Der Konflikt auf dem Philippinen-Staat Mindanao eskaliert

Pflichtgebet um Frieden

Mindanao ist die zweitgrößte Insel der Philippinen. Eine Südsee-Perle mit wechselhafter Geschichte geprägt von Konflikten und Kolonisation. In den vergangenen Wochen kam es erneut zu schweren Kämpfen. Der Erzbischof der überwiegend katholisch besiedelten Insel hat deshalb nun ein Friedensgebet angeordnet.

 (DR)

Der Erzbischof der philippinischen Diözese Cebu, Kardinal Ricardo Vidal, hat ein Pflichtgebet" für den Frieden auf Mindanao angeordnet. Ab sofort sollte die sogenannte "oratio imperata" in allen 140 Gemeinden der Diözese nach der Kommunion gebetet werden, berichtete am Montag die Philippinische Bischofskonferenz auf ihrer Webseite. Auf der Insel Mindanao ist es in den vergangenen zwei erneut zu schweren Kämpfen zwischen Rebelleneinheiten der "Moro Islamic Liberation Front" (MILF) und der Armee gekommen. Zuvor war die Unterzeichung eines Friedensabkommens zwischen der MILF und der philippinischen Zentralregierung gescheitert.

Der Weihbischof in Manila Broderick Pabillo wies unterdessen energisch den Aufruf christlicher Politiker auf Mindanao an die Bevölkerung zurück, sich zu bewaffnen und mit Gewalt gegen die muslimischen Rebellen vorzugehen. Das würde die Feindseligkeiten nur noch weiter anheizen, warnte der Bischof.

Zehntausende Menschen sollen auf der Flucht sein
Die Menschenrechtsorganisation amnesty international befürchtet, dass eine Bewaffnung von Zivilisten auf Mindanao bereits begonnen habe. Auch der Vertreter der Konrad Adenauer Stiftung auf den Philippinen, Klaus Preschle, erklärte, auf Mindanao gebe es "kaum einen Haushalt ohne Waffen".

In den vergangenen Woche gab es nach Einschätzung von Beobachtern die schlimmsten bewaffneten Auseinandersetzungen auf der Inselgruppe seit Jahren. Für die Kämpfe werden Splittergruppen der MILF verantwortlich gemacht. Zehntausende Menschen sollen auf der Flucht sein.

Ein philippinisches Gericht hatte vor zwei Wochen die Unterzeichung des Abkommens, das Beobachter als Schritt zur Schaffung einer autonomen Muslimregion auf Mindanao werten, per einstweiliger Anordnung gestoppt. Die betroffenen Bevölkerungsgruppen seien nicht in den Verhandlungsprozess einbezogen worden, hieß es zur Begründung. Nach scharfer Kritik durch Medien und Politiker hatte Staatspräsidentin Gloria Arroyo die Übereinkunft Ende der Woche ganz zurückgezogen und neue Verhandlungen mit den Muslimen angekündigt.