Der Papst weiht Sagrada Familia von Gaudi in Barcelona

"Wunderbare Synthese aus Technik, Kunst und Glauben"

Papst Benedikt XVI. hat am Sonntag die weltberühmte, vom Architekten Antoni Gaudi (1852-1926) entworfene Kirche der Sagrada Familia (Heilige Familie) in Barcelona geweiht. Bei einem Festgottesdienst konsekrierte er den Altar und erhob das Gotteshaus in den Rang einer Basilika.

Autor/in:
Christoph Scholz
Papst Benedikt XVI. am Glorien-Portal an der Sagrada Familia in Barcelona  (KNA)
Papst Benedikt XVI. am Glorien-Portal an der Sagrada Familia in Barcelona / ( KNA )

Das Gotteshaus sei eine "wunderbare Synthese aus Technik, Kunst und Glauben", sagte der Papst in seiner Predigt. In herausragender Weise sei es Gaudi gelungen, einen Raum von bezaubernder Schönheit zu schaffen; einen Raum des Glaubens und der Hoffnung, der den Menschen zur Begegnung mit Gott führe. In der nach der Heiligen Familie benannten Kirche rief Benedikt XVI. zum Schutz von Ehe und Familie auf. Zu Beginn der mehr als zweistündigen Feier überreichte Chefarchitekt Jordi Bonet dem Papst die Schlüssel des Gotteshauses, der sie an den zuständigen Pfarrer weiterreichte.



Nach der Predigt erfolgte der eigentliche Weiheakt: Im Anschluss an den Gesang der Allerheiligen-Litanei salbte Benedikt XVI. die Steinplatte des Altars mit Heiligem Öl. Danach begaben sich Barcelonas Kardinal Lluis Martinez Kardinal Sistach, Kardinalsstaatssekretär Tarcisio Bertone sowie zehn weitere Bischöfe in den Kirchenraum, um zwölf an Säulen und Wänden eingelassene Kreuzplatten mit Öl zu salben. Anschließend entzündete der Papst auf dem Altar eine große Weihrauchschale. Unterdessen gingen Diakone mit kleinen Rauchfässern durch das Gotteshaus und inzensierten die Teilnehmer des Gottesdienstes.



Fertig zum 100. Todestag Gaudis

Die Sagrada Familia gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Spaniens. Mit ihrem Bau wurde 1882, vor 128 Jahren begonnen. In diesem Jahr wurde ein geschlossener Raum für Gottesdienste fertiggestellt. Voraussichtlich wird die Kirche nicht vor 2026, dem 100. Todestag Gaudis, fertiggestellt sein. Experten gehen von weiteren 20 bis 30 Jahre Jahren Bauzeit aus. Teile der Kirche werden seit 2005 von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt. Das imposante Bauwerk wird in einer Mischung aus dem neukatalanischen Stil - eine Variante der Neugotik -, dem Jugendstil, dem Modernisme Catala und der Moderne errichtet.



Gerade in einer Epoche, in der der Mensch sein Leben hinter Gottes Rücken aufzubauen versuche, sei die Weihe dieses Gotteshauses ein sehr bedeutsames Ereignis, unterstrich der Papst in seiner Predigt.

Der Kirchbau sei ein sichtbares Zeichen für die Präsenz der Kirche in der Welt, in der sie die Botschaft vom Gott des Friedens, der Freiheit und der Eintracht verkünden müsse.



"Gaudi zeigt durch sein Werk, dass Gott der wahre Maßstab des Menschen ist, dass das Geheimnis der wahren Originalität darin besteht, zum Ursprung zurückzukehren, der Gott ist." Auf geniale Weise habe sich Gaudi beim Kirchbau von der Natur, von der Heiligen Schrift und der Liturgie inspirieren lassen, betonte der Papst. Er habe die irdische Realität und die Heilsgeschichte miteinander verbunden; der Bau sei ein "sichtbares Zeichen des unsichtbaren Gottes, zu dessen Ehre diese Türme emporragen".



Aufruf zum Lebensschutz

Mit Nachdruck rief Benedikt XVI. zur Verteidigung und zur Unterstützung für Ehe und Familie sowie zum Lebensschutz auf. Die Kirche widersetze sich "jeder Form der Ablehnung des menschlichen Lebens" und unterstütze alles, "was die natürliche Ordnung der Institution Familie fördert", sagte der Papst in seiner Predigt. Die unauflösbare Verbindung von Mann und Frau sei Grundlage des menschlichen Lebens: "Nur dort, wo Liebe und Treue vorhanden sind, entsteht die wahre Freiheit und dauert sie fort."



Die Kirche fordert daher nach Worten des Papstes wirksame wirtschaftliche und soziale Maßnahmen, damit die Frau zu Hause und am Arbeitsplatz ihre volle Verwirklichung finden könne. Sie trete dafür ein, dass Brautpaare, die eine Familie gründen wollten, vom Staat wirklich unterstützt werden. Weiter bestehe sie darauf, "dass das Leben der Kinder vom Augenblick ihrer Empfängnis an als heilig und unantastbar verteidigt wird; dass die Geburten auf rechtlicher, sozialer und legislativer Ebene Anerkennung, Wertschätzung und Unterstützung erhalten".



Vor dem Weihegottesdienst war Benedikt XVI. am Morgen in Barcelona mit König Juan Carlos und Königin Sofia zusammengetroffen. Mehrere tausend Menschen säumten die Straßen bei seiner Fahrt vom Erzbischöflichen Palais zur Kirche.