Deutsche Bischöfe reisen in die Türkei

"Wir machen eine Pilgerreise!"

Unter der Leitung Kardinal Meisners sind zehn deutsche Bischöfe am Montag zu einer Pilgerreise in die Türkei aufgebrochen. Sie besuchen unter anderem Istanbul und das südtürkische Tarsus, den Geburtsort des Apostels Paulus. Seit längerem appellieren Bischöfe an die Türkei, dort dauerhaft eine Kirche zu genehmigen. Die fünftägige Reise steht unter dem Leitwort "Auf den Spuren des Heiligen Paulus". Aus Anlass des 2.000. Geburtstages des Apostels hat Papst Benedikt XVI. ein Paulusjahr ausgerufen, das im Juni eröffnet wurde.

Kardinal Meisner: Etwas Spiritualität in unser müdes Europa herüberholen (KNA)
Kardinal Meisner: Etwas Spiritualität in unser müdes Europa herüberholen / ( KNA )

Bisher sei den Christen nur die Nutzung einer alten Kirche während des Paulusjahres zugestanden worden, sagte Meisner vor einigen Tagen in einem Interview der «Kölner Kirchenzeitung». Unter dem Aspekt der rechtlich garantierten Religionsfreiheit sei das «einfach zu wenig». Der Kardinal forderte, am Geburtsort des Apostels müsse es «dauerhaft und über das Paulusjahr hinaus ein festes Gotteshaus und eine Pilgerzentrum» geben.

Meisner hatte den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan brieflich um Unterstützung des Anliegens gebeten. Zu der Initiative hätten ihn auch die Spannungen um den Bau einer großen Moschee in Köln inspiriert, so der Kardinal damals. Ein Pilgerzentrum in Tarsus könne auch in Deutschland Kontroversen um Moscheebauten entschärfen.

Allerdings hat Kardinal Meisner Spekulationen zurückgewiesen, man wolle sich in erster Linie über die Lage der Christen informieren. Die Reise sei vor allem eine Wallfahrt auf den Spuren des Apostels Paulus. Meisner sagte bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe in Fulda: "Das ist keine Reise, um uns über die Situation der Christen zu informieren. Das ist eine Pilgerreise! Wir machen eine Wallfahrt zu den Ursprüngen des apostolischen Wirkens des Apostels Paulus. Und wir wollen den Genius Loci auch in uns aufnehmen, um etwas von seiner Spiritualität - gleichsam seine Initialzündung - in unser müdes Europa herüberzuholen. Und wir möchten uns selbst davon entzünden lassen. Natürlich kriegt man dabei mit, wie es den Christen in der Türkei geht. Aber das ist nicht das erste Ziel."

Meisner erwartet von der Wallfahrt vor allem eine "Stärkung im Glauben". Jeder Christ sei Träger des Wortes Gottes. "Wir müssen uns einander den Glauben zusprechen. Und in dem Austausch des gemeinsamen Glaubens wird der Leib Christi erbaut, der die Kirche ist."