Der vatikanische Ökumene-Minister Kardinal Kasper wird 75

Im Vatikan der bekannteste Deutsche nach dem Papst

Nach dem Papst ist er der bekannteste Deutsche im Vatikan. Als Ökumene-Minister ist Kardinal Walter Kasper seit fast zehn Jahren für den Kontakt zu den anderen Kirchen und Konfessionen zuständig, und er koordiniert auch die religiösen Beziehungen zum Judentum. An diesem Mittwoch feiert der frühere Theologieprofessor und Bischof von Rottenburg-Stuttgart seinen 75. Geburtstag - und erreicht damit die vatikanische Pensionsgrenze. Allerdings bittet der Papst seine Kurienkardinäle in der Regel um eine gewisse Verlängerung.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Seit 1999, im Auftrag von zwei Päpsten und unter komplizierten weltpolitischen Bedingungen hat Kasper den ökumenischen Dialog vorangetrieben. In den ersten Jahren bestand seine Aufgabe unter anderem darin, die Initiativen von Papst Johannes Paul II. in der Ökumene zu festigen und theologisch abzusichern. Kasper war es, der das, was der Papst mit spektakulären Reisen und Gesten vorbereitete, zäh und geduldig zu belastbaren Brücken des Dialogs ausbaute. Diese theologische Vertiefung setzte er im Auftrag von Benedikt XVI. fort. Neben Erfolgen gab es dabei auch manchen Rückschlag.

Zu den Erfolgen zählt Kasper selbst die Annäherung mit den Ostkirchen. Als der im schwäbischen Heidenheim geborene Kirchenmann
1999 von Rottenburg nach Rom wechselte, tat sich im Dialog mit den Altorientalischen Kirchen - den Kopten, Armeniern, Syrern - so gut wie nichts. In den vergangenen Jahren wurden weitreichende Konsens-Dokumente unterzeichnet. Verbesserungen konnte Kasper, der
2001 mit seiner Beförderung an die Ministeriums-Spitze sogleich Kardinal wurde, auch in den Beziehungen zur Orthodoxie verbuchen.

Ende der 90er Jahre war dieser Dialog in eine tiefe Krise geraten:
Die Theologengespräche wurden im Streit um Unierte und um unfaire Missionsmethoden ausgesetzt; im Verhältnis zum Moskauer Patriarchat herrschte Eiszeit. Eine Maxime des dynamischen Kardinals lautet:
Dialog funktioniert nur dort, wo Vertrauen unter den Partnern besteht. Mit vielen Begegnungen und Besuchen konnte er dieses Vertrauen wieder aufbauen und den Dialog fortsetzen. Der Kontakt zum Problempartner Moskau hat sich entspannt - auch wenn eine Begegnung des Papstes mit Patriarch Alexij II. nicht ansteht.

Weniger positiv fällt Kaspers Bilanz zum Kontakt mit den traditionellen evangelischen Kirchen aus - wenn auch die Beziehungen auf Ebene der Diözesen und Gemeinden meist in Ordnung seien. Das gemeinsame Dokument zur Rechtfertigungslehre von 1999 habe aber nicht den erhofften Durchbruch ausgelöst, es habe sogar Rückschläge gegeben, bedauert er im KNA-Interview. Manche derzeitigen Umbrüche und theologischen Bewegungen seien dem Dialog nicht zuträglich. "Ich habe den Eindruck, dass die gemeinsame Basis, das Bekenntnis des Credo und der Taufe etwas zerbröselt - und dann bricht die Ökumene in sich zusammen." Daher müsse man die Gemeinsamkeiten wieder neu in den Blick nehmen und vertiefen.

Zu seinen schönsten Erfolgen zählt Kasper den Kontakt zu religiösen Führern des Judentums. Hier hätten sich Respekt und Freundschaften entwickelt, die dem Dialog und der Zusammenarbeit für Frieden oder Menschenrechte förderlich seien - und die sich auch in Belastungen bewährten.

Die Bedeutung der Ökumene im Vatikan ist unter dem Theologen-Kardinal Kasper weiter gewachsen. Beim Konsistorium Ende November, als ein ganzer Tag der Ökumene gewidmet war, erhielt Kasper breite Zustimmung. Der Stuhl Petri ist heute eine anerkannte Größe für Kirchenführer, die nach Rom kommen und den Kontakt mit dem Papst suchen.

Für seinen Ruhestand - über dessen Beginn allein der Papst entscheidet - hat Kasper noch einiges vor. Er möchte, voraussichtlich in Rom, weiter theologisch und in der Seelsorge wirken.