In Deutschland entsteht perspektivisch eine neue Freikirche

Selbstständigkeit in Sicht

In Deutschland entsteht eine neue Freikirche: Das Christusforum Deutschland, ein Zusammenschluss der Brüdergemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, hat beschlossen, sich um eigenständige Körperschaftsrechte zu bemühen.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Die Landschaft der evangelischen Freikirchen in Deutschland ist divers, nun kommt eine neue hinzu / © Mizkit (shutterstock)
Die Landschaft der evangelischen Freikirchen in Deutschland ist divers, nun kommt eine neue hinzu / © Mizkit ( shutterstock )

Bei seiner Jahreskonferenz im April stimmten 90,6 Prozent der Delegierten dieses Gemeindebundes für diesen Schritt. "Das Christusforum Deutschland ist seit 1980 eine eigenständige Gruppe im Bund", sagt der Präsident des Bunds Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), Michael Noss, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Ende nach 80 Jahren gemeinsamen Wegs

1941 hatten sich Baptisten und Brüdergemeinden in Deutschland unter dem Druck der Nationalsozialisten zusammengeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb dieser Zusammenschluss bestehen. "Man hatte in der größeren Einheit auch einen geistlichen Schritt gesehen", sagt Noss. "Deswegen schmerzt es, dass nach über 80 Jahren nun das Christusforum eine Eigenständigkeit anstrebt."

Die Bibel mit einem Kreuz  / © Black Salmon (shutterstock)
Die Bibel mit einem Kreuz / © Black Salmon ( shutterstock )

Während der jüngsten Bundesratstagung des BEFG, die Anfang Mai in Kassel stattfand, nannte CFD-Vorstandsmitglied Veit Claesberg die Kreuzestheologie und sexualethische Fragen als Beispiele für theologische Unterschiede: "Wir merken, dass wir theologisch anders ticken, anders aufgestellt sind und ein anderes Leitungsverständnis haben." Wie Noss gegenüber der KNA sagte, bezögen sich die sexualethischen Unterschiede vor allem auf den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Paaren und queeren Menschen. Dort vertrete das Christusforum "rigorosere und eher ausgrenzende Einstellungen".

Sexualethik ist hier auch der Trennungsgrund

Womit die Sexualethik einige Jahre nach den Diskussionen in den evangelischen Landeskirchen nun auch die Freikirchen aufwühlt: Auch die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche hat bekanntlich erst kürzlich eine Kirchenspaltung erlebt, die sich wesentlich auf die Frage des Umgangs mit gleichgeschlechtlich lebenden Menschen zurückführen lässt.

"Der baptistische Ansatz ist eher von Religionsfreiheit und freiheitlichem Denken geprägt", sagte Noss der KNA. Er könne gut verstehen, dass es Menschen gebe, die offener sind und die geschlossener sind. "Aber Liberale und Konservative gehören als unterschiedliche Stimmen in einen Chor - uns fehlt da künftig einfach eine Stimme."

Allerdings verließen wohl nicht alle Brüdergemeinden den Bund. Es hätten trotz des Ergebnisses von 90,6 Prozent auch nicht alle Delegierten des Christusforums für die Körperschaftsrechte gestimmt. "Und heute die Körperschaftsrechte zu beantragen, heißt ja auch nicht, dass man sie heute oder morgen kriegt", sagt Noss. "Das kann gut und gerne fünf bis zehn Jahre dauern, bis sich dort etwas tut."

Fundamentalismus

Im Politik-Lexikon der Bundeszentrale für politische Bildung wird Fundamentalismus mit einer Weltanschauung erklärt. "Ein Mensch, der fundamentalistisch denkt, hängt starr an überlieferten Grundsätzen, lehnt Neuerungen ab und will sich der modernen Zeit nicht anpassen." Dazu zählen politische oder religiöse Überzeugungen.

Endzeit-Stimmung unter christlichen Fundamentalisten in den USA / © Julia Steinbrecht (KNA)
Endzeit-Stimmung unter christlichen Fundamentalisten in den USA / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA