Des Papstes vorderster Synodaler

Wer ist Mario Grech?

Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Synode, nimmt an vielen Stellen eine außergewöhnliche Rolle ein. Dabei lässt er sich vor allem inhaltlich nicht festlegen. Einzig seine Nähe zu Papst Franziskus steht außer Frage.

Autor/in:
Anna Mertens
Kardinal Mario Grech / © Vatican Pool/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Mario Grech / © Vatican Pool/Romano Siciliani ( KNA )

Mario Grech ist eine freundliche Erscheinung. Der hochgewachsene Malteser lächelt viel, lacht oft. Er begrüßt mit kräftigem Handschlag, stellt sich schon mal mit Vornamen vor. Der 65-jährige Kurienkardinal ist nicht irgendwer innerhalb der vatikanischen Zentralverwaltung. Er ist der Generalsekretär der Synode. Er soll die laufende Synode zur Synodalität – Weltsynode und Herzensanliegen von Papst Franziskus – motivieren, organisieren, anleiten, präsentieren. Letztlich zu einem guten Ergebnis führen.

Die nicht geringe Last merkt man dem grau melierten und braun gebrannten Mann aus einem Dorf auf der maltesischen Insel Gozo nicht an. Inmitten der anderen Kardinäle wirkt der promovierte Kirchenrechtler beinahe jugendlich, voll Tatendrang und doch entspannt-gemütlich.

Im Sekretariat arbeitet er mit der französischen Ordensschwester Nathalie Becquart und dem spanischen Bischof Luis Marin de San Martin Seite an Seite. Beide freundliche Erscheinungen. Das gesamte Team des Sekretariats ist klein, ein Dutzend Mitarbeiter. Man duzt sich. Und versucht, die Arbeit gemeinsam zu stemmen.

Plädoyer für mehr Synodalität

Denn es geht nicht nur um die eigentliche Synodentätigkeit. Vorbereitungspapiere ausarbeiten, Zuschriften aus den Diözesen weltweit sammeln, gemeinsam mit erwählten Experten Arbeitsdokumente erstellen, die zweite Kontinentalphase anstoßen, bis hin zur großen Bischofssynode im Herbst 2023. Das ist ein Teil der Arbeit.

Auf der anderen Seite soll die Weltsynode den Gläubigen, ja allen Menschen vermittelt werden. Dabei soll der synodale Prozess keine Kontroversen scheuen, zuhören und eine Kirche schaffen, in der sich ein jeder wohlfühlt. Entsprechend möchte das Synodensekretariat unter Grech, der seit 2019 als Pro-Generalsekretär, seit 2020 als Generalsekretär die Geschicke leitet, offen sein und kommunikativ.

Wohl eben deswegen – und auch um die Behörde zu stärken – ernannte Franziskus Grech 2020 zum Kardinal. In der Messe damals richtete der Malteser das gemeinsame Dankeswort der neuen Purpurträger an den Papst – und nutzte dieses für ein flammendes Plädoyer zu mehr katholischer Synodalität.

Besonders auf Twitter aktiv

Der Internetauftritt des Sekretariats ist für eine Vatikanbehörde bemerkenswert. Es gibt regelmäßige Newsletter, die Seite wird fortlaufend in Text und Bild aktualisiert, ein eigener Pressebereich soll dezidiert Medien auf dem Laufenden halten – in drei Sprachen mit Links auf Soziale Netzwerke und Videoportale.

Auf Twitter ist synod.va besonders aktiv. Rund um das jüngst abgeschlossene Treffen der Expertengruppe, die im Weinörtchen Frascati das Arbeitsdokument für die zweite, kontinentale Phase formulierte, gab es über den Kurznachrichtendienst täglich Neuigkeiten - mit Fotos und Videos gespickt.

Nicht alles wird von den rund 17.200 Followern und anderen Lesenden positiv aufgenommen. Als dort eine Äußerung des Kardinals zu den nahezu unvorstellbaren Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 - 1965) auftauchte, hagelte es kritische Stimmen aus der konservativen Ecke.

Aussagen blumig und vage

Auch Grechs Auftritt vor Spitzenvertretern der katholischen Kirche in den USA und seine deutlichen Ermahnungen, seine Zuhörer sollten endlich auf den pastoralen Pfad von Papst Franziskus einschwenken, dürfte einigen missfallen haben. Rund um den Vatikan und die Kurie munkeln manche, der ehemalige Kirchenrichter stehe theologisch nicht in der vordersten Reihe, es magele ihm an tieferer Kenntnis der Kernmaterie.

Im Gespräch sind seine Aussagen wenig angreifbar, immer wieder blumig und vage. Einerseits ermöglicht das seinen Sympathisanten, darunter dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, Grechs Aussagen als verständnisvoll und für andere Sichtweisen offen zu deuten. Für den deutschen Synodalen Weg ist Grech ein wichtiger Anker in der stürmischen vatikanischen See.

Auf der anderen Seite schießt Grech in seiner Art zu sprechen und zu antworten selten übers Ziel hinaus. Das hält Kritiker im Zaum. Doch am Ende werden in vielen Ländern die Ergebnisse der Bischofssynode 2023 zählen. Da dürften etwa deutschen Gläubigen vage, blumige Antworten nicht reichen. Selbst wenn Grech betont, die Synode sei kein Prozess, der binnen drei Jahren abgeschlossen werde. Vielmehr sei es ein viel, viel längeres Unterfangen.

Quelle:
KNA
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