Im 16. Jahrhundert wollte die Kirche Kirchenmusik, die zu verschnörkelt und ausufernd war, angeblich verbieten. Doch die Musik von Palestrina stand beispielhaft dafür, wie gute Chormusik auch aussehen konnte - das Verbot kam nicht, weil Palestrinas Messvertonung "Missa Papae Marcelli" so schön und zugleich so liturgisch gelungen war. Ein Engel soll dem römischen Kapellmeister beim Komponieren geholfen haben. Das erzählt zumindest die Legende. Doch darin steckt ein wahrer Kern.
Zuviel Pomp in der Kirchenmusik?
Vielen Theologen war im Zeitalter der Renaissance die mehrstimmige Chormusik ein Dorn im Auge. Während des Konzils von Trient wurde über die Zukunft der Kirchenmusik beraten. Durch die Verwendung von Koloraturen und weltlichen Melodien sahen viele Konzilsväter die Ernsthaftigkeit der musikalischen Ausgestaltung der Messe gefährdet. Auch blieb oft die Textverständlichkeit der Werke auf der Strecke. Palestrina hingegen pflegte einen klaren, schnörkellosen Stil. Die "Missa Papae Marcelli“ entstand während des Konzils und ist in dieser Hinsicht besonders gelungen.

Doch auf dem Konzil von Trient ging es wohl in Wahrheit gar nicht um ein weitreichendes Verbot der mehrstimmigen Chormusik – allerdings wurde Palestrina Musik zumindest als Positivbeispiel für gelungene Sakralmusik herangezogen. Dadurch wirkte sich seine Musik auf ganze Musikergenerationen der folgenden Jahrhunderte aus und wurde auch noch zu Beethovens Zeiten studiert. Der einsame Retter der Kirchenmusik war der römische Kapellmeister aus dem 16. Jahrhundert also nicht – aber ohne Frage der Schöpfer von beeindruckender Kirchenmusik. 1525 wurde er in Palestrina in der Region Latium geboren. Später hatte er mehrere bedeutende Musikerstellen in Rom inne, unter anderem bei der päpstlichen Kapelle und an der Lateranbasilika San Giovanni.
Im Radioprogramm von DOMRADIO.DE erklingt ab 20 Uhr beispielhafte Musik von Palestrina und Musik zum Dreikönigstag am 6. Januar von Johann Sebastian Bach.