Deutsche Bischöfe begrüßen Schreiben der Glaubenskongregation

Über die Sehnsucht nach Heil und Glück

Die deutschen Bischöfe würdigen das Schreiben "Placuit deo" der vatikanischen Glaubenskongregation. Es sei ein Plädoyer für ein umfassendes Heilsverständnis, das auch die Sehnsüchte des Menschen einschließe.

 (DR)

Ziel sei nicht, bestimmte geistige Strömungen zu stigmatisieren, betonte der Vorsitzende der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann, am Donnerstag. Vielmehr gehe es um ein "Signal, dass die Kirche sich in ihrer Geschichte schon mit durchaus vergleichbaren geistigen Vorstellungen und Strömungen befasst hat und sich ihre Ablehnung dieser Gedanken auf ein solides Erfahrungs- und Reflexionsfundament gründet".

Kirche gehe es um Sehnsucht nach Heil und Glück

Wiesemann betonte, das Schreiben wolle "einen Impuls geben, der als Plädoyer für ein umfassendes Heilsverständnis zu verstehen" sei. Der Kirche gehe es "um ein Heilsverständnis, das zeitgenössischen Verengungen widersteht und den Menschen in seiner leibgeistigen Einheit" sehe, "in seinem Bezug zur Welt und den Mitmenschen und in seiner Sehnsucht nach Heil und Glück, das er nicht selbst herstellen kann".

Die Glaubenskongregation pocht in dem Brief an alle Bischöfe der Weltkirche darauf, dass Jesus "einziger und universaler Retter" der Menschen sei. Diese Glaubensüberzeugung werde heute oft nicht mehr verstanden, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Brief an alle Bischöfe der Weltkirche. Viele meinten, ihre Lebensverwirklichung hänge allein von den eigenen Kräften ab.

Gotteserfahrung die in Beziehung mit Mitmenschen setzt

Die wahre Rettung des Menschen bestehe nicht in etwas, das er von sich aus erlangen könne wie etwa Wohlstand, Wissenschaft, Technik, Macht oder ein guter Ruf. Vielmehr bestehe "das Heil in unserer Vereinigung mit Christus". Diese Vereinigung geschehe aber nicht nur geistig-innerlich, heißt es in dem sechsseitigen Schreiben.

Gott sei in Christus ganz Mensch geworden, und Christus begegne den Menschen "in den ärmsten und leidenden Brüdern und Schwestern". Es gebe heute ein Gefühl eines nur innerlichen Heils und einer rein persönlichen Gotteserfahrung, ohne dass dies Folgen hätte für die Beziehungen zu anderen Menschen und zur Gesellschaft.

Evangelium allen Menschen verkünden

Durch sein Leben und Sterben und seine Auferstehung habe Christus eine neue Ordnung zwischen den Menschen und zu Gott gestiftet. In diese Ordnung, zu der auch die Kirche und ihre Sakramente gehörten, habe er die Menschen "mit hineingenommen".

Den Glauben an die Rettung durch Christus und die Bedeutung der Kirche dränge Christen dazu, das Evangelium allen Menschen zu verkünden. Dazu wolle man auch mit den Anhängern anderer Religionen "einen aufrichtigen und konstruktiven Dialog" aufbauen.

Tendenz zur Selbsterlösung habe es immer wieder gegeben

Gegen individualistische Selbstverwirklichung und reine Innerlichkeit hat Papst Franziskus sich schon öfter gewandt. Er bezeichnet diese Haltungen als "Neu-Pelagianismus" und "Neu-Gnostizismus". Der Pelagianismus geht davon aus, dass die menschliche Natur nicht durch eine Erbsünde verdorben sein könne, da der Mensch ja von Gott selbst erschaffen sei.

Die Gnostiker der Spätantike gingen unter anderem davon aus, dass der Mensch das Prinzip einer vollkommenen Gottheit in sich trägt, von der er nicht zu trennen sei. Mit den antiken christlichen Irrlehren hätten die kritisierten Glaubenshaltungen von heute allerdings nur gewisse Berührungspunkte, heißt es in dem Brief der Glaubenskongregation weiter.

Die Auseinandersetzungen in der Antike hätten in einem ganz anderen Kontext stattgefunden, nicht in einer säkularisierten Welt. Die zugrundeliegenden Versuchungen der Selbsterlösung und Innerlichkeit habe es im Christentum aber immer wieder gegeben.


Quelle:
KNA