Deutschland fällt auf Rangliste für Pressefreiheit zurück

Weiter zunehmende Gewalt

Als Grund für Deutschlands erneutes Absinken in der Rangliste gilt zunehmende Gewalt, vor allem auf Versammlungen und besonders oft in Sachsen, Berlin und Thüringen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen beklagt die Straflosigkeit.

Symbolbild: Pressefreiheit in Gefahr / © wk1003mike (shutterstock)
Symbolbild: Pressefreiheit in Gefahr / © wk1003mike ( shutterstock )

"Deutschland ist auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen nicht mehr in den Top 20 vertreten. In der am Mittwoch, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, veröffentlichten Liste belegt Deutschland in diesem Jahr nur noch Rang 21, nach 16 im Vorjahr und 13 vor zwei Jahren.

Weiter zunehmende Gewalt gegen Journalisten in Deutschland

Der Abstieg sei vor allem mit dem Vorbeiziehen anderer Länder wie den Niederlanden, Tschechien, Kanada, Lettland und der Slowakei zu erklären, hieß es. Auch Osttimor und Samoa überholten Deutschland, dessen Punktzahl sich indes nur um 0,13 auf 81,91 von 100 möglichen Punkten verschlechterte.

Berlin: Die Ausrüstung eines Kamerateams liegt nach einem Übergriff zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt auf dem Boden.  / © Christoph Soeder (dpa)
Berlin: Die Ausrüstung eines Kamerateams liegt nach einem Übergriff zwischen Alexanderplatz und Hackescher Markt auf dem Boden. / © Christoph Soeder ( dpa )

Grund dafür sei die weiter zunehmende Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten. Mit 103 physischen Angriffen habe man den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2015 dokumentiert, erklärte Reporter ohne Grenzen. Im Vorjahr waren 80 und im Jahr davor 65 Angriffe verzeichnet worden.

Besonders viele Übergriffe in Sachsen, Berlin und Thüringen

87 der Fälle aus dem betrachteten vergangenen Jahr 2022 seien in verschwörungsideologischen, antisemitischen und extrem rechten Kontexten verübt worden. Versammlungen blieben in Deutschland die gefährlichsten Orte für Medienschaffende. Besonders viele Angriffe zählte die Organisation in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen (24), Berlin (17) und Thüringen (13).

Ein bundesweites Problem sei hingegen die Straflosigkeit, kritisierte Reporter ohne Grenzen. Viele der betroffenen Journalistinnen und Reporter äußerten Unzufriedenheit über die Arbeit von Polizei und Justiz. Effektiver Schutz sei dringend erforderlich.

Arbeitsbedingungen in rund 70 Prozent der Länder problematisch

In der diesjährigen Rangliste der Pressefreiheit werden 31 Länder in der schlechtesten Kategorie 'sehr ernst' und 42 in der Kategorie 'schwierig' aufgeführt. In 55 Ländern gibt es demnach 'erkennbare Probleme' und in 52 ist die Lage 'gut' oder 'zufriedenstellend' - darunter Deutschland. Ähnlich wie im Vorjahr seien die Arbeitsbedingungen für Medienschaffende in rund 70 Prozent der Länder problematisch.

Auf den hintersten Plätzen der 180 Staaten umfassenden Rangliste landen Vietnam, China und erneut Schlusslicht Nordkorea. Russland kommt auf Rang 164, die Ukraine verbessert sich von Platz 106 auf 79. Ganz vorne in der Liste steht zum siebten Mal in Folge Norwegen, danach folgt Irland, das Dänemark und Schweden nach mehreren Jahren auf die weiteren Plätze verwies."

Quelle:
KNA