Die Engelsburg in Rom ist Ruhestätte für Kaiser und Päpste

Besuch in einem fast 1.900 Jahre alten Monument

Unübersehbar thront die Engelsburg unweit des Vatikan am Tiberufer. Das monumentale Bauwerk war Mausoleum, Festung, Gefängnis und luxuriöser Rückzugsort. Und das mit direktem Verbindungsgang in den Vatikan.

Autor/in:
Anna Mertens
Menschen auf der Engelsbrücke zur Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Menschen auf der Engelsbrücke zur Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Sieben Kaiser liegen unter den schweren Mauern der römischen Engelsburg begraben. Darunter niemand Geringeres als Marc Aurel. Der monumentale Bau, unter Kaiser Hadrian (117-138) begonnen und im Jahr 139 fertiggestellt, war als Mausoleum konzipiert. Doch im 10. Jahrhundert nahmen die Päpste das Grabmal in ihren Besitz, nutzten es als luxuriösen Palast und Gefängnis. Im 15. Jahrhundert ließen sie es in eine Burg umbauen, per Geheimgang verbunden mit dem Apostolischen Palast. Auf diesem Weg sollen nicht nur Päpste, sondern auch die ein oder andere Mätresse bei drohender Gefahr entkommen sein.

Der Engel blieb

Wer in der Abenddämmerung durch die Straßen Roms spaziert und auf den Tiber stößt, kommt nicht umhin, den imposanten Rundbau zu bestaunen. Die roten Festungsmauern der Engelsburg ragen über dem Flussufer umgeben von einem Festungsgraben und kleiner Parkanlage in die Höhe. Scheinwerferlicht lässt die Mauern sowie den Engel auf der Spitze erstrahlen. Seit der Pestzeit, Ende des 6. Jahrhunderts, wurde aus dem Mausoleum die Engelsburg. Papst Gregor I. soll über dem Grabmal der Erzengel Michael erschienen sein, um ihm das Ende der Pest zu verkünden. Tatsächlich: Die Pest ging zu Ende, der Engel blieb.

Figur des Erzengels Michael auf der Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Figur des Erzengels Michael auf der Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Innerhalb der Festungsmauern eröffnet sich dem Besucher eine unerwartete Mischung aus kleinen Häusern, römischen Felsen und päpstlicher Opulenz. Bei Sommerhitze weht zudem eine kühle Brise. Auf mehreren Ebenen lässt sich das Gebäude in engen ummauerten Rundgängen umschreiten, kleine Bar inklusive. Aus schmalen Sichtscharten bietet sich eine beinahe 360-Grad-Sicht auf Rom. Besonders imposant der Blick auf die von Kaiser Hadrian 134 erbaute Engelsbrücke, welche über den Tiber Richtung Süden in die Innenstadt führt.

Kern der Engelsburg bildet im Untergeschoss eine drei Meter breite Steilrampe die sich spiralförmig nach oben windet. Diese verband das Atrium des Mausoleums mit dem Urnenraum, der bis heute erhalten ist. Die zwölf Meter Höhenunterschied sollen auch die Teilnehmer an Hadrians Beerdigung mit dessen Urne gegangen sein.

Für den Kaiser war dieser Weg prachtvoll geschmückt worden mit Kalkstein am Boden, Mosaiken und Marmor an den Wänden. Doch den Päpsten, die das Hadrian-Ensemble aus Vulkan-, Kalkstein und Marmor mit Zypressengarten im Sinne der Sicherheit umbauten, war diese Rampe ein Dorn im Auge. Über Jahrhunderte lag sie ungenutzt im Untergrund. Heute gelangt der Besucher über sie in den Engelshof.

Bescheidenheit und Luxus

Im mittelalterlich anmutenden Hof thront auf einem Sockel die ursprüngliche Engelsfigur von Raffaello da Montelupo, einem italienischen Bildhauer aus dem 16. Jahrhundert. Aus den Tiefen des Römerreiches ist man angekommen in der Zeit von Päpsten wie Clemens VII. Der Medici-Sohn saß von 1523 bis zu seinem Tode 1534 auf dem Stuhl Petri. Bei der Eroberung Roms durch die Truppen Kaiser Karls V. floh Clemens 1527 in die Engelsburg und blieb dort sieben Monate. Seine Verteidigung bezahlten 147 Schweizergardisten mit dem Leben.

Engelsfigur im Ehrenhof der Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Engelsfigur im Ehrenhof der Engelsburg in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Während die Räumlichkeiten von Clemens VII. noch eher bescheiden sind, ist der Paulinen-Saal seines Amtsnachfolgers Paul III. Luxus. Der 1534 zum Papst gewählte Italiener eröffnete 1545 das Konzil von Trient als Reaktion auf die sich ausbreitende Reformation. Entsprechend wollte er mit dem Empfangssaal päpstliche Macht und Stärke demonstrieren. So sind die Wände prachtvoll bunt bemalt und mit Gold verziert. Die Kaskadendecke erstrahlt in weiß-golden.

Bauwerk mit Geschichte

Auch bei seiner Loggia ließ sich Paul III. nicht lumpen. Von ihr aus lässt sich bei lauem Lüftchen der Blick auf den Vatikan genießen. Tief unter einem ist der auf einer Mauer eingelassene Verbindungsgang in den Vatikan zu sehen. Der 1277 unter Papst Nikolaus III. erbaute Passetto di Borgo oder Corridoio di Borgo ist ein oberirdischer, in die Mauer integrierter und etwa 800 m langer Verbindungsgang zum Apostolischen Palast in der Vatikanstadt.

Doch nicht für alle war die Engelsburg Rückzugsort. So soll der Gegenpapst Johannes XIV. von Bonifatius in der Burg festgehalten und dort 984 gestorben sein. Andere, wie der Bildhauer, Goldschmied und Renaissance-Freidenker Benvenuto Cellini (1500-1571), waren mehrere Jahre in der Engelsburg inhaftiert. Auf der Dachterrasse unter dem Schutz von Erzengel Michael, beim Blick über die Ewige Stadt, scheint das elegante Rückzugsdomizil deutlich näher als der Kerker.

Quelle:
KNA
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