Wie die westfälische Corvey-Orgel gerettet wurde

Der Sound der Springladen

Die legendäre Barockorgel in der Abteikirche des ehemaligen Klosters Corvey soll am 12. Juni wieder erklingen. Möglich gemacht hat das ein Verein, der sich der Sanierung von Orgeln verschrieben hat. Ein Interview über eine ganz besondere Rettung.

Detail der Barockorgel in der Abteikirche des ehemaligen Klosters Corvey / © Wolfgang Radtke (KNA)
Detail der Barockorgel in der Abteikirche des ehemaligen Klosters Corvey / © Wolfgang Radtke ( KNA )

DOMRADIO: Warum ist die Orgel denn so wertvoll, so wichtig?

Heinz-Hermann Doninger (Vorsitzender des CHORUS – Corveyer Hilfswerk Orgel-Rettung und Sanierung): Diese historische Springladenorgel (1861) hat vor 340 Jahren der westfälische Orgelbaumeister Andreas Schneider gebaut. In der Barockzeit gab es viele davon, heute aber weltweit nur noch sieben.

DOMRADIO: Das Kloster gehört zum Weltkulturerbe. Die Orgel auch?

Doninger: Nein, nur das Westwerk und die Civitas.

DOMRADIO: Sie sind noch mittendrin in diesem Projekt Orgelrettung. Welche Herausforderung haben Sie schon bewältigt?

Doninger: Also die Orgel steht als Klimabrücke zwischen Westwerk und Kirche. Und das Pfeifenmaterial aus Zinn mit unterschiedlichem Bleianteilen kristallisierte. Die wertvollen Pfeifen waren vom Bleizucker befallen. Eine weitere Herausforderung war, dass die klimatischen Fragen gelöst und die Kondensationsgefahr gebannt werden musste. Zugleich durften beim Restaurieren weder der Klang noch das karolingische Westwerk gefährdet werden. Das war das eine Problem.

DOMRADIO: Zusätzlich zu den Kosten

Doninger: Genau. Das war das zweite Problem. Als ich den Förderverein 2012 als Vorsitzender übernommen habe, sagte mir der Kirchenvorstand: Wir brauchen eine Million, es sind aber nur 80.000 Euro da.

DOMRADIO: Was haben Sie gemacht?

Doninger: Ich habe mir erstmal eine Liste gemacht von regionalen Firmen, die ich auf Spenden ansprechen wollte. Darüber hinaus habe ich mit Eckhard Uhlenberg, Staatsminister a.D., gesprochen, dem heutigen Präsidenten der NRW-Stiftung. Die Stiftung sagte mir 300.000 Euro zu. Ebenso viel Geld wollte ich auch vom Förderverein bekommen.

DOMRADIO: Ist das gelungen?

Doninger: Ja. sogar etwas über 350 000 Euro haben wir vom Förderverein zusammengetragen.

DOMRADIO: Die Orgel soll im Juni wieder erklingen. Klappt das?

Doninger: Die Firma Flentrop aus Holland, die die Orgel restauriert hat, ist dabei, die Orgel zu intonieren. Es hängt jetzt davon ab, dass die Leute, die aus Holland kommen, nicht durch Corona verhindert werden. Wenn die regelmäßig kommen dürfen, dann wird die Orgel auf jeden Fall im Mai fertig werden, sodass wir sie dann am 12. Juni einweihen können.

DOMRADIO: Warum liegt Ihnen die Rettung dieser Orgel so sehr am Herzen?

Doninger: Zunächst bin ich hier in der Region seit über 50 Jahren zuhause. Zum anderen war mein Vorgänger mein langjähriger Freund Hubertus Backhaus, damals Landrat hier im Kreis Höxter. Und als er im Juli 2012 verstarb, hat mich der Kirchenvorstand gebeten, das Amt zu übernehmen. Sowohl Frau Backhaus als auch meine Frau haben mich spontan gebeten, das zu tun, weil das ganz im Sinne von Hubertus Backhaus gewesen wären. Das war für mich das Hauptmotiv. 

Das Gespräch führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR
Mehr zum Thema