Der Kölner Dom hat keine Sommerferien

Nur an Rosenmontag frei

Mit etwa sechs Millionen Besuchern im Jahr ist der Kölner Dom die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Deutschlands. Domdechant Robert Kleine im domradio.de-Interview über den besonderen Andrang in den Sommermonaten und seine Herausforderungen.

Touristenmagnet Kölner Dom (dpa)
Touristenmagnet Kölner Dom / ( dpa )

domradio.de: Der Kölner Dom ist Gotteshaus und Sehenswürdigkeit. Wie schwierig ist es, beides unter einen Hut zu kriegen?

Kleine: Es bereitet Probleme. Aber die haben wir, glaube ich, gut im Griff. Es kommen natürlich viele Touristen zum Dom, einem der beliebtesten Bauwerke in Deutschland; Touristen, die vielleicht auch nicht aus unserem Kulturkreis kommen, keine Christen sind und gar nicht wissen, wie man sich in einer Kirche verhält. Aber denen kann man ja erklären, dass man nicht so laut spricht, dass man aus Ehrfurcht den Hut abnimmt und dass man nicht mit Essen in den Dom geht. Dafür haben wir unsere Domschweizer, denen täglich so viel Unverständnis entgegengebracht wird - und die ich an dieser Stelle für ihren Einsatz ausdrücklich loben möchte. Das Zweite ist, dass wir im Dom eine Struktur haben: Man geht durch das Seitenschiff und nicht durch den Mittelgang, das beruhigt das Bild des Domes. Aber es ist ja auch sehr schön, dass so viele Menschen in den Dom kommen. Wir können sie erreichen, können vielleicht auch etwas von unserem Glauben deutlich machen. Deshalb sehe ich es vor allen Dingen als Chance, dass so Viele in den Dom kommen.

domradio.de: Und was ist, wenn Gottesdienst gefeiert wird?

Kleine: Dann erleben Touristen teilweise große Enttäuschungen, beispielsweise am Sonntagmorgen: Wenn gesagt wird, es gibt keine Besichtigung. Diese Enttäuschung kann ich verstehen, aber man muss dann halt deutlich machen, dass genau das die eigentliche Zweckbestimmung des Doms ist: Das Liturgie gefeiert wird. Und dass es dann an jedem Tag auch Zeiten gibt, zu denen man den Dom besichtigen kann.

domradio.de: Machen die Sommerferien das Arbeiten im und rund um den Dom noch mal komplizierter?

Kleine: Es ist etwas wuseliger. Teilweise gibt es dann schon einen deutlichen Klangteppich im Dom, wenn die Menschen miteinander sprechen. Es kommen ja auch täglich Zehntausende Menschen. Dann dafür zu sorgen, dass der Dom immer noch als Ort der Stille erfahrbar bleibt, ist schon eine logistische Herausforderung.

domradio.de: Unterscheiden sich auch die Gottesdienste?

Kleine: Sie werden von einer anderen Klientel besucht. Einige "Stammbesucher" sind in Urlaub, dafür kommen Touristen. Es kommen auch Gruppen, die sich angemeldet haben, um einen separaten Gottesdienst zu feiern; auch in einer anderen Sprache mit einem eigenen Priester, wenn sie aus einem anderen Land kommen.

domradio.de: Und wann hat der Kölner Dom dann mal Ruhezeit, quasi Ferien?

Kleine: Unsere Ruhezeit ist Karneval, am Rosenmontag haben wir geschlossen. Immer Sommer haben wir immer geöffnet, aber auch hier gibt es Ruhephasen. Ich kann jedem empfehlen, mal morgens in den Dom zu kommen. Wir feiern die erste Messe um 6.30 Uhr. Und dann herrscht noch Ruhe, selbst wenn wenige Stunden später der Bär brummt. Das gilt auch abends, nachdem die Geschäfte geschlossen haben.

Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR