Die Papst-Senatoren zwischen Nordsee und Alpen

Die acht deutschen Kardinäle

Acht in Deutschland geborene Kirchenmänner gehören im Moment dem Kardinalskollegium an. Ihre Wege zum roten Gewand waren und sind sehr unterschiedlich. Eine Auflistung nach Ernennungsdatum.

Autor/in:
Jan Hendrik Stens und Renardo Schlegelmilch
Die Kardinäle Woelki und Marx / © Markus Nowak (KNA)
Die Kardinäle Woelki und Marx / © Markus Nowak ( KNA )

Friedrich Kardinal Wetter (*1928) ist emeritierter Erzbischof von München und Freising (1982-2008) mit seinem Amtsantritt folgte er auf Joseph Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., der 1982 an die römische Kurie wechselte. Sein Kardinalspurpur erhielt Wetter 1985, also drei Jahre nach Amtsantritt. Das Erzbistum München und Freising leitete er bis 2008, als ihn der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx ablöste. Übrigens ist Friedrich Wetter mit 92 Jahren der zweitälteste deutsche Kardinal aller Zeiten, nur überlebt vom Kurienbeamten und Benediktiner Paul Augustin Mayer (1911-2010), der kurz vor Vollendung seines 99. Lebensjahres in Rom starb.

Walter Kardinal Kasper (*1933) wurde im Jahr 2001 in den Kardinalsstand erhoben. Vorher war er bereits zehn Jahre Bischof von Rottenburg-Stuttgart (1989-1999), im Jahr 1999 wechselte er an die Kurie und wurde Sekretär des "Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen". Zwei Jahre später, mit seiner Beförderung zum Präsidenten des Rates, erfolge auch die Kardinalsernennung durch Papst Johannes Paul II., dieses Amt bekleidete der deutsche Theologe bis zum Jahr 2010. Sein Nachfolger stammt übrigens auch aus dem deutschsprachigen Raum: Heute wird das Amt vom ehemaligen Basler Bischof Kurt Kardinal Koch bekleidet.

Paul Josef Kardinal Cordes (*1934), der aus dem Sauerland stammende Theologe ging bereits 1975 als Mitarbeiter der Kurie nach Rom, nachdem er für die deutsche Bischofskonferenz gearbeitet hatte. 1995 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Präsidenten des Rates "Cor unum", der sich unter anderem um die caritative Arbeit des Heiligen Stuhls kümmerte. Nachdem ihn Benedikt XVI. im Amt bestätigte, ernannte er ihn 2007 zum Kardinaldiakon. 2010 ging er in den Ruhestand, nahm aber (weil unter 80) 2013 noch am Konklave zur Wahl Papst Franziskus‘ teil. 2018 stieg Cordes noch einmal weiter auf und wurde vom Kardinaldiakon zum Kardinalpriester.

Walter Kardinal Brandmüller (*1929) arbeitete seit 1981 als Historiker im Dienst des Heiligen Stuhls in verschiedenen Funktionen, seit 1998 leitete er das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften. Seine Erhebung zum Kardinal erfolgte 2010, also mit 81 Jahren. Da er zu dieser Zeit schon im Ruhestand war und auch nicht am Konklave teilnehmen konnte, zählt seine Ernennung eher als Ehrung. – Internationale Aufmerksamkeit bekam Walter Brandmüller als einer von vier „Dubia“-Kardinälen, die 2016 in einem Schreiben an Papst Franziskus um Klarstellung zu einigen Inhalten des päpstlichen Schreibens "Amoris laetitia" baten.

Reinhard Kardinal Marx (*1953) ist neben dem Kölner Erzbischof Woelki einer von zwei amtierenden deutschen Diözesanbischöfen, die den Kardinalstitel tragen. Marx ist seit 2008 Erzbischof von München und Freising und wurde zwei Jahre später, 2010, zum Kardinal ernannt. 2014 berief ihn Papst Franziskus als Wirtschaftsexperten in den Kardinalsrat, der seitdem als engstes Beratergremium mit weniger als zehn Mitgliedern gemeinsam mit dem Papst die anstehende Kurienreform berät. Zeitweise bekleidete Marx auch den Posten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, sowie der COMECE, der Kommission der EU-Bischofskonferenzen.

Rainer Maria Kardinal Woelki (*1956) ist Erzbischof von Köln und das jüngste deutsche Mitglied des Kardinalskollegiums. Seinen Kardinalstitel erhielt er kurz nach der Ernennung zum Erzbischof von Berlin und nahm ihn 2014 mit, als er zum neuen Erzbischof von Köln ernannt wurde. Als Kardinal ist er zudem Mitglied in den römischen Kongregationen für Bildung, Klerus und Gottesdienste, sowie im Rat zur Förderung der Einheit der Christen und in der Güterverwaltung des Heiligen Stuhls.

Gerhard Ludwig Kardinal Müller (*1947) wurde als Regensburger Bischof an die Kurie berufen und leitete von 2012 bis 2017 die Glaubenskongregation. Seine Ernennung zum Kardinal erfolgte nicht mehr durch Benedikt XVI., sondern erst 2014 durch Papst Franziskus. Während der Familiensynoden 2014 und 2015 übte Müller öffentlich Kritik an der möglichen Liberalisierung der kirchlichen Lehre. Seit Franziskus 2017 seine Amtszeit nicht verlängerte, nimmt Kardinal Müller zwar keine offiziellen Funktionen für den Vatikan mehr wahr, obwohl er noch nicht das bischöfliche Ruhestandsalter von 75 erreicht hat. Er meldet sich jedoch immer wieder öffentlich zu Wort und übt dabei auch scharfe Kritik an Papst Franziskus.

Karl-Josef Kardinal Rauber (*1934) war lange Zeit Vatikandiplomat. Von 1990 bis 1993 leitete er die päpstliche Diplomatenakademie, und diente daraufhin bis 2009 als Nuntius in verschiedenen Ländern, wie der Schweiz, Ungarn oder Belgien. Seine Ernennung zum Kardinal erfolgte 2015, also mit über 80 Jahren schon im Ruhestand. Heute lebt Kardinal Rauber in einer Kommunität der Schönstatt-Schwestern in der Nähe von Rottenburg.

 


Friedrich Kardinal Wetter / © Robert Kiderle (KNA)
Friedrich Kardinal Wetter / © Robert Kiderle ( KNA )

Walter Kardinal Kasper / © Francesco Pistilli (KNA)
Walter Kardinal Kasper / © Francesco Pistilli ( KNA )

Paul Josef Kardinal Cordes / © Beatrice Tomasetti (DR)
Paul Josef Kardinal Cordes / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Walter Kardinal Brandmüller / © Alessio Petrucci (KNA)
Walter Kardinal Brandmüller / © Alessio Petrucci ( KNA )

Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz (KNA)
Reinhard Kardinal Marx / © Harald Oppitz ( KNA )

Rainer Maria Kardinal Woelki (DR)
Rainer Maria Kardinal Woelki / ( DR )

Gerhard Ludwig Kardinal Müller (KNA)
Gerhard Ludwig Kardinal Müller / ( KNA )

Karl-Josef Kardinal Rauber  / © Cristian Gennari (KNA)
Karl-Josef Kardinal Rauber / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
DR