Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe will Bewusstsein für Lepra schärfen

Krankheit der Armut

"Lepra lebt" – auch in Brasilien. Jährlich erkranken 200.000 Menschen an der Infektionskrankheit. Dabei wäre sie leicht zu heilen. Ein Gespräch mit der Pressereferentin der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe.

Behandlung eines Mädchens, das an Lepra erkrankt ist / © Laetitia Bezain (dpa)
Behandlung eines Mädchens, das an Lepra erkrankt ist / © Laetitia Bezain ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Plakate Ihrer aktuellen Werbekampagne kommen drastisch daher. Wollen Sie die Leute schockieren?

Sabine Ludwig (Pressereferentin der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe): Ja, in der Tat! Lepra lebt immer noch. Viele Menschen denken, dass die Krankheit längst eliminiert ist, aber das ist nicht so. Es gibt sie noch in vielen Ländern auf unserer Welt.

DOMRADIO.DE: Tatsächlich ist es so, dass Lepra in Europa kaum noch vorkommt. Seit dem Jahr 2000 stuft die WHO Lepra nicht mehr als Gefahr für die Allgemeinheit ein. Sie aber sagen "Lepra lebt"! Wo und in welchem Ausmaß lebt Lepra denn heute noch?

Ludwig: Dass es in Deutschland nicht mehr verbreitet ist, ist ganz klar. Diese Krankheit lebt jedoch noch in Entwicklungs- und auch Schwellenländern. Lepra bezeichnet man auch als die Krankheit der Armut. Sie bricht immer wieder dort aus, wo sehr viele sozial Benachteiligte leben; wo Menschen nicht die Möglichkeit haben, zu Ärzten oder Gesundheitsstationen zu gehen. Sie kommt durchaus auch in Schwellenländern wie Brasilien vor, neben den sehr armen Ländern wie in Indien oder afrikanischen Ländern.

DOMRADIO.DE: Ich komme auf Ihr aktuelles Werbeplakat zurück. "Ihre Spende ändert alles" steht da. Anders ausgedrückt: Den Betroffenen kann relativ leicht geholfen werden, wenn nur genug Geld da wäre?

Ludwig: Das stimmt. Wir sind ein Leprahilfswerk. Wir haben Mitarbeitern in Ländern, wo Lepra präsent ist. Wir sind Sozialarbeiter und Gesundheitshelfer, die die Betroffenen aufsuchen und behandeln. Es gibt sogenannte Feldstudien, mit deren Hilfe Menschen identifiziert werden, die an Lepra erkrankt sein könnten. Es gibt ganz einfache Möglichkeiten, das festzustellen.

Oftmals reicht es, eine bestimmte Hautstelle mit einem Kugelschreiber aufzudrücken, und wenn die Betroffenen dies nicht merken und die Stelle gefühllos ist, dann könnte dies auf Lepra hinweisen. Mit einer einzigen Einmalgabe von Tabletten besteht die Möglichkeit, dass Lepra nicht mehr ansteckend ist. Das heißt aber nicht, das die Krankheit damit schon geheilt ist. Lepra muss über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr behandelt werden.

DOMRADIO.DE: Ich habe gelesen, dass man mit 50 Euro bereits Lepra heilen kann. Stimmt das?

Ludwig: Das ist richtig. Betroffene können mit diesem Betrag schon geheilt werden, weil mit diesem Betrag bereits die notwendigen Tabletten gekauft werden können. Ein Problem dabei ist, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen werden müssen, der Zugang zu ihnen allerdings in vielen Ländern erschwert ist – weil die Infrastrutur fehlt aufgrund von Bürgerkriegen oder Umweltkatastrophen. So müssen unsere Mitarbeiter lange Fußmärsche auf sich nehmen, um Leprakranke zu erreichen; sie in den Dörfern zu besuchen und zu behandeln, und die Medikamente zu verteilen.

DOMRADIO.DE: Was also ist Ihre Botschaft am Welt-Lepra-Tag?

Ludwig: Dass Menschen hierzulande bewusst wird, dass die Krankheit noch existiert. Und auf die Arbeit unseres Hilfswerks aufmerksam zu machen.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.


Quelle:
DR
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