Denkmalpflege kritisiert Umbaupläne für Berliner St. Hedwigs-Kathedrale

Unter- und Oberkirche

Berlins oberster Denkmalschützer, Landeskonservator Jörg Haspel, hat den geplanten Umbau der katholischen St. Hedwigs-Kathedrale kritisiert. Er sieht das historische Konzept für die Kathedrale gefährdet.

Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale  / © Jens Kalaene (dpa)
Blick in die St. Hedwigs-Kathedrale / © Jens Kalaene ( dpa )

Das Vorhaben des Erzbistums Berlin, die Bodenplatte zu schließen, um damit einen größeren Innenraum für Gottesdienste zu erhalten, widerspreche aus konservatorischer Sicht dem Entwurfsgedanken des nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererrichteten Baus, sagte Haspel in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Dem Architekten Hans Schwippert sei es damals darum gegangen, durch die Öffnung die Unterkirche mit der Oberkirche "in eine augenfällige Beziehung" zu setzen. Damit sollte die Einheit der Gemeinde mit den in der Krypta beigesetzten Märtyrern und den Gläubigen im Kathedralraum betont werden, sagte Haspel: "Wir sehen deshalb die Pläne des Erzbistums sehr kritisch und plädieren für Lösungen, die die Grundidee des historischen Entwurfskonzeptes respektieren." Es müsse alles daran gesetzt werden, den 1963 fertiggestellten "unverwechselbaren und deutschlandweit einzigartigen Sakralraum einer Bischofskirche zu bewahren".

Pläne sehen Schließung der Mitteltreppe vor

Der oberste Denkmalschützer Berlins verwies dabei auch auf weitere erhaltenswerte Elemente im Innenraum der Kathedrale: etwa die Arbeiten des Berliner Metallkünstlers Fritz Kühn und die Kreuzwegsbilder des Dresdner Malers Josef Hegenbarth. "Wir müssen Denkmale der Nachkriegszeit als Teil des kulturellen Erbes begreifen", sagte Haspel. Das gelte auch für wiederaufgebaute Kirchen. Es gebe "im Detail noch ein ganzes Spektrum von Möglichkeiten, wie die Belange der Gemeinde in Einklang mit dem vorhandenen Bau zu bringen sind".

Über den Umbau der katholischen Bischofskirche wird seit Jahren heftig gestritten. Kritiker monieren auch die hohen Kosten eines Totalumbaus der Kirche. Kernpunkt der Umbaupläne ist die Schließung der breiten Mitteltreppe hin zur Unterkirche. Diese runde Treppenöffnung kritisieren viele Geistliche und Kirchenbesucher als Zweiteilung der Gottesdienstgemeinde, die zudem von den Priestern auf Abstand gehalten werde. Ein gemeinsames Feiern im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils ist nach Überzeugung der Befürworter des Umbaus nur schwer möglich.

St. Hedwig ist Berlins älteste und wohl auch bekannteste katholische Kirche. Sie wurde am 1. November 1773 geweiht. Der Bau war die erste katholische Kirche Berlins seit der Reformation. Modell für die Kathedrale stand das Pantheon in Rom. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie 1943 schwer zerstört.


Quelle:
epd