Deutscher Pfarrer in Brasilien: WJT erneuert den Glauben

"Ruft nicht Franziskus. Ruft Jesus!“

Der Pfarrer der größten deutschsprachigen Gemeinde Brasiliens, Georg Fischer OT, sieht den Weltjugendtag mit Papst Franziskus als echte Chance für eine Glaubenserneuerung. In Anlehnung an den Papst sagt er: "Ruft nicht Franziskus. Ruft Jesus!“

Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )

dpa: Welches Signal erwarten Sie vom Weltjugendtag in Rio?

Georg Fischer: Die von Papst Johannes Paul II. gegründeten Weltjugendtage hatten jeweils ihre ganz eigene Dynamik. Sie waren immer auf die Zukunft der Kirche gerichtet. Alle Päpste, vom Gründer angefangen über Benedikt XVI., haben ihre eigenen Akzente gesetzt. So wird das jetzt auch bei Papst Franziskus sein. Die Weltjugendtage sollen die Kirche zukunftsfit machen. Die jungen Menschen, die aus aller Herren Länder nach Rio kommen, werden feststellen oder erneut feststellen, dass sie in ihrem Glauben nicht alleine sind.

dpa: Wie denken Sie, wird Papst Franziskus in Rio aufgenommen werden?

Pater Georg OT: Ganz sicher herzlich, aber ich glaube, wir sollten nicht zu stark auf Papst Franziskus schauen. Er selbst sagt ja: "Ruft nicht Franziskus. Ruft Jesus!“. Ob ein Papst in Rom oder in Rio, ein Kind in der Favela (Armensiedlung), ob Frauen oder Männer gleich welcher Hautfarbe oder Herkunft - die Botschaft ist: Wir alle sind Gottes Kinder und jeder hat seine Berufung und seine Aufgabe. Dabei wird und darf und soll es fröhlich zugehen, und ich bin optimistisch, dass dies auch in Rio, der "Wunderbaren Stadt“, wie sie genannt wird, so sein wird.

dpa: Welche Bedeutung hat der Weltjugendtag für Brasilien, das größte katholische Land der Welt?

Pater Georg OT: Es dürfte wie bei den vorherigen Weltjugendtagen ganz sicher zu einer lebhaften Glaubenserneuerung kommen. Das geschieht fernab von plakativer Berichterstattung während der turbulenten Tage. Für Brasilien sehe ich die Chance, dass es einen Sprung gibt von der vorhandenen Quantität hin zu einer neuen spirituellen Qualität. Das wird man aber erst leise merken und zwar nach den Weltjugendtagen. Es geht nicht um Katholiken dem Namen nach, die sich auf Taufe und Steuerverzeichnis berufen. Katholisch-Sein sein ist eine Lebensentscheidung.

dpa: Das Motto des Weltjugendtages "Geht hin und macht zu Jüngern alle Völker der Erde“ ist stark missionarisch...

Pater Georg OT:... ja, aber im positiven Sinne des Matthäus-Evangeliums. Die Weltjugendtagsbesucher und eigentlich jeder Christ soll lebendiges Vorbild sein, dass es einen Sinn und ein Ziel gibt, für das es sich lohnt zu leben. Solche katholischen Feste wie die Weltjugendtage tragen dann Früchte, wenn sich etwa die Jugendlichen fragen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, welchem Beruf, vielleicht sogar welcher Berufung sie nachgehen wollen. Dabei lautet die zentrale Frage: Was will Gott eigentlich von mir?

dpa: Sie leben in São Paulo. Werden sie zum Weltjugendtag nach Rio fahren?

Pater Georg OT: Ich bin seit 2007 Pfarrer an der Bonifatius-Gemeinde in São Paulo. Auch aus São Paulo haben sich viele Jugendliche auf den Weg gemacht nach Rio. Ich werde von Montag an in Rio sein und bin auch als Beichtvater eingesetzt. Ansonsten werde ich versuchen, möglichst viel von der Atmosphäre des Weltjugendtages für meine Arbeit mitzunehmen.

Das Interview führte Helmut Reuter


Quelle:
dpa