart langer Wahlkampf dürfte jedoch den Demokraten im Hinblick auf den Hauptwahlkampf eher schaden. So waren sich die Kommentatoren in den USA schon während der Pennsylvania-Wahlkampfes einig, dass die Republikanische Partei und ihr Kandidat John McCain von den immer persönlicheren gegenseitigen Attacken zwischen Clinton und Obama profitiert. In jüngsten Umfragen liegt McCain bei Wechselwählern um zehn Prozent vor Obama und um 15 Prozent vor Clinton.

Das "blutige Rennen"
Die "New York Times" appellierte am Mittwoch in ihrem Leitartikel deshalb an die sogenannten "Superdelegierten", diesem "blutigen Rennen, das an der Wahlurne nicht entschieden werden kann, ein Ende zu bereiten." Die "Superdelegierten" sind nicht durch die Vorwahl bestimmte Würdenträger, die beim Nominierungsparteitag stimmberechtigt sind, sich jedoch frei für einen Kandidaten entscheiden können. Gewöhnlich stimmen diese Delegierten für den Kandidaten, der die beste Aussicht hat, Präsident zu werden. Auch diesen Delegierten erleichterte die Wahl von Pennsylvania aber nicht wesentlich die Entscheidung.

Pennsylvania galt wegen seiner für die USA typische Bevölkerungsstruktur als Lackmustest für die Hauptwahl. Das würde für Clinton sprechen. Ihr Vorsprung von 10 Prozent wird jedoch nicht als deutlich genug gewertet, die Superdelegierten endgültig zu überzeugen. "Wir sind immer noch im Niemandsland", sage Bill Schneider von CNN. Der Harvard-Politikprofessor und frühere Präsidentenberater David Gergen fügte an: "Obama hat verloren. Aber sein Kampagnen-D-Zug hat noch lange nicht die Räder verloren."