Deutsche spenden zunehmend für die Hungernden in Ostafrika

Es tut sich etwas

1,6 Milliarden Dollar sind laut UN notwendig, um die Menschen in Ostafrika vor dem Hungertod zu retten. Und in Deutschland wächst die Hilfsbereitschaft: Politik und Kirchen sagen hohe Summen zu, Hilfswerke registrieren gegenüber domradio.de zunehmende Privatspenden.

Autor/in:
Michael Borgers
 (DR)

Der Spendeneingang der vergangenen Tage sei "sehr positiv", so Rainer Lang, Sprecher der Diakonie Katastrophenhilfe, gegenüber domradio.de am Freitag (22.07.2011). Bislang seien knapp 700.000 Euro eingegangen. Dabei noch nicht eingerechnet seien die Gelder, die das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe, an dem auch Caritas international, das Deutsche Rote Kreuz  und UNICEF Deutschland beteiligt sind, bislang erreicht haben.



Auch Caritas International ist zufrieden mit dem bisherigen Verlauf. Die Solidarität der Deutschen mit den Hungernden in Ostafrika sei sehr groß, sagte der Pressereferent des katholischen Hilfswerks Achim Reinke gegenüber domradio.de. Durch Internetspenden seien bislang mehr als 60.000 Euro eingegangen, insgesamt rechne man zum jetzigen Zeitpunkt mit einer Summe im "hohen sechsstelligen Bereich".



"Seitdem das Thema auch in den Medien vorkommt, steigen bei uns die Spenden deutlich an", sagte der Hauptgeschäftsführer der Hilfsorganisation Care Deutschland-Luxemburg, Anton Markmiller, der Nachrichtenagentur dapd. Allein an Privatspenden seien mehr als 107.000 Euro eingegangen. Das sei vergleichbar mit der Spendenbereitschaft bei früheren Katastrophen wie dem Erdbeben in Haiti oder der Flutkatastrophe in Pakistan. 42.000 Euro seien in den vergangenen Wochen als Online-Spende eingegangen.



Misereor warnt

Auch das katholische Hilfswerk Misereor bestätigte gegenüber domradio.de, dass die Spendenbereitschaft gut anläuft - mit der der Erdbebenkatastrophe von Haiti sei sie aber noch nicht vergleichbar. Allerdings ist Misereor auch bislang noch nicht in Somalia aktiv. Man prüfe aber gerade, so die Leiterin der Afrika-Abteilung des katholischen Hilfswerks, Dorothee Klüppel, zuvor gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur, was an Hilfsmaßnahmen machbar sei. Sie schloss nicht aus, dass es in dem Land auch zur Kooperation mit islamischen Hilfsorganisationen kommt.



Christliche Hilfsorganisationen sollten in Somalia nur mit größter Zurückhaltung auftreten. "Es wäre für den Einsatz dort katastrophal, wenn es bei den islamistischen Milizen plötzlich heißt: Die Christen nutzen das für ihre Missionierungszwecke aus", so Klüppel.



Die islamistischen Milizen in dem Bürgerkriegsland hatten zunächst angekündigt, die Hilfe ausländischer Organisationen wieder zuzulassen, die sie in der Vergangenheit des Landes verwiesen hatten. Die Islamisten der Al-Schabaab-Bewegung, die große Teile Somalias kontrollieren, hatten aber anschließend die Hungersnot als Propagandalüge bezeichnet. Ein Sprecher nahm zuvor gemachte Zusagen zurück. Die Vereinten Nationen wollen ihre Nothilfe dennoch fortsetzen.



Aufruf zu Spenden für Ostafrika

Die katholische und die evangelische Kirche riefen ebenfalls die Menschen in Deutschland eindringlich zu Spenden für die Menschen am Horn von Afrika auf. "Millionen in Ostafrika sind nach mehreren ausbleibenden Regenzeiten am Ende ihrer Kräfte und leiden Hunger", hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider.



In Somalia, wo die Lage besonders dramatisch ist, arbeiteten die Katastrophenhilfswerke der katholischen und der evangelischen Kirche, Caritas international und Diakonie Katastrophenhilfe, eng zusammen, hieß es weiter. Gemeinsam versorgten sie die Bevölkerung mit Lebensmitteln und Wasser. Auch in Äthiopien, Kenia und dem Sudan leisteten die Werke Nothilfe und eröffneten neue Lebensperspektiven.  



Die Vereinten Nationen schätzen den Hilfe-Bedarf für die Hungernden in Ostafrika auf 1,6 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro). Davon hat die internationale Gemeinschaft erst etwa die Hälfte bereitgestellt.