Der Papst beendet seine Friedensmission in Nahost - ein Fazit

Große Spuren im Heiligen Land

Die Fußspuren waren diesmal besonders groß, die der Papst bei seiner Heilig-Land-Reise vor sich hatte. Aber Benedikt XVI. versuchte gar nicht, die ergreifenden Gesten seines Vorgängers Johannes Paul II. an den historischen Stätten des Christentums zu wiederholen. Stattdessen bemühte er sich in zum Teil mutigen Ansprachen darum, die Präsenz der Christen im Heiligen Land zu fördern, den Dialog mit Juden und Muslimen zu konsolidieren und zum Frieden in der Region beizutragen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Kurz vor Abschluss der Reise an diesem Freitag erweisen sich anfängliche Befürchtungen um ihren Erfolg als unbegründet. Sie übertrifft in manchen Bereichen sogar die aus dem Jahr 2000.

Das gilt vor allem für den Kontakt mit dem Islam. Mit den Treffen in der jordanischen Hauptstadt Amman sei die Kontroverse um die Regensburger Rede endgültig ausgeräumt, wird aus der renommierten Al-Azhar-Universität in Kairo gemeldet. Der Besuch bei den führenden Vertretern des moderaten Islam habe eine neue Dialog-Grundlage geschaffen. Der Eklat drei Tage später in Jerusalem, als ein Scheich mit einem verbalen Angriff auf Israel ein interreligiöses Treffen sprengte, schlug mehr gegen diesen selbst zurück. Auf den Verlauf der Reise, auch auf das Treffen mit dem Jerusalemer Großmufti Mohammed Hussein am Tag darauf, hatte dies keine negativen Auswirkungen.

Ein geteiltes Echo fand dagegen der Besuch des Papstes in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem. Benedikt XVI. hielt dort eine geradezu poetische Ansprache, deren Aussagen nicht falsch waren, aber vollständiger hätten sein können. Es wäre atmosphärisch sicher hilfreich gewesen, wenn der Papst - so wie bei seiner Rede im Konzentrationslager Auschwitz - ein Wort zu seiner deutschen Herkunft sowie zur Schuldfrage geäußert hätte. Die spätere Begegnung mit den Jerusalemern Oberrabbinern zeigte freilich, dass die Beziehungen zwischen dem Vatikan und dem Judentum 44 Jahre nach Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils freundschaftlich und belastbar sind, dass sie auch Zwischenfälle - wie der Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson - verkraften.

Gut verliefen auch die politischen Teile der Papstreise. Israel dankte Benedikt XVI. für die klaren Worte gegen den Antisemitismus, die Palästinenser für sein Plädoyer zur Zwei-Staaten-Regelung. Dabei sparte das Kirchenoberhaupt in seinen Reden nicht mit kritischen Anfragen - etwa als er in Israel betonte, dass Sicherheit nicht ohne Gerechtigkeit und Frieden auskomme.

Forderung nach einem eigenen Palästinenserstaat
Mit seiner Forderung nach einem eigenen Palästinenserstaat wiederholte Benedikt XVI. im Wesentlichen die bekannte Position des Vatikan. Dass er selbst sie aber öffentlich vortrug, war überraschend. Offenbar hatte der Papst die Diplomaten des Staatssekretariats noch einmal auf sein Redemanuskript schauen lassen. Auf jeden Fall werteten die politischen wie kirchlichen Gastgeber in Bethlehem den Papstbesuch als sehr bedeutsam. Und das dürfte auch dem Standing der Christen in der Region zugutekommen.

Überhaupt war die Rückenstärkung für die bedrängte christliche Minderheit im Heiligen Land ein starkes Thema der Papstreise. Im Vorfeld hatten die arabischen Christen befürchtet, sie würden hinter den vatikanischen Interessen am interreligiösen Dialog zurückstehen.
Doch in Jordanien, in Israel und im palästinensischen Westjordanland stellte Benedikt XVI. vor Politikern wie vor Religionsführern die Christen als wichtige und zuverlässige Partner beim Aufbau moderner und humaner Gesellschaften vor.

In erster Linie war die Pilgerreise des Papstes ins Heilige Land aber eine Friedensmission. Bei den Kontrahenten des Nahostkonflikts warb er für einen Frieden durch Dialog und in Gerechtigkeit. Er machte deutlich, dass für einen solchen Frieden die Religionen in ganz besonderer Weise ihren Beitrag leisten und dabei zusammenarbeiten müssten. Damit bestätigte Benedikt XVI. einmal mehr sein Gewicht als moralische Weltautorität.

Es ist ihm dank gründlichen Vorbereitung gelungen, nicht nur keine größeren Fehler zu machen. Er ist vielmehr zugleich aus der Defensive herausgekommen und hat eigene, neue Akzente gesetzt. Damit hat die Reise deutliches Profil gewonnen. Und Benedikt XVI. hat nun seine eigenen großen Spuren im Boden des Heiligen Landes hinterlassen.

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