Bericht: 12.000 Tote täglich als Folge der Corona-Krise möglich

"Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt"

In Folge der Corona-Pandemie könnten bis zum Jahresende täglich weltweit bis zu 12.000 Menschen an Hunger sterben - möglicherweise sogar mehr als an der Krankheit selbst. Davor warnt die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam in einem neuen Bericht.

Symbolbild Hunger / © Riccardo Mayer (shutterstock)

Sie kritisiert, dass unterdessen die acht größten Lebensmittel- und Getränkeunternehmen seit Januar 18 Milliarden Dollar an ihre Aktionäre ausgeschüttet hätten. Das sei zehn Mal mehr als der Betrag, den die Vereinten Nationen benötigten, um Hunger zu bekämpfen. Laut Bericht erreichte die weltweite Sterblichkeitsrate durch Corona im April 2020 mit etwas mehr als 10.000 Todesfällen pro Tag ihren höchsten registrierten Wert.

Laut dem Oxfam-Bericht "The Hunger Virus" könnten in diesem Jahr 121 Millionen Menschen infolge der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wie Massenarbeitslosigkeit, Unterbrechung der Nahrungsmittelversorgung und rückläufigen Hilfsgeldern an den Rand des Verhungerns getrieben werden.

Unterstützung der Vereinten Natonen nötig

"Für Millionen von Menschen ist Covid-19 der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt", so die Agrarexpertin von Oxfam, Marita Wiggerthale. Sie hatten demnach bereits vorher mit den Auswirkungen von bewaffneten Konflikten, der eskalierenden Klimakrise und extremer Ungleichheit zu kämpfen. Die Regierungen müssten nun Leben retten, indem sie einen Hilfaufruf der Vereinten Nationen voll finanzierten.

Um diese Hungerkrise zu beenden, müssten die Regierungen ökologische, gerechte und widerstandsfähige Ernährungssysteme aufbauen, die die Interessen der Kleinproduzenten vor die Profite der Lebensmittel- und Agrarindustrie stellten, sagte Wiggerthale. Die Regierungen sollten sich für ein hochrangiges Treffen des UN-Welternährungsausschusses im Oktober in Rom einsetzen, um die Hungerkrise zu bewältigen.

Ernste Lage in Venezuela und Südsudan

Der Bericht beleuchtet die zehn schlimmsten Hungerorte der Welt: Dazu gehören Venezuela und der Südsudan, wo die Nahrungsmittelkrise bereits vor der Corona-Krise sehr ernst gewesen sei und sich infolge der Pandemie weiter verschlimmert habe. Er zeige aber auch sich neu entwickelnde Epizentren des Hungers: Länder mit mittlerem Einkommen wie Indien, Südafrika und Brasilien, in denen Millionen Menschen wegen der Pandemie nun Hunger litten.


Quelle:
KNA