Der Geburtsort des Papstes fliegt bald als Lufthansa-Jet durch Europa

Marktl hebt ab

Es war eine Flugzeugtaufe mit Weihwasser statt Sekt: Auf dem Münchner Flughafen erhielt eine fabrikneue Embraer 195 der Lufthansa CityLine den Namen des Geburtsortes von Papst Benedikt XVI. Die Idee zur Flugzeugpatenschaft entstand nach dem Weltjugendtag 2005.

Autor/in:
Barbara Just
 (DR)

Ein fabrikneuer Jet der Lufthansa CityLine ist am Freitag (20.05.2011) auf den Namen des Geburtsortes von Papst Benedikt XVI. getauft worden. Auf dem Münchner Flughafen besprengte die Gattin des Bürgermeisters von Marktl, Helga Gschwendtner, die Embraer 195 mit Weihwasser aus dem Papst-Taufbecken anstatt des sonst obligatorischen Sekts. Ihr Mann enthüllte anschließend den Namenszug "Marktl" an der Maschine mit dem Kennzeichen D-AEBG.



Zu einer kleinen Panne kam es bei der Unterzeichnung der Taufurkunde. In ihr stand nicht "Marktl", sondern "Bad Füssing". Gschwendtner und der Geschäftsführer der Lufthansa CityLine, Klaus Froese, unterzeichneten sie deshalb nur der Form halber. Das Flugzeug soll auf europaweiten und innerdeutschen Strecken zum Einsatz kommen, etwa von München nach Bremen, Amsterdam, Genf, Krakau oder Belgrad. Der erste reguläre Flug führt die Maschine am Sonntag ins italienische Olbia auf Sardinien.



Jungfernflug

Wohin der Jungfernflug führt, ist bisher nicht bekannt. Vorgesehen ist die Maschine jedoch für innerdeutsche und europaweite Strecken von der bayerischen Landeshauptstadt nach Bremen, Amsterdam, Genf oder Belgrad.



Auch nach Krakau soll es gehen. "Das freut mich ganz besonders", sagt Marktls Bürgermeister Hubert Gschwendtner (SPD). Seine Marktgemeinde unterhält seit fünf Jahren eine Partnerschaft mit dem nordöstlich von Krakau gelegenen Wadowice, dem Geburtsort des mittlerweile seligen Papstes aus Polen, Johannes Paul II. (1920 bis 2005). Die 2.600 Einwohner zählende oberbayerische Marktgemeinde kann stolz sein, dass künftig ihr Name durch Europa jettet. Normalerweise werden eher Städte berücksichtigt.



Der Marienwallfahrtsort Altötting ist schon ein paar Jahre mit einer Maschine unter den CityLinern am europäischen Himmel unterwegs. Die allerdings fasst keine 116 Passagiere, die nun von der "Marktl" befördert werden. Die Idee zur Flugzeugpatenschaft entstand nach dem Weltjugendtag 2005. Damals besuchte eine Lufthansa-Crew mit Pilot Martin Ott den Bürgermeister von Marktl.



Fromme Symbolik im Spiel

Mit dem Airbus A321 "Regensburg" hatte es Ott beim Rückflug von Köln nach Rom möglich gemacht, dass Benedikt XVI. über seinem Geburtsort kreisen konnte. Per Funk grüßte das Kirchenoberhaupt damals die auf dem Marktplatz versammelten Bürger und spendete ihnen seinen Segen. Ein Jahr später kam der Papst bei seinem Pastoralbesuch in Bayern selbst vorbei, bevor er auf der Heimreise seine Heimat erneut von oben sah.



Bei der Taufe des Flugzeugs ist fromme Symbolik im Spiel. Die Gattin des Bürgermeisters, Helga Gschwendtner, wird den Jet mit Wasser aus dem Taufbecken der Pfarrkirche Sankt Oswald besprengen, wo einst Joseph Ratzinger Christ wurde. Danach segnen die beiden katholischen und evangelischen Ortspfarrer den Flieger in ökumenischer Verbundenheit. Dann enthüllt der Bürgermeister den Namenszug "Marktl" und unterzeichnet mit einem Geschäftsführer der Fluglinie die Taufurkunde.



Leise und sparsam

Das Flugzeug gilt als einer der leisesten und sparsamsten Regionaljets der Welt, verkündet die Lufthansa. Sie wird nicht nur der Name "Marktl" zieren, sondern auch das Wappen der Gemeinde mit dem Schifferhaken und dem goldenen Streichmaß. Ihre Länge beträgt 39 Meter, die Spannweite liegt bei mehr als 28 Metern. In einer maximalen Reiseflughöhe von 12.500 Metern erreicht die Maschine eine Geschwindigkeit von 835 Kilometern pro Stunde.



Innen wird nichts auf Benedikt XVI. hinweisen. Das war anders, als Pilot Ott den Papst 2006 zum zweiten Mal mit der "Regensburg" von Deutschland zurück nach Italien brachte. Damals ließ er für den Sitz des Heiligen Vaters in der ersten Reihe und den Nachbarstuhl Überzüge von den für ihre Paramentenstickereien bekannten Franziskanerinnen von Hohenwart fertigen. Auf dem einen prangte das päpstliche Wappen, auf dem anderen das bayerische. Die Handarbeit freute den Papst sehr, erinnert sich Ott. Inzwischen lagert sie im Archiv der Lufthansa.



Die beiden Stühle wurden später ausgebaut. Gelandet sind sie in Gschwendtners Arbeitszimmer im Rathaus und werden dort in Ehren gehalten. An einen eigenen Flughafen in Marktl denkt der Bürgermeister aber nicht, wie er auf Nachfrage versichert. Dem Hubschrauber, der den Papst damals nach Regensburg weiterflog, reichte der örtliche Fußballplatz zum Landen und Starten.