Ausweitung der Hungersnot in Somalia befürchtet

Schlimmste Ernährungskrise seit 20 Jahren

Die Vereinten Nationen haben nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF für Teile Somalias offiziell eine Hungersnot ausgerufen. Von einer Hungersnot spricht die internationale Gemeinschaft, wenn mehr als 30 Prozent der Menschen an akuter Mangelernährung leiden oder jeden Tag mehr als zwei von 10.000 Menschen beziehungsweise vier von 10.000 Kindern sterben.

 (DR)

In den somalischen Distrikten Bakool und Lower Shabelle im Süden des Landes sterben den Angaben nach täglich mehr als sechs von 10.000 Kindern, die Hälfte der Kinder sei akut mangelernährt. Täglich treffen nach UN-Angaben rund 3.000 erschöpfte Somalier in Äthiopien und Kenia ein.



UNICEF spricht von der schlimmsten Ernährungskrise in Afrika seit 20 Jahren. Am gesamten Horn von Afrika seien rund elf Millionen Menschen betroffen. Die Hungersnot werde sich in den kommenden ein bis zwei Monaten weiter ausbreiten, wenn nicht rasch massive Hilfe geleistet werde. UNICEF hat bereits nach eigenen Angaben 500.000 Euro aus privaten Spenden für die Soforthilfe bereitgestellt. Rund 70.000 schwer mangelernährte Kinder sollen in den kommenden Wochen medizinisch versorgt werden. In den kommenden sechs Monaten sollen insgesamt drei Millionen Menschen Zusatznahrung erhalten.



Von Kenia sei ein Schiffstransport in die somalische Hauptstadt Mogadischu mit 200 Tonnen Getreidebrei für Kinder sowie 11.500 Paketen nährstoffhaltiger Erdnusspaste unterwegs, hieß es. Per Flugzeug seien bereits fünf Tonnen Kindernahrung und Medikamente in die Südhälfte des Landes geflogen worden, weitere Hilfsflüge sollen folgen.



Caritas international weitet Soforthilfe aus

Wegen der Hungersnot in Ostafrika weiten auch andere Hilfswerke ihre Einsätze in Somalia, Äthiopien und Kenia aus. Diakonie Katastrophenhilfe und Caritas international stellten am Dienstag zusätzlich insgesamt 600.000 Euro für Soforthilfe bereit. Rund 15.000 Hungernde in der somalischen Region Galguduud sollen Lebensmittel, Trinkwasser, Planen und Moskitonetze erhalten.



Im Bürgerkriegsland Somalia ist die Versorgung der Hungernden besonders schwierig, weil große Landesteile unter Kontrolle der islamistischen Al-Schabaab-Milizen stehen. Erst vor kurzem hatten die Machthaber ihre Drohungen gegen internationale Helfer zurückgenommen, die sie Ende 2009 vertrieben hatten.



Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Ludwig Schick, bezeichnete Hunger als "Armutszeugnis für die Menschheit im 21. Jahrhundert". Der Bamberger Erzbischof weiter: "Wir können auf den Mond fliegen, wir haben die raffiniertesten Waffen entwickelt, um mörderische Kriege zu führen", aber die Menschheit sei unfähig, genügend Essen für die Menschen bereitzustellen. Der Erzbischof forderte konkrete Langzeitstrategien zur Hungerbekämpfung, um Katastrophen wie derzeit in Somalia und anderen Staaten Ostafrikas zu verhindern.