Der BDKJ blickt in Altenberg auf 60 lebhafte Jahre zurück

Immer für eine Provokation gut

Vor 60 Jahren wurde in Ostwestfalen der Bund der Deutschen Katholischen Jugend gegründet. Die Zeit der großen Konfrontationen ist zwar vorbei, aber der BDKJ gilt nach wie vor als aufmüpfig und reformorientiert - und manch einer wünscht sich, dass er sich frommer gäbe. Denn noch immer will die Jugend mehr, als die Erwachsenen zu geben bereit sind.

 (DR)

1947 im ostwestfälischen Hardehausen gegründet
Das Dachgremium von derzeit 15 katholischen Jugendverbänden mit insgesamt rund 650.000 Mitgliedern profiliert sich als Speerspitze für mehr Mitsprache in Gesellschaft und Kirche und pocht etwa in Sachen Ökumene, Sexualität oder Stellung der Frau auf Veränderungen. Der Verband wurde vor 60 Jahren gegründet und feiert seinen runden Geburtstag bei der Hauptversammlung in Altenberg.

Um gesellschaftlichen Einfluss ging es schon, als der Verband 1947 im ostwestfälischen Hardehausen ins Leben gerufen wurde. Damals tendierten die Gründer allerdings eindeutig zu den "C"-Parteien. Nach dem Godesberger Programm von 1959, mit dem die SPD auch auf Kirchen und Katholiken zuging, öffnete sich der BDKJ auch für das linke Spektrum. Besonders die Ostpolitik von Willy Brandt und der Warschauer Vertrag stießen dort auf positive Resonanz.

Provokation: Frauen-Priesterweihe
An eine kritische Grenze stieß der BDKJ im Jahr 1994, als er mit seiner Unterschriftenaktion gegen das päpstliche Nein zur Frauen-Priesterweihe die Kirchenleitung provozierte. Die damalige organisatorische Einheit von BDKJ und Arbeitsstelle für Jugendseelsorge (afj) der Bischöfe wurde in der Folge entflochten. Längst haben sich die Wogen wieder geglättet, kommt es wie beim Engagement gegen Jugendarbeitslosigkeit sogar zum Schulterschluss mit den Bischöfen. Innerhalb des BDKJ ist auch das Bewusstsein gewachsen, dass der Verband nicht alle katholischen Jugendlichen vertritt. In den Gemeinden gibt es zahlreiche Gruppen ohne Verbandsbindung und fast 400.000 Messdiener.

Der BDKJ, der seinen Sitz in Düsseldorf und ein Lobbybüro in Berlin unterhält, versteht sich durchaus als jugendpolitischer Interessenverband, der sich unter anderem für fairen Handel, die Absenkung des Wahlalters oder gegen Kinderarmut engagiert. Damit einhergehen Projekte wie die Sternsingeraktion für Kinder in Entwicklungsländern oder das Freiwillige Soziale Jahr.

Glaubensleben spielt wieder eine Rolle
Den Verantwortlichen ist aber auch bewusst, dass es eine große Sehnsucht nach einem geistlich-religiösen Glaubensleben gibt. Deshalb beteiligte sich der Jugenddachverband intensiv an dem als Glaubensfest geplanten Weltjugendtag 2005 in Köln.

In einem Eckpunktepapier aus jüngerer Zeit heißt es denn auch: Neben der Mitgestaltung von Gesellschaft und Kirche werde der Verband auch durch Gebet und Gottesdienst geprägt. In diesem Sinne beteiligt sich der BDKJ am ökumenischen Kreuzweg der Jugend oder der Gebetsstunde zum Weltfriedenstag.

Nachwuchssorgen
Trotz aller Aktivitäten sorgt sich der BDKJ wie viele andere gesellschaftliche Organisationen angesichts des demografischen Wandels um die Zukunft des Verbandes. Deshalb startet er zum Jubiläum eine Jugendverbandsoffensive. Titel: "Uns schickt der Himmel. Katholische Jugendverbände machen Zukunft." Ziel ist es, die Mitgliedsverbände und ihre Arbeit bekannter zu machen und neue Zielgruppen zu gewinnen.

Um die junge Generation besser anzusprechen, hat der Verband zudem mit dem Hilfswerk Misereor eine Studie in Auftrag gegeben. Sie soll die Einstellungen und Wünsche von 7- bis 27-Jährigen zu Religion und Kirche untersuchen. BDKJ-Sprecher Michael Kreuzfelder: "Wenn wir Jugendliche wirklich erreichen wollen, müssen wir offensiv mit den eigenen Grundprinzipien umgehen und uns in der Jugendpastoral neu aufstellen."