Diakonie und Evangelischer Entwicklungsdienst vereinen sich

Neuer Riese auf dem Sozialsektor

Die Obdachlosenarbeit in Berlin und die Entwicklungshilfe für Afrika, das evangelische Krankenhaus in Bayern und die Unterstützung für ein ebensolches irgendwo im Dschungel - bei Deutschlands Protestanten wird dies bald unter einem Dach laufen. Diakonie und Evangelischer Entwicklungsdienst verschmelzen offiziell zum "Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung".

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
 (DR)

Noch in diesem Jahr will der neue Riese auf dem Sozialsektor eine gemeinsame Residenz in Berlin eröffnen. Verhandelt wird über den Zusammenschluss schon seit vielen Jahren. Denn erwartet werden viele Synergien: Die spendenfinanzierten Hilfswerke "Brot für die Welt" und "Diakonie Katastrophenhilfe", beide beim Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland

(EKD) angesiedelt, engagieren sich ebenso in der Dritten Welt wie der mit Kirchensteuern und staatlichen Zuschüssen arbeitende EED. "Armut und Klimawandel, Flucht und Migration bedingen oftmals einander", sagt der EED-Aufsichtsratsvorsitzende, der Berliner Bischof Markus Dröge. Deshalb müssten in einer globalisierten Welt nationale und internationale Probleme zusammen betrachtet werden.



Viele Mitarbeiter müssen umziehen

Die Fusion ist ein langer Prozess. An seinem Ende ziehen immerhin drei Viertel der Mitarbeiter des bislang in Bonn angesiedelten EED sowie des Stuttgarter Teils des Diakonischen Werks der EKD nach Berlin. "Wir erwarten auch, dass durch die Fusion die Wirtschaftlichkeit beider Werke gesteigert wird", so Dröge. Nach Angaben von EED-Pressesprecher Michael Flacke geht der Vorstand des neuen Werkes mittelfristig von Einsparungen in Höhe von 3,6 Millionen Euro pro Jahr aus.



Sie werden auch nötig sein. Auf der letzten Tagung der Diakonischen Konferenz in Halle an der Saale wurde ein Defizit von knapp zwei Millionen Euro im Diakonischen Werk bekannt. Dazu sieht die Diakonie unsicheren Zeiten entgegen: Die Diskussion um das kirchliche Arbeitsrecht und rückläufige staatliche Refinanzierungen machen dem protestantischen Sozialverband zu schaffen. Künftig will man effizienter arbeiten, wie Diakoniepräsident Johannes Stockmeier ankündigt.



In Zukunft ist das neue Werk in der Nähe des Berliner Nordbahnhofs angesiedelt: Rund 700 Menschen werden dort Anfang Oktober ihre Arbeit aufnehmen. Umstritten waren im Vorfeld der Fusion vor allem Personalfragen wie die Wahl des Präsidenten. Nun werden die Landeskirchen und die EKD über ihre Vertreter im Aufsichtsrat des neuen Werks ein stärkeres Mitspracherecht haben. Die "Konferenz Diakonie und Entwicklung", in der etwa die großen Diakonieeinrichtungen über ihre Fachverbände vertreten sind, wird dagegen in ihren Mitwirkungsmöglichkeiten beschränkt.



Damit rückt das Gesamtwerk stärker in die Nähe der verfassten Kirche und bildet auch Strukturen aus, die an ein großes Unternehmen erinnern - mit einem Budget von deutlich über 200 Millionen Euro pro Jahr.