Der neue Bischof von Liepaja über die Situation in der Diaspora

"Die Hilfe bedeutet uns viel“

Viktors Stulpins ist zum neuen Bischof im Bistum Liepaja ernannt worden. Vor seiner Weihe im September spricht der 41-Jährige mit dem Bonifatiuswerk über die Herausforderungen in der lettischen Diaspora.

Der neue Bischof von Liepaja, Viktors Stulpins (Bonifatiuswerk)

Bonifatiuswerk: Mit 41 Jahren werden Sie einer der jüngsten Bischöfe weltweit. Wie ist Ihr Gefühl vor der Bischofsweihe?

Stulpins: Ich bin noch etwas eingeschüchtert vor den Aufgaben und dem Neuen, was mich erwartet. Aber ich vertraue Gott, wenn er mich dafür ausgewählt hat und möchte, dass ich helfe und das Bistum in die Hand nehme. Ich freue mich auch, denn das Neue wird eine Herausforderung für mich. Das Kurland ist zudem eine wunderschöne Gegend, gleich am Meer, mit einer speziellen Kultur…

Bonifatiuswerk: …und einer extremen Diaspora. Rund zehn Prozent der Menschen sind katholisch.

Stulpins: Ja, Liepaja ist nicht nur eine kleine Diözese, die meisten sind zudem Protestanten oder Nichtgläubige. Da muss noch gefunden werden, wie man die Menschen an Gott heranführt. Denn sie sind gewohnt in ihrer eigenen Welt zu leben. Im Westen Lettlands findet man nicht immer diese christliche Mentalität, wie es sie anderswo gibt. Das wird keine einfache Aufgabe für mich als Bischof. Aber man muss nach Möglichkeiten suchen, damit man die Menschen mit Glauben in Berührung und damit Gott näher bringt.

Bonifatiuswerk: Haben Sie eine Idee, wie das geschehen kann?

Stulpins: Ich möchte erst die Situation kennenlernen, wie im Bistum bislang gearbeitet wurde. Denn wenn man mit eigenen Ideen kommt, dann wird es vielleicht nicht funktionieren. Im Bistum wird es viel um Neuevangelisierung gehen. Also darum, diejenigen zu finden, die gläubig sind und sie noch mehr zu engagieren. Aber sie sollen auch andere, die nichts mit Kirche zu tun haben, mitziehen. Also diejenigen, die den Weg noch nicht kennen oder erst suchen und nicht wissen, wie man dahinkommt.

Bonifatiuswerk: Welche Rolle spielen Laien in der lettischen Diaspora?

Stulpins: Wir müssen Laien mitengagieren. Schon deswegen, weil wir im Bistum nur 15 Priester sind. Wir Geistliche können nicht alles auf sich nehmen. Wir müssen nach Menschen suchen, die in der Kirche aktiv sind, die auch Aufgaben und einen Teil der pastoralen Mission auf sich nehmen wollen. Das kann Außenstehende anziehen.

Bonifatiuswerk: Wie etwa durch das Martinshaus, wo bedürftige Mütter in ihrer sozialen Not Unterstützung aus christlicher Nächstenliebe erfahren?

Stulpins: Ja, das Martinshaus ist etwas Gutes in unserer Diözese. Nicht nur, weil wir viele bedürftige Menschen im Bistum haben und denen durch das Sozialprojekt geholfen wird. Die Menschen sehen durch die Hilfe auch, dass es andere Menschen sind, die sie unterstützten. Und so kann man mit ihnen über Gott ins Gespräch kommen.

Bonifatiuswerk: Das Bonifatiuswerk unterstützt als Hilfswerk für den Glauben seit Jahren die Arbeit im Martinshaus in Liepaja, aber auch weitere Projekte in der lettischen Diaspora...

Stulpins: Die Hilfe durch das Bonifatiuswerk war und ist sehr groß. Ob Kirchenbau oder Kinderwallfahrten oder finanzielle Unterstützung für die katholische Grundschule in Liepaja. Das bedeutet uns viel. Es zeigt, dass die Kirche universell ist und wir nicht allein gelassen werden in der Diaspora. Es zeigt auch, dass wir in einer Kirche sind und der eine dem anderen hilft, so wie er kann. Das ist wichtig.

Bonifatiuswerk: In der Vergangenheit unterstützte das Bonifatiuswerk immer wieder den Bau von neuen Kirchenräumen. In der Diözese wurden in den vergangenen 20 Jahren rund zehn Gotteshäuser neu errichtet.

Stulpins: Ich möchte den Kirchenbau nicht zu meiner Hauptaufgabe machen und es gibt noch etwa vier nicht fertig gestellte Kirchen. Ich möchte mich bemühen, dass es Gläubige gibt, die in die Gotteshäuser kommen. Denn wenn wir eine Kirche bauen und das Gebäude steht leer, ist das nicht gut. Es ist besser, dass zuerst eine Gemeinde entsteht und Gläubige sich auch am Bau beteiligen. Sie können dann sagen, die Kirche wurde nicht nur für uns gebaut, sondern es ist unsere Kirche.


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