Der Vorgänger Leos XIV. gilt als ein Papst der heißen Eisen

Leo XIII. öffnete die Kirche für eine neue Zeit

Der neue Papst Leo XIV. hat einen traditionsreichen Namen angenommen. Leo XIII. öffnete Türen in eine neue Zeit und begründete die kirchliche Soziallehre, die auf die existenziellen Fragen der Arbeiterschaft antworten sollte.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei
Papst Leo XIII. / © Wikipedia Gemeinfrei

Mehrere der Namens-Vorgänger Leos XIV. spielten eine bedeutende Rolle in der Papstgeschichte, darunter auch und nicht zuletzt Leo XIII. (1878-1903). Vincenzo Gioacchino Pecci wirkte als Versöhner der Kirche mit der modernen Welt, nachdem sein Vorgänger Pius IX. (1846-1878) jahrzehntelang einen Kurs von Abschottung und Verurteilung zeitgenössischer Ideen gefahren hatte.

Die erste päpstliche Sozialenzyklika, in der sich Leo XIII. der drängenden Arbeiterfrage widmete, begründete die katholische Soziallehre. Ein weiser Greis im besten Sinne, wirkte er als Diplomat auf internationalem Parkett. Er öffnete die Vatikan-Archive für die Wissenschaft und zeichnete sich früh durch ökumenische Gesinnung aus. Bei seiner Wahl 1878 hatte man eigentlich nur einen Mann des Übergangs gesucht. Doch dieser Übergang hatte es in sich: Der "soziale Papst" Leo XIII. starb erst 1903, 93-jährig, nach mehr als 25 Jahren im Amt.

Wogen glätten

Seine Amtszeit folgte auf das 32-jährige Pontifikat Pius IX., der mit kurialer Zentralisierung und Unfehlbarkeitsdogma die Nationalen aller Länder erzürnt hatte. Nun sollte Gioacchino Pecci, den das Konklave schon im dritten Wahlgang zum neuen Papst bestimmt hatte, die Wogen glätten. Dabei war das neue Kirchenoberhaupt schon fast 68 Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen.

Leo XIII. begann einen Kurs der Öffnung gegenüber der modernen Welt und durchbrach die "Festungsmentalität" der Kirche, die durch die Umwälzungen der Französischen Revolution und durch den Verlust des Kirchenstaates an die italienische Republik jahrzehntelang traumatisiert gewesen war. Als erstes Ziel formulierte er die Aussöhnung von Kirche und Kultur. Mit seiner bahnbrechenden Enzyklika "Rerum novarum" setzte er 1891 neue Maßstäbe in der kirchlichen Sozialverkündigung. Die Öffnung der vatikanischen Bibliothek und des Geheimarchivs für Forscher aller Konfessionen brachten ihm Ansehen als Förderer der Wissenschaft. Auch Leos ökumenische Initiativen waren für die Zeit beispielhaft.

Vor allem aber galt Leo XIII. den Zeitgenossen wie Historikern aller Couleur als "politischer Papst". Selbst katholische Kirchenhistoriker bescheinigen ihm einen "Hang zum Politisieren und Diplomatisieren". So handelte Leo ein Ende des verbissen geführten preußischen Kulturkampfs aus und strebte einen innerkirchlich heftig umstrittenen Ausgleich mit der französischen Republik an.

"Geweihter Opportunist"

Von Anfang an, so der Historiker Oskar Köhler, war Leo XIII. "darauf bedacht, sich mit den jeweiligen politischen Situationen bis an die Grenzen des Tolerablen zu arrangieren". Der antiklerikale Politiker Leon Gambetta nannte ihn gar einen "geweihten Opportunisten".

In den letzten Jahren dieses außergewöhnlichen Pontifikats gewannen allerdings mit den sogenannten Antimodernisten betont konservative Gruppierungen Einfluss auf das Kirchenoberhaupt. Manche Dinge wurden bereits am gebrechlichen Papst vorbei von der Kurie erledigt.

Bei der Bewertung aller sozialen und politischen Äußerungen Leos muss man sich die teils sehr tiefen Gegensätze innerhalb der national geprägten Katholizismen vor Augen führen, zwischen denen der Papst urteilen und behutsam agieren musste. Auch die politischen Rahmenbedingungen erstreckten sich von laizistischen Republiken bis hin zu konservativ-restaurativen Monarchien. Jedes ideologische Zugeständnis etwa an die antiklerikale französische Republik musste den katholischen Royalisten als unglaubliche Zumutung erscheinen. Zudem durfte er nirgends unvorsichtig revolutionäre Bestrebungen ermutigen.

Kirche und Demokratie

In seinem 23. Dienstjahr packte der 90-jährige Papst mit der Enzyklika "Graves de communi" 1901 noch einmal ein "heißes Eisen" an: die Demokratie. Die Gründung einer katholischen Partei wie dem deutschen "Zentrum" wollte Leo angesichts der politischen Lage in Frankreich wie in Italien unbedingt verhindern. Demokratie sei zeitbedingt, so argumentierte er, und vom theologischen Standpunkt aus weder besser noch schlechter legitimiert als andere Staatsformen; die Entscheidung darüber sei somit eine rein politische und keine Glaubensfrage.

In seiner Bilanz der bisherigen Arbeit der sogenannten Democratie Chretienne lobt er zwar den Mut der Männer, die sich der Umsetzung seiner katholischen Soziallehre in den Alltag widmeten. Zugleich warnte Leo XIII. davor, den Begriff, der doch lediglich das "mildtätige christliche Handeln für das Volk" bezeichnen könne, "in das Politische zu verdrehen". Die Kirche sei für alle Stände da und habe bei aller Verpflichtung auf das Gemeinwohl auch die unteren nicht zu bevorzugen.

Für die "christlichen Demokraten" musste die Spätzeit des Pontifikats eine herbe Enttäuschung sein. Sie waren all die Jahre begeistert gewesen von den Leistungen und Weisungen des "sozialen Papstes" und seinem Kurs der Versöhnung von Kirche und Moderne. Das späte Politikverbot des "politischen Papstes", dem - zumindest zeitweilig - eine Verbesserung der Beziehungen zu diversen europäischen Staaten gelungen war, hatte letztlich eine nachhaltige "sozialpolitische Blickverengung" der Katholiken auf Sitte und Moral zur Folge.

Religiöse Vornamen

In Deutschland erhalten immer mehr Neugeborene einen christlichen Vornamen. "Allerdings wissen viele Eltern gar nicht, dass es sich bei ihrer Wahl um einen biblischen Namen oder den eines Heiligen handelt", sagt Gabriele Rodriguez von der Namenberatungsstelle an der Universität Leipzig im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Beliebt seien zum Beispiel Maria, Sophie, Anna oder Paul. Die Namen würden vor allem als Ausdruck der Tradition verstanden. Schließlich hätten sie sich "über Jahrhunderte hinweg" gehalten.

"Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes", spricht der Priester. / © Beatrice Tomasetti (DR)
"Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes", spricht der Priester. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA