In Deutschlands Kirche sind bald drei Bischofsstühle frei

Wichtige Positionsbestimmung

Das Jahr 2007 könnte für die katholische Kirche in Deutschland zu einer wichtigen Positionsbestimmung führen. Gleich zwei der 27 Diözesanbischöfe werden im Februar 75 Jahre alt und haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten: der Limburger Bischof Franz Kamphaus am 2. Februar und der Speyerer Bischof Anton Schlembach fünf Tage später. Ohne Diözesanbischof ist derzeit auch die von der Katholikenzahl her kleinste deutsche Diözese, das Bistum Görlitz, wo Bischof Rudolf Müller im Juni vergangenen Jahres aus Altersgründen seinen Dienst quittierte. Möglich also, dass der Papst in den kommenden zwölf Monaten gleich drei neue Bischöfe in seinem Heimatland ernennt.

 (DR)

Von KNA-Redakteur Christoph Arens

Gerüchte, das Bistum Görlitz mit seinen rund 35.000 Katholiken könnte im Zuge der Spardiskussion den Nachbarn Berlin oder Dresden zugeschlagen werden, sind inzwischen verstummt. Nach einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. versicherte Diözesanadministrator Hubertus Zomack im vergangenen Herbst, das Kirchenoberhaupt halte am Fortbestand des Bistums fest, das 1945 nach der Abtrennung der deutschen Ostgebiete aus dem ehemaligen Erzbistum Breslau hervorging. Der Papst sehe die Diözese Görlitz als wichtige Brücke nach Polen und in den Osten Europas, so Zomack.

Für das Bistum Limburg bringt der Rücktritt von Kamphaus einen großen Einschnitt. Seit fast 25 Jahren ist der gebürtige Westfale Oberhirte der Diözese, die so unterschiedliche Regionen wie das Rhein-Main-Gebiet mit der Bankenmetropole Frankfurt und die ländlichen Gebiete im Westerwald und Taunus umfasst. Kamphaus, der künftig Seelsorger in der größten Behinderten-Einrichtung seines Bistums sein will, hat der Diözese mit ihren 685.000 Katholiken auch weltkirchliche Beachtung verschafft. Über viele Jahre war er Vorsitzender der Kommission für weltkirchliche Fragen der Deutschen Bischofskonferenz und damit Gastgeber vieler ausländischer Kirchenführer.

Wiederholt hatte Kamphaus für Schlagzeilen gesorgt, weil er sich als einziger der deutschen Diözesanbischöfe weigerte, aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung mit Vergabe des Beratungsscheins auszusteigen. Wie sehr Papst Johannes Paul II.
ihn dennoch schätzte, wird daran deutlich, dass er zwar das Bistum 2002 zum Ausstieg aus der gesetzlichen Konfliktberatung zwang, Kamphaus aber dennoch bat, als Bischof im Amt zu bleiben.

Schlembach ist seit 1983 Oberhirte des Bistums Speyer. In der Bischofskonferenz engagierte er sich besonders in der Kommission für weltkirchliche Aufgaben und der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen. Mehrfach war er Delegierter der Bischofskonferenz für die in der Regel alle vier Jahre stattfindenden Eucharistischen Weltkongresse. Seit 1991 und bis vor kurzem war er Großprior der Deutschen Statthalterei des "Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem", der sich vor allem der Christen im Heiligen Land annimmt.

Beobachter sind gespannt, welche Akzente der Papst möglicherweise durch die anstehenden Bischofsbesetzungen in seinem Heimatland setzen will. Bislang hat Benedikt XVI. erst drei deutsche Diözesanbischöfe ernannt, ohne dass eine bestimmte Linie erkennbar wäre: In einer ersten Personalentscheidung berief er
2005 den Eichstätter Bischof Walter Mixa zum Bischof von Augsburg. Es folgte der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle. Und vor wenigen Wochen wurde der langjährige Abt des oberpfälzischen Benediktinerklosters Plankstetten, Gregor Maria Hanke (52), zum 82. Bischof von Eichstätt geweiht. Selbst die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" begrüßte diese Personalentscheidung aus Rom und freute sich über einen Oberhirten, der als dialogfähig und ökologisch denkender Geistlicher gilt.