Deutsche Bischöfe würdigen Papstschreiben

Über das Heilige Jahr hinaus

Die deutschen Bischöfe haben das Papstschreiben als starken Impuls gewürdigt. Gerade die "klaren Hinweise" dürften nicht ignoriert werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx.

 (DR)

"Die vom Papst geforderte Großherzigkeit, um Barmherzigkeit zu ermöglichen, muss uns ständige Mahnung sein", erklärte Marx. Besonders hob der Erzbischof von München und Freising die Idee des Papstes hervor, künftig alljährlich im November einen Welttag der Armen zu begehen. In dem am Montag veröffentlichten Schreiben "Misericordia et misera" regt Papst Franziskus zusätzlich die Einrichtung von Bibelsonntagen an. Jede Gemeinde solle einmal im Jahr "ihr Engagement für die Verbreitung, die Kenntnis und die Vertiefung der Heiligen Schrift erneuern".

"Das Heilige Jahr wirkt so länger als es dauert“, betont Kardinal Marx in einer Mitteilung der DBK. In einer eindrucksvollen Komposition zeige Franziskus auf, in welchen Lebensbereichen und wie im Leben der Kirche sich Barmherzigkeit vollziehen müsse. Das gehe von den Gedanken des Papstes zur Familie über die Gefangenenseelsorge bis hin zur Verortung des Sakraments der Versöhnung in der Kirche.

"Ich bin Papst Franziskus dankbar, dass er so intensiv und engagiert für eine Kultur der Barmherzigkeit wirbt, sie theologisch untermauert und ihr einen Sitz im Leben der Menschen gibt", betonte Kardinal Marx. Zu Recht bezeichne Franziskus das Heilige Jahr als Erfolg.

Nachhaltigkeit und gerechte Ökonomie

Der Augsburger Weihbischof Anton Losinger begrüßte besonders den Beschluss des Papstes zur Vergebung von Abtreibungen. Er halte es für richtig, dass der Papst "einen Weg zur Versöhnung öffnen" wolle, sagte Losinger, der bis vor kurzem der Deutschen Ethikkommission angehört hatte, der "Welt" (Dienstag). Der Seelsorge-Aspekt trete in den Vordergrund.

Mit einem am Montag veröffentlichten Schreiben Misericordia et misera hatte Papst Franziskus allen Priestern die Befugnis zur Lossprechung von einer Abtreibung gewährt. Eine entsprechende Vollmacht hatte Franziskus schon für das Heilige Jahr erteilt, das am Sonntag zu Ende ging. Nun soll sie dauerhaft gelten.

Künftig werde Franziskus vor allem zwei Themen "massiv auf dem Radar" haben, so Losinger weiter: "Nachhaltigkeit, als entscheidende Voraussetzung für die Lebensfähigkeit der Menschheit. Und das Streben nach einer gerechteren Ökonomie." Beide Themen werde der Papst "noch stärker pushen".

(kna, dbk)