Die deutsche Presse lobt den Papst

"Hier lohnt sich das Zuhören"

Nicht immer war die Berichterstattung der vergangenen Wochen über den Papstbesuch positiv. Das bleicht zwar auch nach dem Auftakt seiner Reise in Berlin so – doch die meisten Pressevertreter sind sich einig: der Papst hat sich als nachdenklicher Gelehrter und kluger Zeitgenosse präsentiert.

Papst Benedikt XVI. auf den Titelseiten der Zeitungen und Zeitschriften (DR)
Papst Benedikt XVI. auf den Titelseiten der Zeitungen und Zeitschriften / ( DR )

Zum Beispiel resümiert die Hannoversche Allgemeine: "Dem wirklich historischen Anlass angemessen, hat sich der Papst klug und richtig entschieden." Er sei nicht auf das Alltägliche eingegangen, sondern habe den Politikern eine Richtschnur an die Hand gegeben. Und weiter: "Es klingt vielleicht pathetisch, aber den deutschen Politikern ist durchaus zu wünschen, dass sie wenigstens die Passage vom "hörenden Herzen" des Königs Salomon verstanden haben."



Die Neue Osnabrücker Zeitung spricht auch von einem akademisch-philosophischen Vortrag des Papstes. Hier habe er sich Grundbegriffen gewidmet. Grundbegriffen wie etwa Freiheit, Recht, Gerechtigkeit: "Und das war auch richtig so." Und weiter: "Für den Bundestag sind derart grundsätzliche Ausführungen ein Gewinn. Viel zu selten beschäftigen sich die Abgeordneten mit Fragen, in denen es um die Gefahren des Erfolgs, um Macht und die Grenzen des Mehrheitsprinzips geht. Die Minderheit der Abgeordneten, die dem prominenten Gast peinlicherweise nicht einmal zuhören wollte, hat viel verpasst."



Ähnlich sieht das die Thüringische Landeszeitung. "Hier lohnt sich das Zuhören auch für diejenigen, die mit seinen Grundpositionen nicht übereinstimmen. Seine anspruchsvollen Reden betrachten die Dinge nicht oberflächlich; wenn er redet, dann geht er in die Tiefe, dann stellt er grundsätzliche Fragen nach der menschlichen Existenz, dann redet er auch den Politikern ins Gewissen."



Es gibt auch Journalisten, die weniger gute Worte finden und sich mehr vom Papst erwartet hatten. Zum Beispiel die Sächsische Zeitung aus Dresden. Sie ist enttäuscht und meint: "Gewiss, eine Papstrede ist kein Parteitag. Und Religion keine Tagespolitik. Aber es gibt so viele Fragen, so viele berechtigte Zweifel, so viel Kritik an der Katholischen Kirche." Benedikt habe keine konkreten Antworten darauf gegeben, so der Kommentar hier. Und dann die Fragen: " Wo war da das Bemühen, den Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensentwürfen nahe zu bleiben, wie es der Bundespräsident angemahnt hat?



Die Frankfurter Rundschau beschäftigt sich schon mit einer Antwort auf die Worte von Papst Benedikt. "Die Antwort - nicht anmaßend, sondern konsequent - könnte darin bestehen, Benedikt an die Verwirklichung der Menschen- und Freiheitsrechte in seiner Kirche zu erinnern. Das nämlich ist die Lücke, aber auch die unausgesprochene Pointe einer eindrucksvollen Rede. Doch wer weiß, was der Papst in Deutschland noch in petto hat, um zu überraschen und zu verblüffen.